Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ORIANA

(getauft am 08.08.2018)

 

Im Laufe des 08.08. entwickelte sich über Südfrankreich entlang einer sich wellenförmig deformierenden Front des Nordmeerwirbels NADINE ein neues Tiefdrucksystem, das anhand der Prognosekarte für 12 Uhr UTC des darauffolgenden Tages auf den Namen ORIANA getauft wurde.

Dieses neue Tief lag am 09.08. um 0 Uhr UTC, was 2 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) entspricht, mit einem Kerndruck von unter 1010 hPa unweit von Bordeaux. Von seinem Zentrum gingen zu diesem Zeitpunkt zwei Fronten aus: Eine Warmfront erstreckte sich über das Zentralmassiv nach Nordwesten und ging über dem Harz in das Frontensystem des sich nach Skandinavien ausweitenden Wirbels NADINE über, sowie eine Kaltfront, die über die Pyrenäen, Ostspanien und der Meerenge von Gibraltar bis nach Nordafrika reichte. Aufgleitvorgänge im Kernbereich des Wirbels sowie entlang dessen Fronten hatten ein ausgeprägtes Niederschlagsfeld entstehen lassen, das sich im Tagesverlauf mit dem Tief von Südfrankreich nach Nordosten verlagerte. Binnen 24 Stunden wurden durch teils schauerartig verstärkten Regen beispielsweise bei Boulogne 27,9 mm, in Meaulte 37,0 mm und in Salon 38,2 mm gemessen. In Avignon und in Orange wurden gar bis zu 85,4 beziehungsweise 87,5 mm gemessen, wobei knapp die Hälfte dieser Niederschläge, je etwa 41 mm, in nur einer Stunde gefallen waren. Die sich im Tagesverlauf nach Nordosten verlagernde Kaltfront führte auch in der Nord- und Westhälfte Deutschlands zu kräftigen Niederschlägen in Form von Schauern mit eingelagerten Gewittern. Innerhalb von 24 Stunden fielen im brandenburgischen Kyritz 24,2 mm, in der nördlichsten Stadt Deutschlands, Glücksburg, 27,9 mm und im niedersächsischen Meppen 36,6 mm. Lokale, teils gewittrige Schauer brachten auch in einigen Regionen Bayerns, mitunter ergiebige Niederschlagsmengen mit sich: Im selben Zeitraum wurden in der Münchener Innenstadt 22,6 mm und, von Hagel begleitet, an der Station in Garmisch-Partenkirchen 53,1 mm registriert. Ehe jedoch die aufziehende Kaltfront in Deutschland für Abkühlung sorgte, wurde es in vielen Regionen nochmal hochsommerlich heiß: So stieg die Temperatur in Berlin-Dahlem auf 34,3°C, in Bamberg auf 35,4°C und im baden-württembergischen Neunkirchen auf bis zu 36,8°C. Selbst in einigen Hochlagen wurden Temperaturen um oder knapp unter der 30°C-Marke erreicht. Auf dem kleinen Feldberg im Taunus auf 805 m wurden Tageshöchstwerte von 28,1°C, auf der Wasserkuppe in der Rhön (950 m) 30,1°C und auf der 985 Meter hoch gelegenen Station auf dem Hohenpeißenberg gar 30,7°C gemessen. Auf seiner nordöstlichen Zugbahn hatte der Kern des Tiefdruckwirbels ORIANA mit seinen Niederschlägen und teils sehr intensiven Schauern in den Nachtstunden zum 10.08. bereits den Süden Skandinaviens erreicht, wodurch es auch im Süden Norwegens und Schweden zu lokal sehr ergiebigen Niederschlägen kam.  Innerhalb von 12 Stunden wurden aus Malmö 23,1 mm, vom Leuchtturm Lindesnes 28,0 mm und aus Sirdal 34,2 mm gemeldet. Von diesen Regenmengen fielen in Malmö und Sirdal knapp 19 mm in einer Stunde.

