Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet OLIVER
(getauft am 22.09.2015)
Anfang der dritten Septemberdekade
zog ein Tiefdruckgebiet von Neufundland über die Labradorsee bis nach Grönland.
An dessen Front bildete sich über der Südostküste Grönland ein neuer Wirbel
aus, der das Wettergeschehen in Europa beeinflussen sollte. Daher wurde dieser
am 22. September auf den Namen OLIVER getauft.
Am Tauftag besaß das Tief OLIVER
einen Kerndruck von etwa 995 hPa. Vom Kern aus verlief eine kurze
Okklusionsfront nach Osten. Eine Okklusionsfront ist eine aus Warm- und Kaltfront
zusammengesetzte Front, die entsteht, wenn die langsamere Warmfront von der
schnelleren hinteren Kaltfront eingeholt wird. Der Punkt, an dem die Kaltfront
die Warmfront erreicht und zur Okklusion wird, nennt sich Okklusionspunkt. Von
diesem aus erstreckten sich die Kaltfront nach Südwesten, welche in eine
Warmfront eines westlicheren unbenannten Tiefs überging, und eine Warmfront
nach Südosten über dem Nordatlantik.
Bis zum 23. September verlagerte
sich die Zyklone OLIVER leicht nach Osten und lag somit näher an der
Südwestküste Islands. Der Kerndruck verringerte sich dabei auf rund 980 hPa,
wobei der Wirbel OLIVER den niedrigsten Kerndruck seiner gesamten Entwicklung
erreichte. Die Okklusionsfront erstreckte sich bogenförmig nach Südosten über
Island bis vor die Nordwestküste Irlands. Von dort aus reichte die Kaltfront
nach Südwesten, welche in eine Warmfront überging.
Mit der Höhenströmung in etwa 5,5 km
zog das Tiefdruckgebiet OLIVER weiter nach Südosten und befand sich am Folgetag
mit einem etwas höheren Kerndruck von etwa 985 hPa südlich von Island. Vom Kern
aus verlief die Okklusionsfront in einem großen Bogen zunächst nach Norden über
Island und dann nach Südosten bis nach Ostengland, wo der Okklusionspunkt lag.
Von diesem aus erstreckte sich eine kurze Warmfront nach Südwesten über
Frankreich bis zur Biskaya und eine Kaltfront über Südost-England nach
Südwesten. Letztere ging über dem Nordatlantik in die Warmfront eines anderen
Tiefs über dem westlichen Nordatlantik über. Durch den Einfluss des Wirbels
OLIVER fielen im norwegischen Bergen innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr
UTC, also 07 Uhr MEZ, 41 mm Niederschlag und die Tageshöchsttemperatur ging von
18°C am Vortag auf 15°C zurück. Des Weiteren meldete die Wetterstation dort um
06 Uhr UTC Regen. In Rotterdam wurde um die gleiche Uhrzeit eine Windgeschwindigkeit
von 22 km/h, was der Windstärke 4 entspricht, gemeldet.
Die Zyklone OLIVER verlagerte sich in
der Folge etwas rascher und befand sich am 25. September nordwestlich von
Trondheim über dem Nordmeer, wobei sich der Kerndruck auf rund 1000 hPa
erhöhte. Vom Kern aus reichte eine Kaltfront über Kopenhagen, Köln und Bordeaux
nach Südosten und ging über dem Golf von Biskaya in eine Warmfront über. Bei einer
Kaltfront schieben sich die kalten Luftmassen unter die wärmeren Luftmassen,
dabei kommt es im Bereich der Kaltfront zu verstärkten vertikalen
Luftbewegungen. Die dadurch auftretenden stärkeren Quellbewölkungen, kräftigeren
Niederschläge mit eventuellen Gewittern und höheren Windböen weisen auf einen
Kaltfrontdurchgang hin. Rückseitig der Kaltfront stieg der Luftdruck deutlich
an und die Temperatur ging zurück. So wurde in Trondheim nach Durchgang der
Kaltfront eine Höchsttemperatur von 14°C gemessen, während diese am Vortag noch
19°C betrag. Darüber hinaus wurde dort eine 24-stündige Niederschlagsmenge von
9 mm registriert und um 06 Uhr UTC Regenfall sowie eine
Windgeschwindigkeit von 22 km/h gemeldet. Auch entlang der Okklusionsfront fiel
Niederschlag. In Soltau wurde im gleichen Zeitraum 1,1 mm Niederschlag
gemessen. Diese Werte und der deutlich erhöhte Kerndruck zeigten, dass sich das
Tiefdruckgebiet OLIVER bereits abschwächte.
Bis zum 26. September zog das Tief
OLIVER weiter nach Nordosten und befand sich mit einem leicht erhöhten
Kerndruck von etwa 1005 hPa etwa über Tromsø. Vom
Kern aus erstreckte sich eine Okklusionsfront sowohl nach Südosten als auch
nach Südwesten, wobei Letztere über dem Nordmeer in eine nach Nordwesten reichende
Kaltfront überging. Entlang der Okklusionsfront brachte die Zyklone OLIVER 3 mm
Niederschlag in Riga in einem 24-stündigen Zeitraum von 06 Uhr UTC des 26. September
bis 06 Uhr UTC des 27. September. In Warschau wurde um 06 Uhr UTC des 26.
September Regen und eine Windgeschwindigkeit von 22 km/h gemeldet. Innerhalb
von 24 Stunden fielen dort insgesamt 3 mm Niederschlag. Zusätzlich sank die
Höchsttemperatur um 5 Grad im Vergleich zum 25. September und betrug somit nur
noch 14°C.
Das Tiefdruckgebiet OLIVER
verlagerte sich bis zum 27. September nur leicht nach Südosten, so dass der
Wirbel um 00 Uhr UTC etwa über dem Lokka - Stausee
lag. Der Kerndruck nahm weiter zu und erreichte einen Wert von rund 1010 hPa.
Das Tief OLIVER bestand nur noch aus einer kurzen Okklusionsfront, welche sich
nach Südwesten über den Bottnischen Meerbusen und Trondheim bis zum Nordmeer
erstreckte. Die Wetterstation in Trondheim meldete um 06 Uhr UTC eine Windgeschwindigkeit
von 32 km/h, was der Windstärke 5 entspricht, und am nächsten Tag um die gleiche
Uhrzeit eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 4 mm.
Auch in Murmansk zeigte sich der Einfluss der Zyklone OLIVER. Dort fielen in
dem gleichen Zeitraum 6 mm Niederschlag.
Das Tiefdruckgebiet OLIVER löste
sich im Verlauf des 27. September weitgehend auf und war somit nach 7 Tagen
Wetteraktivität über Europa an diesem Tag das letzte Mal auf der Berliner
Wetterkarte analysierbar.
Geschrieben am 06.10.2015 von Barbara Szénási
Berliner Wetterkarte: 24.09.2015
Pate: Oliver Volz