Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
OLGA
(getauft am
12.10.2018)
Bereits
am 10.10.2018 positionierte sich ein großräumig ausgeprägter Kaltlufttrog über
dem Nordatlantik. In einem Trog, der sich oftmals gut im 500 hPa-Niveau, also
in knapp 5,5 km Höhe, erkennen lässt, strömt kalte Luft von den Polen mit nord-
bis nordwestlicher Strömung nach Süden. Diese mit Kaltluft gefüllten Gebiete
entstehen durch die Mäandrierung des Starkwindbandes
in der Höhe, verursacht durch verschiedenste Faktoren wie beispielsweise die
Orographie der Landgebiete oder die Land-Meer-Verteilung. Deshalb ist auf der
Nordhalbkugel die Mäandrierung meist stärker
ausgeprägt als auf der Südhalbkugel, da sich dort deutlich weniger Landmassen
befinden. In diesem Höhentrog entstanden in den folgenden Tagen auch die
Tiefdruckgebiete MARGRIT und NEVINE. Zum 12.10. befand sich das starke Tief
NEVINE nahe der Faröer Inseln, hatte aber ein
Frontensystem ausgebildet, welches sich auch über die Britischen Inseln zog und
im südlicheren Abschnitt, südöstlich der Azoren, mit Fronten des Hurrikanes LESLIE in Verbindung stand. Diese Front begann
sich langsam wellenförmig zu deformieren, sodass relativ warme Luft aus
Südosten neben relativ kalter Luft aus Nordwesten lag. Aus diesen verschieden
temperierten Luftmassen ließen sich auch Warm- und Kaltfront ableiten. In der
Prognose des 12.10.2018 für den folgenden Tag 12 Uhr UTC, also 13 Uhr MEZ, wurde ein an der
Deformation entstehender Wirbel auf den Namen OLGA getauft.
Erstmalig
auf den Analysekarten erschien Tiefdruckgebiet OLGA erst am 14.10.2018, jedoch
brachte der sich entwickelnde Wirbel schon am 13.10. signifikantes Wetter,
insbesondere über Großbritannien. Vom britischen Wetterdienst auf den Namen
CALLUM getauft, erreichten die durch das junge Tief OLGA hervorgerufenen Winde
Sturmstärke. Die Station Scampton erfasste 77,8 km/h
in Spitzen, was Stärke 9 auf der Beaufortskala entspricht. Auf einer der Scilly-Inseln, St. Mary‘s, maß
man gar 94,5 km/h, Stärke 10. Noch im Zusammenhang mit der verwellten
Front des Tiefs NEVINE konnten zudem schon Niederschläge von etwa 23 mm in 12
Stunden bis 18 Uhr UTC in West Freugh oder auch 19 mm
im selben Zeitraum in Charterhall gemessen werden.
Zu
Tagesbeginn des 14.10. befand sich der Kern des Tiefdruckgebietes OLGA mit
einem Druck von unter 995 hPa an der Nordostküste Schottlands. Die Zyklone
hatte bereits eine Okklusionsfront ausgebildet, was bedeutet, dass die
schneller ziehende Kaltfront die vorlaufende Warmfront eingeholt und deren
Luftmassen vom Boden angehoben hatte. Daraus entsteht eine Mischfront, welche
die Eigenschaften beider Frontentypen in sich vereint und als Okklusion
bezeichnet wird. In einem Tiefdruckgebiet stellen die Fronten Luftmassengrenzen
gar, wobei hinter der Warmfront wärmere Luftmassen einströmen und hinter der
Kaltfront kältere, das Gebiet zwischen beiden wird Warmsektor genannt.
So
lag nun um 00 Uhr UTC der Kern der Zyklone OLGA an der Küste Schottlands,
während die Okklusion einmal die britische Hauptinsel nach Süden überquerte.
Die Kaltfront verlief vom Kern ausgehend nach Süden und ging bei London in die
Warmfront eines nachfolgenden Tiefs über, welches sich entlang der Fronten des
Tiefs OLGA und des ex-Hurricanes LESLIE gebildet
hatte. Die Warmfront verlief nach Südosten und griff dabei über Trondheim auf
das skandinavische Festland über. In Nordschweden verband sie sich mit der
Kaltfront des vorlaufenden Tiefs NEVINE.
