Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet OTFRIED
(getauft am 30.08.2017)
Am 30.08.
wurde im Zuge der Analyse der Berliner Wetterkarte ein Tiefdruckgebiet, welches
sich über Norditalien entwickeln sollte, auf den Namen OTFRIED getauft. Auf der
täglichen Analyse der Berliner Wetterkarte wurde Tief OTFRIED dann aber erst am
01.09. mit einem Kerndruck von 1015 hPa mit dem Zentrum über dem Golf von Genua
namentlich erwähnt. Das Tief OTFRIED hatte zu diesem Zeitpunkt schon ein
Frontensystem entwickelt. Dabei erstreckte sich die Warmfront Richtung
Nordosten, südlich der Alpen entlang und ging über Graz in die Kaltfront des
über Helsinki liegenden Tiefs NEPOMUK über. Vom Tiefdruckzentrum Richtung
Südwesten verlief die Kaltfront des Tiefs OTFRIED bis zu den Balearen, wo es in
eine Warmfront eines weiteren Tiefdrucksystems überging. Aufgrund dieses
Frontensystems wurden in Mailand 9,0 mm Regen in 24 Stunden gemessen. In
Bergamo, nordöstlich von Mailand, gewitterte es ab 18 Uhr UTC, also 19 Uhr MEZ.
Dadurch wurden 21 mm Niederschlag zwischen 6 und 18 Uhr UTC verzeichnet, wovon
nur 0,2 mm zwischen 06 und 12 Uhr UTC registriert wurden. Etwas weiter östlich
in Treviso, nördlich von Venedig, wurden sogar von 04 bis 06 Uhr UTC und von 14
bis 19 Uhr UTC Gewitter gemeldet. Diese brachten in den ersten 6 Stunden des
Tages 14 mm gemessenen Niederschlag und zwischen 12 und 18 Uhr UTC nochmals 13
mm.
Am
darauffolgenden Tag hatte sich das Zentrum des Tiefs OTFRIED in zwei
Tiefdruckzentren aufgeteilt. Das Zentrum von Tief OTFRIED I hatte sich im
Vergleich zum Vortag nur wenig nach Osten verlagert und befand sich über
Florenz. Der Kerndruck betrug immer noch ca. 1015 hPa. Das Frontensystem des
Wirbels OTFRIED I entwickelte sich jedoch weiter. Aus dem Tiefzentrum
erstreckte sich eine Okklusion bis nach Nizza. Eine Okklusion ist eine
Mischfront, welche entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die vorlaufende
Warmfront einholt und so die wärmere Luft aufsteigen lässt. Der Punkt an dem
sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront aufteilt nennt man Okklusionspunkt.
Dieser Okklusionspunkt befand sich ungefähr über Verona und teilte sich dort in
eine Kaltfront Richtung Süden und eine Warmfront Richtung Osten auf. Die
Kaltfront verlief weiter über Rom und Sardinien bis zu den Balearen. Die
Warmfront ging ungefähr über Zagreb in die Kaltfront des zweiten Tiefdruckzentrums
OTFRIED II über. Dieses befand sich mit seinem Kern und einem Druck von 1010
hPa über Warschau. Die Kaltfront der Zyklone OTFRIED II verlief vom Tiefzentrum
aus Richtung Süden über Budapest. Die Warmfront reichte von Warschau nach Nordosten.
Etwas nördlich von Minsk ging die Warmfront in die Okklusion des
Tiefdruckgebietes NEPOMUK über, dessen Zentrum sich über Archangelsk im Norden
Russlands befand. Das Frontensystem der Zyklone OTFRIED I förderte in
Norditalien und Slowenien die Entwicklung mehrere Gewitterzellen. So wurden in
Triest Gewitter gemeldet, jedoch brachten diese keinen messbaren Niederschlag
mit sich. In Bergamo hingegen hielt das Gewitter vom Vortag 18 Uhr UTC bis um 09
Uhr UTC an und führte nochmals zu starken Regenfällen zwischen 06 und 12 Uhr
UTC, wobei 76 mm gemessen wurde. In Mailand gewitterte es um 06 Uhr UTC und es
wurden 12 mm Regen in den folgenden 12 Stunden verzeichnet. In Slowenien wurden
um 12 Uhr UTC in Postojna, Črnomelj und Cerklje ob Krki Gewitter gemeldet. In
der Hauptstadt Ljubljana wurden an diesem Tag 13,1 mm gefallener Niederschlag
registriert. Diese hohe Anzahl an Gewittern ist die Folge aus der vom Tief
OTFRIED I verursachten Südströmung, welche auf die Gebirgskette der Alpen
trifft. Dabei steigt die Luft auf und es entstehen Cumulonimbus-, also Gewitterwolken.
Das Tief OTFRIED II brachte in Polen und Ungarn Niederschlagsmengen von bis zu
32 mm in Paks mit sich, wovon allein 29 mm zwischen 18 und 00 Uhr UTC fielen.
