Aufgrund starker Temperaturgegensätze über dem Nordatlantik entstanden dort mehrere kräftige Tiefdruckgebiete. ORALIE war einer dieser Tiefdruckwirbel, der eingebettet in eine starke Westwindströmung südlich von Neufundland entstand.
Das
Tief lag am Freitag, den 19.03.2004, seinem Taufdatum, entwicklungsgünstig
unter der Vorderseite eines kurzwelligen Höhentroges und bewegte sich bis zum
nächsten Tag weiter südöstlich bis vor die Küste Irlands. Die zurückgelegte
Strecke betrug etwa 2500 km, so dass das Tief ORALIE also mit einer
Geschwindigkeit von ca. 100 km/h gezogen war. Dabei fiel ihr Kerndruck zunächst
auf 990 hPa, er sank im Laufe des Tages aber weiter bis auf 973 hPa, gemessen
um 12 UTC in Westschottland. Im Verlauf dieses Druckabfalls verschärfte sich
der Wind erheblich und es wurde von allen synoptischen Stationen Irlands Böen
von 10 bis 12 Beaufort gemessen.
Mit
dem Frontensystem des Orkantiefs verbunden erreichte mittags ein Schwall
subtropischer Meeresluft Deutschland, wobei im Westen trotz regnerischen
Wetters die Temperatur auf 14°C anstieg. Am 21.03.2004 befand sich ORALIE
bereits über Dänemark und hatte mit ihrem Sturmfeld ganz Deutschland erfasst.
Ihren minimalen Kerndruck von knapp unter 970 hPa erreichte sie bereits in der
vorangegangenen Nacht und brachte vor allem an den Küsten und in den höheren
Lagen der Mittelgebirge Orkanböen bis 100 kn. Die am Rande des Ostseeorkantiefs
einströmende frische Meeresluft gelangte dabei bis nach Südbayern, in Östereich
wurden zur gleichen Zeit im Bereich der sehr milden subtropischen Luft
Temperaturen von 20°C gemessen. Bei dem Luftmassenwechsel kam es bis zum Morgen
des 22.03.2004 im norddeutschen Binnenland zu ergiebigen Niederschlägen, die
bis zu 19 Liter Regen pro Quadratmeter brachten. Am Montag, den 22.03.2004
entfernte sich der Orkanwirbel ORALIE mit seinem Zentrum unter Abschwächung bis
zum Raum St. Petersburg und verstärkte den Zustrom milder Meeresluft ins
südliche und zentrale Osteuropa, wobei die Temperatur in Moskau am 21.03.2004
bis 5°C stieg. Die darauffolgende Nacht blieb dort frostfrei.
In
der Bodenwetterkarte vom 24.03.2004 waren immer noch Reste des Tiefdruckwirbels
ORALIE über Finnland auszumachen. Ihr Kerndruck stieg jedoch um nahezu 40 hPa
an. Im Bereich des Tiefdruckgebietes schneite und regnete es noch leicht, bevor
sich ORALIE am 26.03.2004 ganz auflöste.
geschrieben am 18.05.2004 von St. Buckwitz
Wetterkarte: 21.03.2004
Pate: Stefan Sels