Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
OSWINE
(getauft am 22.01.2008)
Auf der Südseite
einer steuernden Zyklone über Island entwickelte sich am 22.01.08 ein kleines
Randtief, das auf den Namen OSWINE getauft wurde. In der 500 hPa Höhenkarte war dieses Tief anhand der Isohypsenkrümmung (Linien gleichen Geopotentials) gar nicht
zu erkennen und auch im Bodendruckfeld konnte es nur schwach mittels eines
flachen Troges identifiziert werden. Folglich stellte es sich nicht als
abgeschlossenes Tief mit geschlossenen Isobaren (Linien gleichen Luftdrucks)
dar, sondern nur als kleine Ausbuchtung der 995 hPa
Isobare, die gleichzeitig als Kerndruck angesehen werden kann. Da die
eigentliche Frontalzone weiter südlich über die Britischen Inseln verlief, kann
OSWINE hiermit als Trogtief klassifiziert werden.
Selbst im
Anfangsstadium wies das Tief keinen Warmsektor mehr auf, war also schon
vollständig okkludiert. Im südlichen Verlauf der
Kaltfront bildete sich jedoch bereits eine neue Wellenstörung aus, was Hinweise
auf eine weitere Tiefdruckentwicklung liefert. Diese Wellenstörung zeigte einen
ähnlichen Verlauf wie die südlich gelegene Frontalzone. OSWINE wurde nun in der
Höhe von einem sich verstärkenden Trog eingefangen und gelangte somit auf die
Trogvorderseite, was eine weitere Entwicklung des Tiefs begünstigt. So zeigte sie
sich zum 24.01.08 als abgeschlossenes Zentrum vor der Ostküste Grönlands mit
einem Kerndruckminimum von 965 hPa, was einem
Druckfall von 15 hPa binnen 24 Stunden bedeutete.
Während der ganzen
Entwicklung hatte OSWINE allerdings kaum wetteraktiven Einfluss auf das
europäische oder arktische Festland. Durch die nördliche Zugrichtung wurde über
dem Nordmeer kurzzeitig etwas mildere Luft angezapft, weshalb in der
Bodenwetterkarte vom 24.01.08 ein schmaler Warmsektor angedeutet ist, der mit
den Frontensystemen eines weiteren Tiefs nördlich der Barentssee verbunden war.
Außerdem herrschten Verbindungen der Frontlinien mit Zyklonen an der Südspitze
Grönlands und über dem Nordmeer, die im Satellitenbild durch gealterte, schmale
Wolkenbänder zu sehen waren, was typisch
für okkludierte Systeme ist. Fortlaufend kringelte
sich OSWINE im Bereich der Bäreninsel südlich von Spitzbergen weiter ein und
füllte sich langsam auf. Der Höhepunkt der Entwicklung war nun bereits
überschritten. Die Okklusion, die jetzt nur noch
vorrangig in der Höhe ausgeprägt war, reichte noch bis in die Ausläufer des
Uralgebirges hinein und brachte dort einzelne Schneesterne oder schwachen
Schneefall. Der Kerndruck stieg damals am 25.01.08 schon auf 975 hPa an. Zum 26.01.08 schloss es sich mit einem ebenfalls
alternden Tief südlich von Spitzbergen zusammen und verschwand schließlich zum 29.01.08
wieder von Berliner Wetterkarte, auf der es zum letzten Mal in der Barentssee
erschien.
Geschrieben am
12.02.2008 von Robert Hausen
Wetterkarte: 23.01.2008
Pate: Gerald Wagener