Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet OSKAR

(getauft am 28.01.2019)

 

Am 27.01.2019 befand sich ein ausgedehntes Frontensystem über dem Atlantischen Ozean. Dieses erstreckte sich von der Südküste Grönlands über Irland bis nach Westen vor der amerikanischen Ostküste. Ca. 1000 km östlich von Neufundland kam es zu einer schwachen Wellenstörung in diesem Frontensystem. Dadurch entwickelte sich an dieser Stelle ein Tiefdruckzentrum zwischen zwei unbenannten Hochdruckgebieten. Da sich das Tiefdrucksystem in den folgenden Tagen im Westwinddrift weiter Richtung Europa verlagern und dort wetterbestimmend werden sollte, wurde die Zyklone in der Analyse des 28.01.2019 auf den Namen OSKAR getauft. Der Wirbel OSKAR hatte am Tauftag noch einen Kerndruck von knapp 1025 hPa, was ein sehr hoher Druck für eine Zyklone ist. Schließlich beträgt der mittlere Druck auf Meeresniveau 1013 hPa.

Zum nächsten Tag bewegte sich Wirbel OSKAR weiter nach Osten und lag am 29.01.2019 um 01 Uhr MEZ mit knapp 1010 hPa etwa 700 km südwestlich von Irland. Die Warmfront hatte sich vom restlichen Frontensystem abgespalten und zog sich vom Tiefkern aus nach Südwesten. Am Vormittag erreichte das Tief OSKAR erstmals das europäische Festland und sorgte in Westeuropa für einige Niederschläge. Die Schwerpunkte lagen dabei über der Nordküste Spaniens, im Nordwesten Frankreichs und über den Britischen Inseln. Die größten Niederschlagssummen registrierten die spanischen Messstationen Sopuerta-Jarralta und Forua-Gaitoka mit 35 bzw. 30 l/m² innerhalb von 24 Stunden ab 07 Uhr MEZ. Aber auch in Dinard in Frankreich fielen über 31 l/m². An der britischen Westküste waren es im selben Zeitraum lediglich 15 bis 20 l/m². Zusätzlich intensivierte sich der Wirbel OSKAR zu einem Sturmtief. So erreichte der Wind z.B. an der französischen Westküste über mehrere Stunden Orkanstärke. Am Kap Pointe du Raz wehte der Westwind mit über 131 km/h und am Kap Machichaco bei Bilbao wurden um 19 Uhr MEZ sogar Windgeschwindigkeiten bis 144 km/h gemessen.

Am 30.01.2019 um 01 Uhr MEZ lag der Kern der Zyklone OSKAR südöstlich von Paris. Der Kerndruck hatte sich deutlich auf unter 990 hPa verringert. Diese Intensivierung kann durch die vorderseitige Lage an einem Höhentrog erklärt werden. Dadurch verstärkt sich die zyklonale Rotation und der Druck senkt sich ab. Zudem war das Tiefdruckgebiet OSKAR okkludiert. Die Okklusion ist ein Vorgang, bei dem sich durch den Zusammenschluss von Warm- und Kaltfront eine Mischfront bildet, welche die Eigenschaften beider Typen in sich vereint. Diese sogenannte Okklusionsfront erstreckte sich sowohl nach Norden bis zur Nordwestküste Norwegens als auch nach Süden bis vor die algerische Küste. Im Laufe des Tages überquerte das Frontensystem den gesamten mitteleuropäischen Raum und sorgte damit für weitere Niederschläge. Besonders im Saarland fielen verbreitet 15 bis 20 l/m² wie zum Beispiel in Weiskirchen mit 18 l/m². Auf Korsika gab es ebenfalls 13 l/m² Regen. In den Alpen sank die Schneefallgrenze auf unter 1000 Meter und es kam in den Skigebieten etwas Neuschnee, meist etwa 10 bis 20 cm, hinzu. Der Wind schwächte sich über Mitteleuropa ab und erreichte nur noch auf den Mittelmeerinseln orkanartige Böen. Am Capo Pertusato, der Südspitze Korsikas, wurden vereinzelt auch Orkanböen mit bis zu 131 km/h gemessen.

Am 31.01.2019 hatte sich das Tief OSKAR in zwei Kerne aufgespalten. Mit einem Kerndruck von knapp 995 hPa lag der Kern OSKAR I über der Nordsee. Von dort erstreckte sich eine Okklusionsfront bis zum zweiten Kern, OSKAR II, welcher mit etwa 1000 hPa über der Adria lag. Im Südosten Europas wurden in der kroatischen Stadt Rijeka 23 l/m² Niederschlag in 24 Stunden gemessen; An der gesamten kroatischen Küste fielen meist über 10 l/m² Regen. Außerdem führte der Wirbel OSKAR I durch zyklonale Rotation feuchte und milde Luft über die Ostsee an die Skandinavische Küste heran, wodurch Stationen im Süden Norwegens ebenfalls größere Niederschlagsmengen registrierten. Im norwegischen Ort Nelaug wurde beispielsweise 47 l/m² erreicht. Da die Temperaturen hier um den Gefrierpunkt lagen, fiel ein Großteil des Niederschlags als Schnee.

Zum 01.02.2019 hatte sich Wirbel OSKAR I so weit abgeschwächt, dass er nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte erschien. Die Zyklone OSKAR II befand sich nun westlich von Korsika mit einer kurzen Warmfront, war aber kaum noch wetteraktiv. So löste sich auch dieser Kern im Laufe des Tages auf und wurde ab dem 02.02.2019 nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet. Anstelle des Tiefdruckgebietes OSKAR wurden nun die nachfolgenden Tiefs PIRMIN und QUIRIN für Mitteleuropa wetterbestimmend.