Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ORSOLYA

(getauft am 28.10.2014)

 

Durch das Aufeinandertreffen von maritimen Luftmassen arktischen Ursprungs und wärmeren Luftmassen aus den Mittleren Breiten bildete sich an der Front eines namenlosen Tiefs über dem Nordatlantik am 28.10. ein Tiefdruckgebiet über der Norwegischen Küste zwischen den Städten Bergen und Trondheim. Dieser Wirbel wurde daraufhin in der Analyse für den 28.10. auf den Namen ORSOLYA getauft. Am Tauftag betrug der Kerndruck des Tiefs ORSOLYA etwas über 995 hPa. Die Kaltfront reichte nach Südwesten und überquerte rasch die Britischen Inseln, was vor allem in Irland und Schottland zu einem starken Temperaturrückgang führte. Die Warmfront erstreckte sich nach Osten bis etwa über St. Petersburg. Die Höchsttemperatur in Dublin lag bei 17°C, jedoch in der Nacht zum 29.10. brachte die Meeresluft arktischen Ursprungs leichten Frost von -1°C.

Das Tiefdruckgebiet ORSOLYA verlagerte sich unter leichter Vertiefung bis zum 29.10. weiter nach Lappland. Die Warmfront reichte dabei nach Osten entlang der Südküste des Weißen Meeres, die Kaltfront hingegen erstreckte sich nach Südwesten über Schweden, Norwegen, die Nordsee bis über den Süden Englands. Im weiteren Tagesverlauf erreichte die Kaltfront auch die deutsche Nordseeküste und brachte starke Bewölkung und Sprühregen mit sich. In einem Streifen von Niedersachsen bis Vorpommern wurde an dem Tag kein Sonnenschein registriert. Die 12-stündige Regenmenge bis 19 Uhr MEZ betrug in Schwerin 2,7 mm, in Diepholz in Niedersachsen sogar 6,0 mm.

Bis zum 30.10. entwickelte das Tief ORSOLYA eine Doppelkernstruktur und befand sich über der südlichen Barentssee östlich des Nordkaps mit einem Druck im Kern von etwas unter 985 hPa. Ihre Okklusionsfront, eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront, erstreckte sich dabei nach Westen über das nördliche Skandinavien und das Europäische Nordmeer bis in die Nähe der Insel Jan Mayen. Die mit dem Tief ORSOLYA verbundene Warmfront verlief entlang des Uralgebirges und die Kaltfront reichte vom Okklusionspunkt aus nach Südwesten über Russland, dem Baltikum bis überMitteldeutschland. Dort ging sie in die Warmfront der Zyklone PIA über, deren Zentrum sich über dem Nordatlantik befand. An der Wetterstation des Küstenortes Amderma, der ca. 200 km westlich der Halbinsel Jamal liegt, lagen am 30.10. um 19 Uhr UTC 15 cm Neuschnee bei einer Tiefsttemperatur von -6,6°C. In der Nacht zum 30.10. lag die Tiefsttemperatur noch bei -15,7°C.

Die Zyklone ORSOLYA verlagerte sich bis zum 31.10. bei kaum verändertem Druck zur Jamal-Halbinsel, die im Nordwesten Sibiriens die Karasee vom Mündungsgebiet des Stromes Ob abgrenzt. Die Okklusionsfront erstreckte sich von ihrem Kern aus nach Südwesten über Finnland bis zur nördlichen Ostsee und eine weitere Okklusion nach Südosten bis östlich des Uralgebirges, wo sie sich in eine Höhenwarm- und eine Höhenkaltfront aufspaltete. Als sich die Zyklone ORSOLYA zur Jamal-Halbinsel verlagerte, passierte sie die Wetterstation Amderma. Dort wurde in 24 Stunden bis zum 30.10. 15 Uhr ein Luftdruckabfall von fast 33 hPa registriert und Spitzenböen von 61 km/h gemessen, was zu Schneetreiben führte.

Zum 01.11. hat sich die Position des Kerns von Tief ORSOLYA im Vergleich zum Vortag nicht wesentlich verändert. Gleichzeitig hat sich der Wirbel leicht abgeschwächt, sodass der Druck im Kern auf etwas unter 1000 hPa angestiegen ist. Eine mit dem Kern verbundene Okklusionsfront erstreckte sich nach Südwesten bis zum Golf von Finnland. An der Wetterstation Amderma fielen in 24 Stunden bis zum 02.11. 00 Uhr 24 cm Neuschnee.

Bis zum 02.11. schwächte sich das Tief ORSOLYA weiter ab, sodass es nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 12.01.2015 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 29.10.2014

Patin: Ursula Beck