Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
OLIVIA
(getauft am
13.02.2012)
Im
Verlauf des 13.02.2012 bildete sich begünstigt durch eine starke Höhenströmung
östlich von Grönland eine Wellenstörung aus, die sich in den folgenden 24
Stunden zu einem Tiefdruckgebiet verstärkte. Dieses wurde in der Prognose für
den nächsten Tag auf den Namen OLIVIA getauft.
Am
14.02.2012 lag der Wirbel mit einem Kerndruck von etwas unter 995 hPa über der
Insel Jan Mayen im Europäischen Nordmeer. Vom Kern zog sich eine Okklusion,
eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften einige hundert Kilometer
nach Südosten, bevor sie sich wieder in Warm- und Kaltfront teilte. Die
Warmfront verlief bis über die Nordsee auf die Breite von Oslo und die
Kaltfront reichte nahezu zonal bis über Island.
Bis
zum 15.02.2012 erfolgte bedingt durch eine straffe Höhenströmung in ca. 5,5 km
über Westeuropa eine rasche Verlagerung der Zyklone OLIVIA bei gleichzeitig
deutlicher Verstärkung. So lag der Wirbel um 00 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von
unter 985 hPa über der Ostsee. Die Okklusionsfront reichte vom Kern bis zur
Insel Rügen und von dort zog sich die
Warmfront über Köln und Brüssel bis zur französischen Hafenstadt Cherbourg am
Ärmelkanal. Die Kaltfront verlief in einem Bogen über Mecklenburg-Vorpommern
und Schleswig-Holstein bis über die Nordsee. Entlang der Warmfront kam es im
Süden Deutschlands und in den Mittelgebirgen zu teils massiven Schneefällen, so
wurde um 06 Uhr MEZ in Nürnberg eine Schneedecke von 10 cm gemessen, in München
sogar 20 cm. Im übrigen Bundesgebiet fiel der Niederschlag überwiegend als
Regen mit Niederschlagssummen in Ostdeutschland von 5 bis 10 l/m² innerhalb von
24 Stunden, wie z.B. Marnitz mit 10 l/m², Berlin mit 7 l/m² oder auch Manschnow
im Oderbruch mit 5 l/m². Im Westen fiel deutlich weniger Regen, z.B. Düsseldorf
1 l/m². Im Stau der Mittelgebirge oder der Alpen wurden örtlich erhebliche
höhere Niederschlagssummen beobachtet, wie z.B. in Oberstdorf mit 25 l/m².
Gleichzeitig frischte der Wind merklich auf. So wurden im Osten und Norden Deutschlands
verbreitet Sturmböen der Stärke 9 beobachtet, wie z.B. in Berlin. Auf Rügen am
Kap Arkona wurde mit 56 kn, dies entspricht 103 km/h, sogar eine orkanartige
Böe der Stärke 11 verzeichnet. Durch die heran gewehte, etwas mildere
Atlantikluft stieg die Temperatur im Vergleich zu den sehr kalten Tagen des
Kältehochs DIETER spürbar an. In Hamburg wurden Werte von bis zu 7°C gemessen,
Berlin meldete ein Maximum von 4°C. Damit wurde auch die seit Ende Januar
anhaltende Kälteperiode beendet.
In
den folgenden 24 Stunden setzte sich die rasche Verlagerung unter deutlicher
Abschwächung entlang der außergewöhnlich starken Höhenströmung fort. Die
Zyklone OLIVIA lag am 16.02.2012 mit einem Kerndruck von etwas unter 1000 hPa
über dem Norden Rumäniens. Das Frontensystem bestand aus einer kurzen
Okklusionsfront, die einige hundert Kilometer östlich vom Kern in eine Kaltfront
überging, die in einem Bogen über Rumänien, Bulgarien bis über Griechenland
reichte. Durch den Einfluss des Wirbels stieg die Temperatur in Bukarest auf
1°C, in den Gebirgsregionen schneite es hingegen noch.
Bis
zum 17.02.2012 setzte sich die rasche Verlagerung unvermindert fort, sodass das
Tiefdruckgebiet OLIVIA nun über der Region Antalya im Süden der Türkei lag. Bei
der Passage der Zyklone fielen im östlichen Mittelmeerraum teils erhebliche
Niederschläge, z.B. auf Rhodos mit 31 l/m². In der östlichen Türkei und Zypern
fielen verbreitet mehr als 10 l/m² wie z.B. in Larnaka mit 11 l/m² oder auch
Adana mit 12 l/m². Das Niederschlagsgebiet erstreckte sich bis nach Israel wo
in Tel Aviv ebenfalls 12 l/m² Regen gemessen wurden.
Bis
zum nächsten Morgen erfolgte unter gleichbleibenden Kerndruck nur eine
Verlagerung des Wirbels OLIVIA nach Nordosten. Damit befand es sich nun über
Ostanatolien und brachte dem Nahen Osten teils heftige Niederschläge. So fielen
innerhalb von 24 Stunden in Jerusalem 45 l/m² Regen und in der jordanischen
Hauptstadt Amman 31 l/m².
Schließlich
zog die Zyklone OLIVIA bis zum 19.02 nach Osten hinaus aus dem Analysebereich
der Berliner Wetterkarte und konnte somit nicht weiter als Tiefdrucksystem
geführt werden.
Geschrieben
am 14.03.2012 von Tobias Mahnkopf
Berliner
Wetterkarte: 15.02.2012
Pate:
Sten Köppe (www.staubsauger.org)