Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
OLYMPIA
(Getauft
am 04.10.2010)
Bereits am 01.10. war ein Tief mit
Kerndruck 1000 hPa vor der Ostküste Kanadas in den Analysebereich der Berliner
Wetterkarte gerückt, welches in den folgenden zwei Tagen über Neufundland und
dem Nordatlantik rasch nach Osten driftete und dabei deutlich an Stärke gewann.
Am Morgen des 04.10., als das neue Tief
schließlich auf den Namen OLYMPIA getauft wurde, hatte es sich südwestlich von
Island bereits zu einem Sturmwirbel mit Kerndruck 965 hPa entwickelt. Noch am
selben Tag ersetzte OLYMPIA die abgeschwächte Zyklone MAREILE südlich von
Island und verstärkte sich im Zentrum weiter auf knapp unter 955 hPa und wurde
damit zu einem wirkungsvollen Gegenspieler der russischen Antizyklone MARCEL, welche
schon seit mehreren Tagen relativ stationär über dem nord- und osteuropäischen
Festland verharrte und einen Kerndruck von knapp über 1035 hPa besaß. Zwischen
diesen beiden Druckgebieten herrschte also eine Luftdruckdifferenz von mehr als
80 hPa, ein Wert, der normalerweise nur im Winter vorkommt. Während die
okkludierenden Fronten von OLYMPIA mit polarer Meeresluft bis zu den Britischen
Inseln und dem Westen Frankreichs vordrangen und dort etwas Regen brachten,
verstärkte sich aufgrund des enormen Luftdruckgefälles über Mitteleuropa der vom
Hoch zum Tief wehende südöstliche Wind. In Berlin-Dahlem wurden Spitzenwerte
von 19,3 m/s gemessen, was nach der Beaufortskala der Windstärke 8 entspricht.
Im Bereich der Nordalpengipfel kam es unterdessen zu Föhnsturm, der
stellenweise in Spitzen volle Orkanstärke erreichte (auf dem Patscherkofel 74 Knoten). Die Südalpen auf der Luvseite des
Föhns befanden sich derweil im Anströmbereich von sehr feuchten
Mittelmeerluftmassen, so dass es in den Ligurischen Alpen zu heftigen
Regenfällen mit katastrophalen Auswirkungen kam, welche jedoch dem zusätzlichen
Einwirken des französischen Tiefs NATALIE zuzuschreiben sind. Am 05.10.
schwächte sich der vom Geschehen in Mitteleuropa relativ weit entfernte Wirbel
OLYMPIA schon wieder etwas ab, so dass die Windgeschwindigkeiten nur noch in
den Hochlagen von Harz und Erzgebirge Spitzen der Stärke 8 erreichten. Die
Frontlinie rückte währenddessen über die Nordsee bis an die holländische und
norwegische Küste vor. Das Zentrum OLYMPIAS, jetzt mit 965 hPa, verlagerte sich
dagegen nur unwesentlich nach Norden. Durch die blockierende Lage des kräftigen
Hochs MARCEL über Russland, gelang es den nordatlantischen Tiefdruckgebieten
nicht, weiter nach Osten vorzudringen, so dass sie gezwungen war, unter
Abschwächung nach Norden auszuweichen. Genau dies geschah nun mit dem Tief
OLYMPIA, welches am 06.10. schon stark aufgefüllt direkt über Island weiter
nord- bis nordostwärts wanderte. Der Kerndruck betrug
in der Nacht zum 07.10. bereits 980 hPa und die Frontlinie schlug einen großen
Bogen von Island über Spitzbergen und Norwegen bis in den Nordwesten
Deutschlands, wo es in der besagten Nacht etwas Regen gab. In Schleswig fielen
5 mm, nach Süden hin wurden die Regenmengen jedoch rasch weniger, so fielen
beispielsweise in Hamburg nur noch wenige Zehntel Millimeter. Im Tagesverlauf
zog sich die abgeschwächte Front wieder zurück, weshalb es keine weiteren
Niederschläge gab. Die abgeschwächten Überreste von OLYMPIA zogen derweil am
07.10. weiter über Jan Mayen in Richtung Spitzbergen und am 08.10. über
Spitzbergen weiter in Richtung Novaja Semlja, wo sie sich mit 1000 hPa über der Barentssee verloren
bzw. nicht mehr eindeutig dem ursprünglichen Tief zugeordnet werden konnten.
Geschrieben am 07.11. 2010 von R. Löwenherz
Wetterkarte: 05.10. 2010
Pate: popula - der Veranstaltungskalender