Bis 0 Uhr UTC des 10.08. hatte die sich verstärkende Zyklone ORIANA Westdänemark erreicht und befand sich mit einem um 5 hPa gefallenen Kerndruck in der Nähe von Ringkøbing. Dessen Warmfront zog sich zu diesem Zeitpunkt vom Kern in nördlicher Richtung über Zentralschweden bis an den Bottnischen Meerbusen, wo sie in die Kaltfront des zum Weißen Meer gezogenen Tiefs NADINE überging. Die der Warmfront nacheilende Kaltfront erstreckte sich östlich des Kerns ausgehend in einem Bogen über Südschweden und Polen zunächst nach Süden und anschließend, dem Verlauf der Alpen folgend, nach Westen, ehe sie sich über der Schweiz mit der Warmfront eines über Spanien liegenden Tiefs verband. Der Schwerpunkt der Niederschläge verlagerte sich mit dem Zentrum des Tiefs im Tagesverlauf über die Nord- und Ostsee hinweg nach Skandinavien, die über Norwegen aufgrund von erzwungenen Hebungsprozessen sowie Staueffekten beim Auftreffen auf die dortigen Gebirgsketten lokal nochmals Intensivierung erfuhren. Anhaltender und mit Schauern durchsetzter Regen führte in 24 Stunden bei Bergen 29,9 mm, in Trondheim 49,3 mm und auf dem Mannen 51,8 mm mit sich. In der Gemeinde Åfjord fielen gar 65,3 mm und an der Station im Tal Innerdalen bis zu 70,7 mm. Dem gegenüber registrierten die Messgeräte im selben Zeitraum im schwedischen Åsele 14,5 mm, an der Station Mierkenis 28,2 mm und im finnischen Taivalkoski 28,2 mm. Während für Norddeutschland nach Abzug des Tiefs ORIANA ein aus dem Nordseeraum nachfolgender Wirbel wetterbestimmend wurde, fielen entlang der über Polen nach Osteuropa abziehenden Kaltfront über Bayern 8,3 mm in Garmisch-Partenkirchen, 8,5 mm in der Innenstadt von München und 11,3 mm in Zwiesel, ehe sich über Süddeutschland nachfolgend ein ruhigerer Witterungscharakter mit erneut viel Sonnenschein einstellte. Jedoch blieb es auf der Rückseite des Wirbels über Deutschland deutlich kühler als zuvor, verbreitet lag die Höchsttemperatur 10°C unter den Werten der vergangenen Tage. So lagen die Tageshöchstwerte meist zwischen 23 bis 26°C: In Berlin-Dahlem wurden beispielsweise 23,5°C, in Bamberg 24,6°C und in Freiburg im Breisgau noch maximal 26,7°C erreicht. Die 30°C-Marke hingegen wurde erstmals seit Wochen nirgends überschritten. Entlang der sich über Polen und Tschechien in Richtung des Baltikums verlagernden Kaltfront brachten Schauer und Gewitter innerhalb von 24 Stunden in Krakau 26,8 mm, in Warschau 28,2 mm und bei Kielce 35,7 mm. Von der Station auf dem Lysá hora in den tschechischen Beskiden wurden 23,1 mm, aus dem slowakischen Liesek 32,9 mm und im ebenfalls slowakischen Žilina 49,7 mm gemeldet. Etwas intensiver fielen die Niederschläge über Österreich und dort besonders in der Steiermark aus: Hier fielen bis zu 56,0 mm in Bruck an der Mur, 72,1 mm in Köflach und 87,5 mm bei Fischbach.

Nachdem es Südskandinavien im Laufe der vergangenen 24 Stunden überquert hatte, befand sich das Zentrum des Tiefdruckwirbels ORIANA mit einem auf unter 995 hPa gefallenen Druck vor der Küste der norwegischen Provinz Nordland, nahe Mosjøen. Teile der Warmfront waren von der ihr nacheilenden Kaltfront eingeholt worden, sodass sich entlang derer eine Okklusionsfront hat ausbilden können, die Eigenschaften beider Frontensysteme in sich vereint und oft durch einen niederschlagsintensiven Witterungscharakter gekennzeichnet ist. Diese erstreckte sich nordöstlich des Kerns ausgehend über Schweden hinweg bis zu ihrem Okklusionspunkt, der Stelle an der Warm- und Kaltfront ineinander übergehen, bei Luleå. Vom Okklusionspunkt reichte die Warmfront anschließend über das Weiße Meer nach Ost-Südosten und endete, im weiteren Verlauf zunehmend den Charakter einer Kaltfront annehmend, nahe Kirov. Die zugehörige Kaltfront des Wirbels erstreckte sich von Luleå in einem weiten Bogen über das Baltikum, die Slowakei, Italien bis nach Spanien und weiter in Richtung Marokko. Die nach Nordosten voranschreitende Kaltfront hatte begonnen sich allmählich wellenförmig zu deformieren, wodurch sie über Osteuropa und Spanien in Teilen den Charakter einer Warmfront annahm und sich im Laufe des Vormittags entlang dieser über Weißrussland ein neues, eigenständiges Tiefdruckzentrum ausprägte, welches für den Osten Europas sowie den Westen Russlands wetterbestimmend wurde. Das dem Tiefdruckwirbel ORIANA direkt zuzuordnende Niederschlagsfeld konzentrierte sich im Wesentlichen auf den Kernbereich des Wirbels sowie entlang der mit dem Tief nach Norden voranschreitenden Okklusionsfront auf Teile Norwegens, Finnlands und der Kola-Halbinsel. Innerhalb von 24 Stunden wurden im schwedischen Katterjakk 8,4 mm, in Murmansk 10,3 und im finnischen Lumparland 12,8 mm gemessen. Etwas intensiver fielen die mancherorts fast ganztägig anhaltenden und mitunter schauerartig verstärkten Niederschläge entlang der nordnorwegischen Küstenlinien bis in den äußersten Norden Finnlands aus. Im finnischen Naturreservat Kevo wurden während dieser im selben Zeitraum 21,0 mm, im norwegischen Laksfors 26,6 und im ebenfalls norwegischen Reipa 32,5 mm gemessen. 