In Polen wurden am gesamten Tag 7,8 mm auf dem Kasprowy Wierch und 5,0 mm in
Lesko gemessen. In Budapest fielen 18 mm Regen in den letzten 6 Stunden des
Tages. Békéscsaba meldete um 15 Uhr UTC Gewitter jedoch ohne signifikant zu
messenden Regen.
Bis zum 03.09.
verlagerten sich die beiden Tiefdruckzentren OTFRIED I und OTFRIED II nur
gering. Das Zentrum von Tief OTFRIED I lag mittlerweile über dem Adriatischen
Meer und wies einen Kerndruck von 1010 hPa auf. Die Okklusion erstreckte sich
vom Tiefzentrum über Venedig bis nach Genua. Die Kaltfront verlief Richtung
Süden über Sizilien und Malta und reichte bis an die libysche Mittelmeerküste.
Die Warmfront des Wirbels OTFRIED I verlief von der Adria nach Osten und ging
ungefähr über Zagreb in eine Kaltfront eines unbenannten Tiefdruckgebietes über
Budapest über. Das Tief OTFRIED II hatte sich währenddessen nach Norden
verlagert und das Zentrum befand sich mit einem Kerndruck von 1010 hPa über
Wilna. Die Kaltfront verlief etwas bogenförmig nach Süden und ging zwischen
Warschau und Kiew in die Warmfront des bereits erwähnten unbenannten Tiefs
über. Die Warmfront des Tiefs OTFRIED II verlief von Wilna nach Osten und schloss
sich östlich von Moskau der Kaltfront des Tiefs NEPOMUK an. Das Frontensystem
des Wirbels OTFRIED I führte in Italien zu Niederschlagswerten bis 11,0 mm in
Ferrara und 10,4 mm in Venedig. Durch die Warmfront erreichten die Windböen auf
Malta Geschwindigkeiten von bis zu 57,4 km/h, was auf der Beaufortskala der
Windstärke 7 entspricht. In Babrujsk in Weißrussland wurden maximale
Windstärken bis zu 39,6 km/h, d.h. Beaufort 6, aufgrund des Tiefs OTFRIED II
gemessen. Die verursachten Niederschlagsmengen nahmen jedoch etwas ab und erreichten
zwischen 06 und 18 Uhr UTC nur noch 2 mm in Minsk und 4 mm in Wilna.
Am nächsten
Tag wurden die beiden Tiefdruckgebiete OTFRIED I und OTFRIED II durch das Hoch
PETRA über den Alpen weiter nach Osten verdrängt. Tief OTFRIED I befand sich
somit mit einem Kerndruck von 1010 hPa zwischen Warschau und Kiew. Die
Kaltfront verlief nach Süden bis zu den Karpaten. Die Warmfront erstreckte sich
nach Norden und ging über der lettischen Ostseeküste in die Kaltfront des Tiefs
OTFRIED II über. Das Zentrum von Tief OTFRIED II befand sich über Kaliningrad.
Das Frontensystem bestand aus einer Okklusion, welche von der polnischen Ostseeküste
bogenförmig um das Tiefzentrum verlief, dem Okklusionspunkt, welcher ungefähr
über Gotland lag, einer Kaltfront, welche nach Osten reichte und einer
Warmfront, welche von Gotland nach Osten bis Moskau führte. Der Wirbel OTFRIED
I verursachte in der Ukraine erneut Gewitter und Regen. In Kiew gewitterte es
gegen 15 Uhr UTC, die dazugehörige Niederschlagsmenge war jedoch so gering,
dass sie nicht gemessen werden konnte. Gegen 09 Uhr UTC erreichte ein Gewitter
Schepetiwka und ließ 3 mm Regen zwischen 06 und 18 Uhr UTC verzeichnen. In
Riwne hingegen wurden 17 mm Niederschlag zwischen 18 Uhr UTC des Vortages und 06
Uhr UTC sowie 3 mm von 06 bis 18 Uhr UTC ohne Gewitter gemessen. Das Tief
OTFRIED II führte zu hohen Windgeschwindigkeiten an der polnischen Ostseeküste.
In Leba wurden 46,8 km/h, d.h. Beaufort 6, gemessen und in Darlówko sogar 50,5
km/h, also Windstärke 7. Außerdem wurden in Leba und Kaliningrad 7 mm Niederschlag
zwischen 06 und 18 Uhr UTC sowie in Darlówko 13 mm zwischen 06 und 00 Uhr UTC verzeichnet.
