Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet OLIVIA

(getauft am 31.03.20)


Aus einer wellenden Warmfront bei der Inselgruppe Jan Mayen entwickelte sich in den letzten Märztagen des Jahres 2020 ein Tief, das anhand der Analysekarte vom 31.03.20 um 02 Uhr MESZ auf den Namen OLIVIA getauft wurde.     

Mit einem Kerndruck von knapp 985 hPa lag das Zentrum des Tiefs OLIVIA zu diesem Zeitpunkt über dem Europäischen Nordmeer, etwa auf halber Strecke zwischen Jan Mayen und dem Nordkap. Nordöstlich der Jan Mayen-Inseln verlief die kurze Okklusion im Bereich des Kerns über dem Europäischen Nordmeer. Unweit des Zentrums befand sich auch der Okklusionspunkt. Die Warmfront, wo Warmluft langsam über vorlaufende Kaltluft aufstieg, erstreckte sich bogenförmig vom Okklusionspunkt über Skandinavien bis zum Skagerrak. Die in einem engeren Bogen verlaufende Kaltfront über dem Nordmeer reichte bis zur Nordostspitze Islands, wo sich eine Warmfront einer kleinen Wellenstörung bei Grönland anschloss. Markante Niederschlagsmengen fielen dabei im Bereich der Warmfront südlich der Lofoten am Kamm des Skandinavischen Gebirges. Regen oder Schnee von bis zu 34 l/m² in 12 Stunden bis 08 Uhr MESZ in Seljelia kamen so zusammen. Die Höchsttemperaturen betrugen zum Beispiel hinter der Warmfront 4,0°C in Setsa und 5,2°C in Trondheim. Mit arktischer Luft wurden auf Jan Mayen nur -5°C als Höchstwert registriert. Weil über dem Atlantik und der Nordsee das stark ausgeprägte Hochdruckkomplex KEYWAN lag, traten wegen der Luftdruckunterschiede in den mittleren Landesteilen Norwegens schwere Sturm- oder sogar Orkanböen auf.

Einen Tag später befand sich das Zentrum der Zyklone OLIVIA über dem Norden Finnlands. Der Kerndruck hatte sich im Vergleich zum Vortag mit rund 988 hPa leicht erhöht. Die spiralförmige Okklusion verlief über dem Norden und Osten Finnlands bis zum Okklusionspunkt über Estland. Dort trennten sich die Warmfront, die südwestwärts von der Ostsee bis in den Osten Englands reichte, und die Kaltfront wieder. Diese Kaltfront, wo sich kalte Luft unter der Warmluft des Warmsektors schob, erstreckte sich im Bogen von der nördlichen Ostsee bis nach Südnorwegen. Dort ging sie in die Warmfront des Tiefdruckgebietes PAULINE über. Die Niederschlagstätigkeit an den Fronten des Wirbels OLIVIA hatte in den letzten 24 Stunden stark abgenommen. Erwähnenswerter Niederschlag in Form von Schneefall gab es im erwähnten Zeitraum an der Küste des Weißen Meeres im Bereich der Mischfront mit 6 l/m² in Kandalakscha oder 5 l/m² in Medweschjegorsk in der Nähe des Ladogasees. Dazu stieg die Temperatur auf bis zu 9,0°C in Helsinki, 6,2°C in Ventspils und 10,1°C in Göteborg. Jenseits des Polarkreises herrschte Dauerfrost mit beispielsweise -1,9°C in Gällivare. Der am Vortag erklärte Luftdruckunterschied baute sich ganz langsam ab, wobei aber immer noch Sturmböen im Südwesten Finnlands auftraten.

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich das Tiefdruckgebiet OLIVIA ein wenig nach Osten und lag um 02 Uhr MESZ über dem Weißen Meer. Der Kerndruck betrug dort ungefähr 984 hPa. Die Okklusion verlief zunächst nach Süden über dem Nordwesten Russlands bis in den Großraum Moskau und anschließend in einem Bogen nach Westen. Am Okklusionspunkt im östlichen Weißrussland schloss sich die Warmfront des Tiefs PAULINE an und die Warmfront des Tiefdruckgebietes OLIVIA verlief von dort in südwestlicher Richtung über einer Länge von rund 750 km bis zum Riesengebirge. Lediglich entlang der Mischfront kam es zu erwähnenswerten Schneefällen. Im 24-stündigen Zeitraum bis 08 Uhr MESZ waren es 1 l/m² in Jaroslawl und 1,3 l/m² in Wologda. Im Bereich dieser Okklusion wurde die Warmluft komplett von der kühleren Luft vom Boden gehoben. In einer Subpolarluftmasse stieg die Temperatur auf 4,8°C in Kasan, 5,1°C in Moskau und 7,0°C in Tichwin östlich von St. Petersburg.

Mit dem sich weiter verstärkenden Tiefdruckkomplex PAULINE über Skandinavien verlor das Tiefdruckgebiet OLIVIA weiter an Kraft und löste sich auf. Es war auf der Berliner Wetterkarte vom 03.04.20 nicht mehr eingezeichnet.