Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet OLIVIA
(getauft
am 12.09.2008)
Am 12.09.2008 deutete sich in der Höhe ein
kräftiger Kaltluftvorstoß nach Süden an. Auf der Vorderseite des austropfenden
Höhentiefs über Frankreich bildete sich im Golf von Genua ein Tiefdruckgebiet,
das auf den Namen OLIVIA getauft wurde. Bereits im Entstehungsprozess wurden
auf der Alpensüdseite vermehrt kräftige Schauer und Gewitter ausgelöst. Dabei
traten gebietsweise 12-stündige Niederschlagsmengen von mehr als 40 Liter pro
Quadratmeter auf wie 43,1 l/m² in Grosseto (Toskana) belegen.
Durch Einbezug energiereicher warmer
Mittelmeerluft auf der Vorderseite des Tiefs kam es auch am Folgetag weiter zu
anhaltenden, teils schauerartig verstärkten Niederschlägen. Betroffen waren nun
auch die Gebiete im Südwesten Deutschlands, wo binnen 24 Stunden eine
Regenmenge von 39 l/m² auf dem Feldberg im Schwarzwald zustande kam, in Basel
wurden sogar 70 l/m² registriert.
Zum 14.09. verlagerte sich der Wirbel
OLIVIA etwas in südliche Richtung. Während im Warmsektor an der Ostflanke des
Tiefs weiterhin heftige Schauer und Gewitter auftraten, floss auf der Rückseite
kühlere Luft bis zur Nordafrikanischen Küste ein, so dass die Höchsttemperatur
im Tunesischen Monastir nur noch bei 24°C lag.
In der Folge zog das Tief OLIVIA rasch
weiter zum Schwarzen Meer und brachte nun auch weiten Teilen Italiens und
Griechenlands in Begleitung unwetterartiger Konvektionscluster die ersehnte
Abkühlung. Mit einem Kerndruck von circa 1005 hPa bildete OLIVIA nun ein
komplexes Frontensystem aus. Dabei entwickelte sich eine nordwestwärts
gerichtete Okklusion, die bald auf den Osten Deutschlands übergreifen sollte.
Bis zum 20.09. blieb die Zyklone quasistationär über der Krim liegen und sorgte
vor allem in Moldawien und der Ukraine für anhaltende Regenfälle. So meldete
die Ukrainische Hauptstadt Kiew am 19.09. eine 24-stündige Regenmenge von 35
l/m² bei nur 10°C Höchsttemperatur. Während viele Faktoren auf eine
voranschreitende Abschwächung OLIVIAS hinwiesen, bildete sich in der Höhenwetterkarte
ein Kurzwellentrog aus, der das alternde Tiefdruckgebiet nochmals aktivierte. In
diesem Zusammenhang formierte sich entlang des Frontenzuges im Bereich des
Schwarzen Meeres ein neues Teiltief OLIVIA II, wohingegen OLIVIA I mittlerweile
über den Karpaten angelangt war. Während der neue Kern ähnlich heftige
Wettererscheinungen in den betroffenen Gebieten mit sich brachte wie der
ursprüngliche Wirbel, griff OLIVIA I auf Ostdeutschland über. Am 23.09. lag das
Tief mit seinem Zentrum in der Nähe Magdeburgs und sorgte im Großteil der neuen
Bundesländer für länger anhaltenden Regen, wobei verbreitet mehr als 15 l/m²
binnen 12 Stunden gemessen wurden. Bei bedecktem Himmel verharrten die
Temperaturen zudem bei frühherbstlichen 13 °C.
Fortan löste sich OLIVIA I mit der
zugehörigen Front mehr und mehr über Deutschland auf. Der zweite Kern
verlagerte sich mit inzwischen nur noch leichten Regenfällen zunehmend zum
Kaukasus, bevor das Tief OLIVIA zum 25.09. gänzlich von den Europäischen
Wetterkarten verschwand.
Geschrieben am 15.10.2008 von Thomas Schubert
Wetterkarte: 23.09.2008
Pate: Christian Reder