Bis zum 05.09.
vereinigten sich die separaten Tiefdruckzentren wieder und auf der Berliner
Wetterkarte wurde ein einzelnes Tief OTFRIED analysiert. Dessen Zentrum befand
sich über Minsk mit dem Kerndruck von 1010 hPa. Die Okklusion verlief dabei vom
Tiefzentrum nach Westen über Kopenhagen und weiter nach Norden bis kurz vor
Oslo. Vom Tiefzentrum ausgehend nach Osten bis Südosten erstreckte sich eine
Kaltfront bis Istanbul. Das Tiefzentrum und die Okklusion führten zu Gewittern
im weißrussischen Slawgorod zwischen 09 und 15 Uhr UTC. Diese verursachten eine
Niederschlagsmenge von 17 mm innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC. In Polen
wurden Windgeschwindigkeiten in Böen von 50,4 km/h, Beaufort 7, in Wroclaw und
64,8 km/h, Beaufort 8, in Lodz erreicht. In Aalborg in Dänemark wurde um 12 Uhr
UTC sogar eine Böe von 79,7 km/h, Windstärke 9, gemessen. Im Gegensatz dazu gab
es in Kopenhagen nur leichten Wind mit 9,1 km/h im Mittel. Die Kaltfront zeigte
in der Ukraine kein signifikantes Wetter, d.h. es war trocken oder eine nicht
messbare Niederschlagsmenge wurde registriert.
Am 6.9.
befand sich das Zentrum von Tief OTFRIED nördlich von Kiew mit einem konstanten
Kerndruck von 1010 hPa. Die Okklusion erstreckte sich von Warschau bis zum
Tiefzentrum und von dort nach Woronesch, wo sie sich in Kalt- und Warmfront
aufteilte. Die Warmfront verlief vom Okklusionspunkt nach Südosten und verließ
bei Wolgograd den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte. Die Kaltfront führte
nach Süden über das Asowsche und das Schwarze Meer und ging zwischen Istanbul
und Ankara in eine Warmfront über. An diesem Tag fielen in der Ukraine je 7 mm
Niederschlag zwischen 06 und 18 Uhr UTC in Uman, Konotop und Tschernihiw. In
Russland wurden um 21 Uhr UTC Windböen der Stärke 7 in Nizhni Chir und
Morosowsk registriert. In Morosowsk gewitterte es von 18 bis 21 Uhr UTC und es
wurden 25 mm Niederschlag für 12 Stunden bis 03 Uhr UTC des nächsten Tages
gemessen.
Bis zum 07.09.
verstärkte sich der Kerndruck des Tiefs OTFRIED auf unter 1005 hPa. Das Zentrum
befand sich zu dieser Zeit ungefähr über Minsk. Die Okklusion verlief bogenförmig
um das Tiefzentrum herum. Etwas südöstlich von Moskau befand sich der
Okklusionspunkt. Die Kaltfront reichte weiter nach Süden, wurde aber
unmittelbar nach dem Okklusionspunkt zu der Warmfront des über Wolgograd
liegenden unbenannten Tiefs. Die Warmfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt
weiter nach Südosten. Das Tief OTFRIED war nicht mehr so wetterwirksam wie die
vorherigen Tage und brachte nur eine Niederschlagsmenge von 9 mm in St.
Petersburg zwischen 03 und 15 Uhr UTC. Im gleichen Zeitraum fielen nur noch 4
mm in Naro-Fominsk, 3 mm in Moskau, 1 mm in Weliki Nowgorod und 0,8 mm in Twer.
Am Folgetag befand
sich das Zentrum der Zyklone OTFRIED mit einem Kerndruck von 1005 hPa über St.
Petersburg. Die weiterhin vorhandene Okklusion erstreckte sich von Helsinki
erst etwas nach Norden, dann südlich von Archangelsk weiter nach Osten, wo sie
sich in eine Warm- und eine Kaltfront aufteilte. Die Warmfront reichte weiter
nach Südosten über Perm und verließ dort den Ausschnitt der Berliner
Wetterkarte. Die Kaltfront verlief nach Süden und ging dort in eine Warmfront
eines südlicher liegenden Tiefs über. Auch hier waren keine hohen
Niederschlagswerte mehr zu verzeichnen. In Finnland fielen am gesamten Tag noch
maximal 3,6 mm in Mikkeli. Weiterhin konnten aufgrund der Okklusion 2,3 mm im
finnischen Jyväskylä und 1,1 mm in Joensuu registriert werden. Etwas höhere
Niederschlagsmengen wurden noch in Russland gemessen, mit 15 mm in Petrosawodsk
zwischen 15 Uhr UTC des Vortages und 03 Uhr UTC. In Archangelsk wurden nur noch
3 mm Niederschlag in 12 Stunden bis 15 Uhr UTC verzeichnet und zwischen 06 und
12 Uhr UTC erreichte der Wind in Böen 39,6 km/h, Beaufort 6. Westlich von
Archangelsk wurde im gleichen Zeitraum 9 mm Regen gemessen und die Böen
erreichten Werte bis 50,4 km/h, Windstärke 7.
Bis zum 09.09.
schwächte sich der Kerndruck des Tiefs OTFRIED immer weiter ab, so dass das
Tief nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.
Geschrieben
am 16.10.2017 von Lisa Degenhardt
Berliner
Wetterkarte: 03.09.2017
Pate:
Prof. Dr. Otfried Baume