Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet OLGA

(getauft am 21.04.2012)

 

Im Verlauf des 20.04. bildete sich südlich Neufundlands, an der Grenze zwischen warmen Luftmassen im Süden und kalten Luftmassen im Norden, eine zunächst noch schwach ausgeprägte Welle aus. Bis zum Morgen des 21.04. verstärkte sie sich zu einem Tiefdruckgebiet mit Zentrum südlich von Grönland, welches bis nach Mitteleuropa ziehen sollte, und wurde daher auf den Namen OLGA getauft. Zu diesem Zeitpunkt lag der Kerndruck bei ca. 1015 hPa und das Frontensystem, bestehend aus Warm- und Kaltfront lag noch komplett über dem Atlantik. Bis zum 23.04. 02 Uhr MESZ verlagerte sich das Tiefdruckgebiet OLGA unter Verstärkung auf einen Kerndruck von etwas unter 995 hPa nach Osten und lag nun mit seinem Kern an der Südspitze Irlands. Von dort erstreckte sich eine rücklaufende Okklusion, eine Front, die sowohl Eigenschaften einer Warm-, als auch einer Kaltfront besitzt, wenige hundert Kilometer Richtung Nordwesten über den Atlantik. Eine weitere Okklusion verlief vom Kern in südliche Richtung bis zur Nordwestspitze Spaniens, wo sie sich in eine Warm- und eine Kaltfront aufteilte. Die Warmfront verlief parallel zur Westküste der Iberischen Halbinsel und ging nahe der Südwestspitze in die Kaltfront eines voranlaufenden Tiefdruckgebietes über. Die Kaltfront erstreckte sich ca. 1000 km bogenförmig über den Atlantik, bevor sie ebenfalls in eine Front eines anderen Tiefs überging. Im Laufe des Tages verstärkte sich das Tiefdruckgebiet rasch, sodass es am späten Nachmittag einen Kerndruck von etwas unter 985 hPa aufwies. Damit einhergehend war eine Verstärkung des Druckgradienten, die sich in stärkeren Winden auswirkt. So kam es an der Westküste Frankreichs beim Durchzug der Okklusion zum Teil zu Sturmböen, vereinzelt auch zu Orkanböen. In Biscarosse, nahe Bordeaux, wurden Windgeschwindigkeiten bis 57 kn, das entspricht der Windstärke 11, gemessen. Nördlich davon, in Chemoulin wurden sogar Böen bis 66 kn, was Windstärke 12 und damit Orkan entspricht, registriert. Ein mit dem Tiefdruckgebiet OLGA einhergehendes großräumiges Niederschlagsgebiet brachte bereits in Südengland anhaltende Niederschläge. So wurden z.B. im südenglischen Plymouth zwischen 8 Uhr MESZ und 8 Uhr MESZ des Folgetages 6 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, im nahegelegenen Bournemouth sogar 17 l/m² registriert. In Frankreich kam es im gleichen Zeitraum verbreitet zu 5 bis 10 l/m² Regen. Am Abend des 23.04. wurde auch der Südwesten Deutschlands von diesem Niederschlagsgebiet erfasst. Auf dem Feldberg im Schwarzwald wurden 31 l/m² gemessen, in Trier noch 7 l/m². In der Nacht zum 24.04. lag das Zentrum des Tiefdruckgebiets OLGA über der Normandie. Davon ausgehend erstreckte sich die Okklusion bogenförmig zunächst in nördliche Richtung über den Ärmelkanal, bis sie bei Amsterdam in südöstliche Richtung umschwenkte und über Köln und Baden-Württemberg bis über die Schweiz reichte, wo sie Kaltfrontcharakter annahm. Die Kaltfront erstreckte sich weiter über Norditalien, Monaco, dem westlichen Mittelmeer und die Straße von Gibraltar, bis über den Nordatlantik. Während es an der Okklusion über Deutschland zu den bereits erwähnten teils kräftigen Niederschlägen kam, wurden an der Kaltfront, nahe Monaco auch nächtliche Gewitter registriert. Im Tagesverlauf zog das Tiefdruckgebiet OLGA weiter in nordöstliche Richtung.  Dabei wurden um die Mittagsstunden vor dem Frontensystem z.B. in Berlin ca. 17 °C gemessen, während in Kaufbeuren im südlichen Bayern, das bereits hinter der Front lag, nur noch 1°C, am Hohenpeißenberg sogar 0°C und mäßiger Schneefall registriert wurde. Im Tagesverlauf kam es im Bereich der Okklusion weiterhin zu kräftigen Niederschlägen. So wurden nach Durchzug der Front in Görlitz nochmals 25 l/m² und in Berlin Dahlem 9 l/m² Regen gemessen. Im Rahmen der Nordostwärtsbewegung bildete sich über Bayern ein zweiter Tiefkern aus. Auf der Bodenwetterkarte des 25.04. um 02 Uhr MESZ lag der Kern des Teiltiefs OLGA I schließlich über der Nordsee. Von diesem ausgehend erstreckt sich eine Okklusion bis zum Zentrum des Teiltiefs OLGA II bei Frankfurt/Oder. Die von dort Richtung Südosten verlaufende Okklusion spaltet sich bereits über Südpolen in eine kurze, bis zur russischen Westgrenze reichende Warmfront und eine über Ungarn, die Adria und Italien bis nach Tunis reichende Kaltfront aus. Die Zentren hatten sich in den vergangenen 24 Sunden wieder aufgefüllt, sodass der Kendruck bei knapp unter 1000 hPa lag. Im Zuge dessen hatte sich auch die Wetteraktivität stark verringert. Während im Tagesverlauf nahe des Kerns OLGA I z.B. in Kopenhagen noch 6 l/m² Regen gemessen wurden, wurde im Raum Warschau, welcher ebenfalls vom Frontensystem überquert wurde, kein Niederschlag registriert. Auch in Budapest blieb es bei wolkenlosem Himmel trocken. Bis zum Morgen des 26.04. hatte sich der Kern OLGA II aufgelöst. Auch das Zentrum des Kerns OLGA, zuvor OLGA I, hatte sich nochmals abgeschwächt und wies nun einen Druck von ca. 1005 hPa auf. Vom über Stockholm liegenden Kern verlief eine bogenförmige Okklusion über Tallinn bis zur estisch-russischen Grenze, wo sie sich in eine bis nach Moskau reichende Warmfront und eine kurze, bereits nach etwa 200 km in die Warmfront eines kleinen unbenannten Tiefs übergehende, Kaltfront aufspaltete. Im Tagesverlauf füllte sich die Zyklone OLGA weiter auf und konnte am darauffolgenden Morgen nicht mehr als eigenständiges Tiefdruckgebiet auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden. 

 


Geschrieben am 27.07.2012 von Katrin Krüger

Berliner Wetterkarte vom:  24.04.2012

Pate: Michael Wagenhäuser (www.familieneinladungen.de)