Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  OLAF

(getauft am 11.11.2005)

 

 

 

Wie sehr viele Tiefdruckgebiete bildete sich OLAF über der Labradorsee zwischen Neufundland (Kanada) und Grönland. Dabei entstand aus dem Okklusionspunkt eines alternden Tiefs über dem Nordkanadischen Festland eine kleine Welle, die sich rasch zum eigenen Tiefdruckwirbel weiterentwickelte. Aus solch einer Entwicklung heraus wurde OLAF zum ersten Mal am 11.11.2005 auf der Prognosekarte für den nächsten Tag benannt.

Die meteorologischen Bedingungen über der Labradorsee begünstigen eine schnelle Zyklogenese, d.h. die Entwicklung des Tiefdrucksystems. Über diesem Gebiet trifft kalte und trockene Luft auf warme und feuchte Luft, die durch den Golfstrom bis in diese doch eigentlich recht nördlichen Breiten transportiert wird. Das Gebiet, wo sich diese unterschiedlichen Luftmassen treffen, nennt man Polarfront. Diese Polarfront ist durch ein Band mit besonders kräftigen Winden (mit Windgeschwindigkeiten von ca. 200 – 270 km/h), dem sog. Strahlstromband bzw. Jetstream, gekennzeichnet. Dieser Jetstream ist z.B. gut in einer Höhe von ca. 5000 km (500 hPa – Niveau) zu beobachten.

Entwickelt sich nun ein Tiefdrucksystem wie OLAF in dieser Polarfront, dann zieht es mit der starken Höhenströmung nach Osten und verstärkt sich oftmals zu einem Sturmtief. Am 13.11.2005 war OLAF westlich von Island angelangt. 24 Stunden später lag er schon über dem Europäischen Nordmeer, also sozusagen vor der Küste Norwegens. OLAF lenkte nun feuchte Luftmassen direkt auf das Norwegische Gebirge. Dieses führte dazu, dass die Luftmasse gehoben werden musste und deswegen nicht mehr so viel Wasser halten konnte. Es kam zu ergiebigen Niederschlägen. So regnete es bspw. innerhalb von 24 Stunden in Bergen 62 Liter pro Quadratmeter. Dass OLAF ein Sturmtief war, merkte man auch an den gemessenen Windgeschwindigkeiten. So wehte um 7 Uhr morgens in Bergen zwar nur schwacher Wind (14 km/h), in der Landeshauptstadt Oslo gab es zur selben Zeit jedoch schon eine mittlere Windgeschwindigkeit von 40 km/h, was auf der Beaufort-Skala Windstärke 6 entspricht. OLAF’s Kerndruck am 14.11.2005 betrug unter 980 hPa, während in Skandinavien Temperaturen von bis zu 11°C herrschten.

Auf den Satellitenbildern sah man ausgedehnte Wolkenfelder im Skandinavischen Raum. Diese Wolken waren jedoch nicht alleine OLAF zugehörig. Das sich entwickelnde Tief PETRUS hatte sich am 14.11.2005 als eine Welle in OLAF’s Kaltfront gebildet. Diese beiden Tiefdrucksysteme waren räumlich nahe beieinander und durch die Fronten verbunden.

Bis zum 15.11.2005 verstärkte sich OLAF weiter bis auf unter 975 hPa. Nun lag er über Finnland, während die Frontensysteme von OLAF und PETRUS Norddeutschland überquerten. Dieses brachte bis 07 Uhr morgens in Leck an der dänischen Grenze schon 10 Liter Regen pro Quadratmeter. Bis zum Mittag hatte das Regenband eine Linie etwa von der Eifel bis zum Berliner Raum erreicht. Während es im Norden schon wieder auflockerte, wurden an der Nordsee Spitzenwindgeschwindigkeiten der Stärke 9 und 10 gemessen.

Der 15.11.2005 war der letzte Tag an dem der Sturmwirbel OLAF auf den Wetterkarten analysiert werden konnte. Bis Mitternacht des 16.11.2005 hatte sich PETRUS ebenfalls zum Sturmtief entwickelt, weiter verstärkt und OLAF in seine Zirkulation mit einbezogen.

 

 

 

 


Geschrieben am 14.12.2005 von S. Müller

Wetterkarte: 14.11.2005

Pate: Olaf Henningsen