Um 0 Uhr UTC des 12.08. lag das allmählich an Intensität verlierende Tief ORIANA mit seinem Zentrum und einem um 5 hPa angestiegenen Kerndruck über Lappland, im Norden Finnlands. Vom Zentrum in nördlicher Richtung ausgehend reichte eine Okklusionsfront über Murmansk und das Weiße Meer bis zu ihrem Okklusionspunkt, der sich zu diesem Zeitpunkt über der Halbinsel Kanin nahe dem Ort Schoina befand. Von dort zog sich eine Warmfront über Perm nach Südosten und eine Kaltfront über Kotlas nach Südwesten, die sich nördlich vom Vologda mit der Warmfront des im Laufe des Vortages entlang jenes Frontensystems entstandenen, unbenannten Tiefs verband. Entlang der Westflanke des Tiefs ORIANA wurde mit einer nördlichen Strömung kontinuierlich feuchte Meeresluft in Richtung der nord- und mittelnorwegischen Gebirgsketten geführt, wodurch die Niederschläge in der Region weiter anhielten. So fielen binnen 24 Stunden bis 6 Uhr UTC in Mosjøen 13,8 mm, bei Pasvik 15,5 mm und in Reipå 24,8 mm. Im finnischen Naturreservat Kevo wurden 13,6 mm und in Nikel, nordwestlich von Murmansk, 18,0 mm registriert. Das Baltikum, der zentrale Ostseeraum als auch Südfinnland und Westrussland wurden hingegen durch das in der Nacht am Rande des Wirbels ORIANA entstandene Tief, welches gegen 0 Uhr UTC sein Zentrum südlich von St. Petersburg hatte, sowie durch ein ebenfalls unbenanntes, von Westen nachfolgendes Tief mit Kern nahe Stockholm beeinflusst. In deren Einflussbereich wurden zum Vergleich im schwedischen Uppsala 17,4 mm, auf der finnischen Insel Rankki, östlich von Helsinki, 32,1 mm und im estnischen Vilsandi 48,7 mm gemessen. Aus Piikkiö, östlich von Helsinki nahe Turku gelegen, wurden gar bis zu 72,0 mm gemeldet, von denen ein Großteil, knapp 30 mm, in nur 2 Stunden fiel. Beide Wirbel verlagerten sich im Tagesverlauf rasch nach Norden und gingen in der Nacht zum 13.08. weitestgehend in die Zirkulation des Tiefs ORIANA über, wodurch in der Region um das südliche Weiße Meer, in dessen Region die Druckgebilde ineinander übergingen, zu teils ergiebigen Niederschlägen kam. So fielen beispielsweise während gewittriger Schauer in Onega, südwestlich von Archangelsk, 49,9 mm Niederschlag binnen 12 Stunden.

Zum 13.08. hatte sich das Zentrum des Tiefdruckwirbels ORIANA von Lappland nach Osten verlagert und befand sich gegen 0 Uhr UTC mit einem Druck von knapp 995 hPa südlich von Archangelsk. Im Kernbereich des Wirbels erstreckte sich eine kleinskalige Okklusionsfront, die sich bei Archangelsk in eine über das Uralgebirge hinwegziehende Warm- und eine in einem Bogen über Nischni Nowgorod und Saratov bis nach Winnyzja in der Ukraine reichende Kaltfront teilte. Westlich des Kerns, unweit vom finnischen Oulu, befanden sich zum Zeitpunkt der Analyse noch die Reste des einstigen, von Stockholm nach Norden ziehenden unbenannten Wirbels, von dessen Zentrum sich eine im Verlauf den Charakter einer Warmfront annehmende Okklusionsfront über die Kola- und Kanin Halbinseln hinweg nach Osten zog und nahe Igrim, östlich des Urals, endete. Die Niederschläge verlagerten sich im Tagesverlauf mit dem sich allmählich abschwächenden Wirbel nach Osten und brachten dabei innerhalb von 24 Stunden in Archangelsk 8,0 mm, im nahe gelegenen Mud'yugskiy 16,0 und in Vorkuta, am nördlichen Ende des Urals, noch 8,9 mm.

Auf seiner östlich bis nordöstlichen Zugbahn entlang der Küstenlinien Nordrusslands verlor Tief ORIANA zunehmend an Intensität und verließ im Laufe des 14.08. den von der Berliner Wetterkarte erfassten Analysebereich, wodurch es nicht mehr namentlich auf jener verzeichnet werden konnte.