Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
OLAF
(getauft am 27.01.2021)
Mitte der dritten Januardekade war das Wetter
in Europa mit Ausnahme des Hochdruckgebietes ELKE fast ausschließlich von
Tiefdruckgebieten, auch Zyklonen genannt, bestimmt worden. Auf der 500
hPa-Höhenkarte war zudem ein Trog zu erkennen, welcher sich östlich der
Vereinigten Staaten über dem Nordatlantik befand und innerhalb der nächsten
Tage gen Europa ziehen sollte. Bei einem Trog handelt es sich um eine Zone
tiefen Luftdrucks, welche in ca. 5,5 km Höhe vorliegt. Unterhalb eines solchen
Troges bilden sich diverse Tiefdruckgebiete, was schließlich auch für das
Entstehen des Tiefs OLAF verantwortlich war. Am 27. Januar waren westlich von
Europa über dem zentralen Nordatlantik 2 Tiefdruckkomplexe zu erkennen, welche
auf die Namen NICOLAI und MALTE getauft wurden, diese lagen unter dem erwähnten
Trog. Es war abzusehen, dass sich ein weiteres Tiefdruckgebiet bilden sollte,
welches zunächst als Randtief entstand.
Dementsprechend wurde das für den 28. Januar neu entstandene Tief am Vortag in der
Prognose auf den Namen OLAF getauft.
Der erste Tag, an dem die Zyklone OLAF auf
der Berliner Wetterkarte verzeichnet war, war der 28. Januar um 00 UTC (01 Uhr
MEZ). Sie lag mit einem Kerndruck von unter 995 hPa nördlich der Azoren auf
einem Breitengrad mit München. Wie bereits erwähnt war sie zunächst lediglich
ein Randtief der Tiefdruckgebiete MALTE I und
NICOLAI, welche im Hauptkern einen Druck von unter 980 hPa erzeugten. Die
Zyklone OLAF hatte zu dieser Zeit bereits eine vorlaufende Warm- sowie eine
nachfolgende Kaltfront. Erstere verlief wenige hundert Kilometer nach Osten und
letztere bogenförmig zunächst südöstlich, später südwestlich einige tausend
Kilometer. Das Wettergeschehen in Westeuropa wurde an diesem Tag noch nicht von
Tief OLAF beeinflusst, dies sollte noch einen Tag dauern.
Zum Folgetag, dem 29. Januar, um 00 UTC
verlagerte sich das Tiefdruckgebiet gen Nordosten und lag schließlich mit einem
Kerndruck von unter 990 hPa über der Irischen See, genauer dem Nordkanal, einer
Meerenge zwischen Nordirland und Schottland. Es hatte sich eine sogenannte Zyklonenfamilie, auch Zyklonenserie,
gebildet, was eine Folge von Tiefdruckgebieten an derselben Frontalzone
bezeichnet. Ganz im Westen an der Frontalzone war das Tief MALTE I, weiter
östlich das Tief NICOLAI und anschließend folgte die Zyklone OLAF. Alle drei
Druckgebilde waren mittels einer Okklusionsfront miteinander verbunden. Bei
einer Okklusionsfront handelt es sich um eine Mischfront aus Kalt- und
Warmfront, welche Eigenschaften beider Frontentypen in sich vereint. Am
sogenannten Okklusionspunkt schiebt sich kalte Luft unter warme Luft und hebt
diese an, was oftmals zu Wolkenbildung und Niederschlägen führt. Der
Okklusionspunkt der Zyklone OLAF lag zu dieser Zeit über dem Ärmelkanal. Von
ihm aus ging die kurze Warmfront gen Südosten und endete nördlich von
Marseille. Die Kaltfront hingegen verlief in südwestliche Richtung über die
Biskaya und endete über der spanischen Hafenstadt A Coruña. An diesem Tag
brachte das Tiefdruckgebiet erstmalig Niederschlag nach Europa. So wurden in
der Nacht auf den 29. Januar 12-stündig bis 07 Uhr MEZ, was 06 Uhr UTC
entspricht, vielerorts zweistellige Niederschlagsmengen registriert, wie an den
Stationen in St. Athan nahe Cardiff mit 15 l/m², in
Capel Curig südwestlich von Liverpool mit 18 l/m² und
in Aberdeen mit 20 l/m².
Innerhalb der nächsten 24 Stunden verlagerte
sich das Tief weiter Richtung Osten und es entstanden aus dem Tief OLAF zwei separate
Tiefdruckkerne, welche mit den römischen Zahlen I und II benannt wurden. Zu
Tagesbeginn des 30. Januars lag OLAF I mit seinem Kern etwa auf der Hälfte der
Strecke Hamburg-München und OLAF II östlich von Budapest. Der Druck der beiden
Kerne war etwa gleich bei knapp unter 1000 hPa. Die Kerne waren mittels
Okklusion miteinander verbunden und der Einflussbereich war zu dieser Zeit etwa
das gesamte Mittel- und Osteuropa. Auch an diesem Tag brachten die beiden Kerne
erneut Niederschlag mit sich, so fiel fast im gesamten deutschen Raum Regen, im
Norden Deutschlands auch Schnee oder Graupel. In Boizenburg beispielsweise,
einer Stadt in Mecklenburg-Vorpommern östlich von Hamburg fiel 8 Stunden lang
bis 07 Uhr MEZ Schnee, zeitweise auch gefrierender Regen. Die höchsten
Niederschlagsmengen wurden allerdings weiter südlich registriert. 12-stündig
bis 07 Uhr MEZ kamen an den Stationen Gardelegen in Sachsen-Anhalt 11 l/m² und in
Saldenburg-Entschenreuth in Bayern 16 l/m² zusammen und
ganz im Südwesten des Landes, wo die höchsten Niederschlagsmengen auftraten,
wurden an der Station Baiersbronn-Mitteltal knapp 18 l/m² registriert.
Innerhalb der nächsten Tage verbanden sich die beiden Kerne wieder zu einem und
das Tiefdruckgebiet verlagerte sich unter erneuter Verstärkung gen Nordosten.
Der tiefste gemessene Druck im Kern der Zyklone lag bei unter 985 hPa, welcher
am 02. Februar gemessen wurde. Zu dieser Zeit lag das Tiefdruckgebiet nur noch
knapp im Analysebereich der Berliner Wetterkarte westlich von Workuta, einer
russischen Stadt nördlich des Polarkreises. Niederschlagsmengen wie
beispielsweise die vom 30. Januar konnten trotz Verstärkung des Tiefs nicht
mehr zustande kommen. Schließlich schwächte sich das Tief immer weiter ab und
verließ am 05. Februar den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte, wodurch
das Tief letztmalig am 04. Februar auf ihr verzeichnet werden konnte.