Durch
die stark ausgeprägte, nach Norden weisende, Höhenströmung zogen die
Tiefdruckgebiete schnell entlang der Vorderseite des Troges, wodurch das ganze
nordwestliche Europa stets von Wolken bedeckt und von Regen betroffen war.
Insbesondere im Bereich des Kerns des Tiefs OLGA kam es zu Niederschlägen. Die
norwegische Station Sauda vermeldete 60,0 mm Regen
innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC, Stavanger-Vaaland
53,0 mm und das Dorf Mjollfjell auf knapp 700 m Höhe
55 mm. Zu Tagesbeginn hatte es nochmals im Norden Großbritanniens Regen
gegeben, wie auf der nördlichsten bewohnten Insel der Shetlandinseln
in Baltasound mit 12 mm in den Nachtstunden bis 06
Uhr morgens. Entlang der südnorwegischen Küste konnte man zudem hohe
Windgeschwindigkeiten durch das Zusammenspiel des starken Hochs VIKTOR und des
Tiefs OLGA beobachten. Vega-Vallsjo maß Spitzenböen
von 86,5 km/h, Beaufort 9, auf der Insel Fedje 97,3
km/h, Beaufort 10 und mit 126,1 km/h am Leuchtturm Krakenes
gab es sogar Orkanstärke, Beaufort 12. Die Temperaturunterschiede der
Luftmassen im Warm- und Kaltsektor waren besonders in Alesund
gut erkennbar. Während subtropische Luft aus Süden zu Tagesbeginn hinter der
Warmfront in Alesund bereits zu 08 Uhr UTC 21,6°C
brachte, sank sie hinter der Kaltfront auf lediglich 9,3°C um 15 Uhr UTC. Der
Durchzug der Kaltfront wurde auch von 3 mm Niederschlag in einer Stunde bis 15
Uhr begleitet. Auch die Station in Innderdalen, einem
Tal nordöstlich von Alesund, zeigte ein ähnliches
Bild. Dort betrug die Maximaltemperatur um 09 Uhr 21,0°C und nach 10 mm
Niederschlag in einer Stunde um 17 Uhr nur noch 8,3°C.
Weiter
der starken Höhenströmung nach Nordosten folgend befand sich Tiefdruckgebiet
OLGA mit einem unter 995 hPa starken Kerndruck um 00 Uhr UTC des 15.10. an der
Nordküste Norwegens zur Barentssee. Während die Kaltfront weiterhin nach Süden
über Schweden verlief und die Warmfront einige 100 km über der Barentssee
weiterhin in die Ausläufer der Tiefs NEVINE überging, zog sich vom Kern nach
Südwesten ausgehend eine Okklusion. Im gesamten Gebiet des Tiefs OLGA gab es
Niederschlag, allerdings fiel dieser immer geringer aus. Nahe dem Kern in Tromso/Langnes fielen 12-stündig
noch 9 mm über die Nacht bis 06 Uhr UTC und 8 mm an der Station des Flughafens
Alta Lufthavn. Auch entlang der Fronten kam es
12-stündig zu Niederschlagsmengen von 1 bis 4 mm, wie beispielsweise in Krasnye Baki mit 4 mm und Puolanka
Paljakka mit 1 mm.
In
den folgenden beiden Tagen, dem 16. und 17. Oktober, zog Zyklone OLGA mit einem
Kerndruck um die 980 hPa noch weiter nach Nordosten, während sich die Okklusion
immer weiter ausbildete und um das Zentrum wand. Die
Barents- sowie Karasee überlaufend verließ es zum 00
Uhr UTC-Termin des 18.10. den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte. Bis zu
diesem Zeitpunkt brachte es durch Verwellung an der
Kaltfront ein eigenständiges Tiefdruckgebiet auf die Karten, welches im
Nordwesten Russlands noch das Wetter bestimmte. Tiefdruckgebiet OLGAs Einfluss
auf das Wetter konnte durch die fehlenden Messstation im äußersten Norden nicht
weiter verfolgt werden. Lediglich die Station Malije Karakuli auf der Südinsel der Nowaja
Semlja erfasste Niederschlag in Form von Schnee, der
über beide Tage 12-stündig 1 bis 2 mm erreichte.