Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
OTHELLO
(getauft am
20.06.2013)
Anfang der dritten Junidekade befanden sich
nahe Neufundland mehrere Tiefdruckgebiete. Aufgrund einer starken Höhenströmung
in 5,5 km Höhe sollte sich ein Tiefdruckgebiet bis zum nächsten Tag stark
intensivieren und sich weiter nach Osten verlagern. Daher wurde dieser Wirbel
in der Prognose vom 20. Juni für den Folgetag auf den Namen OTHELLO getauft.
In der Nacht zum 21. Juni wurde das Tief
unter erheblicher Intensivierung mit einem Druck von unter 995 hPa einige
Hundert Kilometer südlich der grönländischen Stadt Angmagssalik
analysiert. Bereits zu diesem Zeitpunkt
wies das Tief OTHELLO eine Okklusionsfront auf. Beim Prozess der Okklusion holt
die sich schneller verlagernde Kaltfront die vorlaufende Warmfront ein, wobei
sich diese zu einer Mischfront, einer sogenannten Okklusionsfront, vereinen. Am
sogenannten Okklusionspunkt, wenige Hundert Kilometer östlich des Kerns, teilte
sich diese schließlich wieder in Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront verlief
bogenförmig einige Hundert Kilometer in südöstliche Richtung, die Kaltfront erstreckte
sich hingegen ebenfalls bogenförmig in südwestliche Richtung.
Der Sturmwirbel OTHELLO wurde im Laufe des
Tages durch die Höhenströmung weiter nach Osten verlagert. Unter leichter
Druckzunahme lag der Kern des Tiefs am 22. Juni rund 100 km westlich vor der
Irischen Küste. Die Okklusionsfront erstreckte sich östlich vom Kern ausgehend
über die Irische See und spaltete sich östlich von Cornwall in Kalt- und Warmfront
auf. Die Warmfront verlief nach Süden bis nahe Santiago de Compostela,
die Kaltfront reichte über den Nordatlantik und ging dort in eine Warmfront
eines unbenannten Tiefs über. Der Frontendurchgang brachte im irischen Valentia
und in Plymouth 10 mm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ.
Gleichzeitig traten zeitweise hohe Windgeschwindigkeiten auf. So wurde um 08
Uhr MESZ südlich des Tiefs Windgeschwindigkeiten von 36 km/h in Valentia und 30
km/h in Plymouth gemessen. Vorderseitig wehte der Wind hingegen nur schwach, wie
zum Beispiel 9 km/h in Edinburgh.
Am nächsten Tag lag der Wirbel OTHELLO nahe
Edinburgh mit einem Kerndruck leicht unter 995 hPa. Die Okklusionsfront
erstreckte sich nördlich vom Kern ausgehend über Südnorwegen, Dänemark bis Westdeutschland, wo sie etwa bei Köln in eine
Kaltfront überging, die weiter über Marseilles, Madrid und Lissabon bis hinaus
über den Atlantik verlief. Bei dem Frontendurchgang wurde die Luft
subtropischen Ursprungs von maritimen polaren Luftmassen abgelöst, was einen
deutlichen Temperaturrückgang zur Folge hatte. In Köln sank die
Maximaltemperatur von 23,5°C am Vortag auf 19,0°C. In Bordeaux war der Temperaturrückgang
um 2 Grad geringer, dort wurde eine Höchsttemperatur von 18°C gemessen. Das
Windfeld von Tief OTHELLO war weiterhin stark ausgeprägt. An der Nordseeküste
wehte der Wind vielerorts frisch, in Dublin wurde starker Wind mit 40 km/h und
in Stornoway sogar 44 km/h registriert. Der Durchgang der Fronten verursachte
verbreitet leichten Regen, der jedoch meist nicht mehr als 4 mm Niederschlag
brachte. Ausnahmen bildeten Amsterdam mit 11 mm und Rotterdam mit 9 mm Regen in
24 Stunden bis 08 Uhr MESZ.
In der Nacht zum 24. Juni hatte sich der
Wirbel OTHELLO leicht nach Osten verlagert und befand sich zentral über der
Nordsee. Südlich des Kerns ging die Okklusionsfront aus, die im Uhrzeigersinn
um den Kern herum über Trondheim bis Stockholm verlief. Dort ging sie in eine
Kaltfront über, die sich über Warschau und Wien erstreckte und schließlich südlich
der Alpen endete. Bei Trondheim spaltete sich eine Warmfront ab, die in die
Kaltfront eines über Nordnorwegen gelegenes Teiltief überging. Weiterhin wies
das Tief OTHELLO ein ausgeprägtes Wind- und Sturmfeld auf. Dies wurde
insbesondere an den Küsten, sowie an exponierten Lagen deutlich, wo der Wind
noch frisch wie beispielsweise in Bremerhaven und auf dem Brocken mit jeweils
32 km/h wehte. An der Station Capel Curig wurden 107 km/h gemessen. Die Niederschlagsmengen
fielen allerdings erneut vielerorts gering aus. Durch Hebungsprozesse am
Alpenrand fielen die Niederschlagsmengen dort jedoch etwas höher aus. In
Mittenwald fielen 25 mm, im Berchtesgardener Land 30
mm, in Wien 40 mm und im
österreichischen St. Veit im Pongau sogar 48 mm
innerhalb von 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ.
Im Laufe des Tages schwächte sich das
Tiefdruckgebiet rasch ab. Durch die fehlende Unterstützung in der Höhe löste
sich auch der Wirbel OTHELLO über der Nordsee auf. Das sich am Okklusionspunkt
gebildete Teiltief des vergangenen Tages befand sich etwa 400 km nördlich von
Trondheim und übernahm den Namen OTHELLO. Der Druck im Zentrum lag leicht unter
1015 hPa. In Richtung Süden verlief eine Okklusionsfront bis nach Oslo. Eine
weitere Okklusion verlief nördwärts an der
norwegischen Küste entlang und teilte sich am Nordkap in eine Warm- und
Kaltfront auf. Die Warmfront reichte nach Osten bis über die Barentssee und die
Kaltfront verlief nach Südwesten bis nahe Helsinki. An der norwegischen Küste
kamen in 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ beispielsweise in Bergen 28 mm, in Oslo 17
mm oder in Trondheim 2 mm Niederschlag zusammen. In der Nacht zum 26. Juni lag
das Tief OTHELLO bei gleichem Druck über der Barentssee. Vom Kern ging eine
Warmfront in Richtung Südosten aus, die Kaltfront lag weiterhin in südliche
Richtung und reichte bis nach Helsinki. In Murmansk brachte die Kaltfront 4 mm
Niederschlag bis 08 Uhr MESZ in 24 Stunden. Gleichzeitig flossen hinter der
Kaltfront polare Luftmassen ein, wodurch es zu einem deutlichen
Temperaturrückgang von 30°C auf 21°C kam.
Im Laufe des Tages schwächte sich der
Wirbel OTHELLO jedoch weiter ab, sodass er am nächsten Tag nicht weiter auf der
Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 14.07.2013 von Daniela Schoster
Berliner
Wetterkarte: 24.06.2013
Pate:
Franziska Lachmann