Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet OTTILIA
(getauft am 30.01.2020)
Hinter dem Tief NAIMA entwickelte sich
aus einem Kurzwellentrog über dem nordwestlichen Atlantik Ende Januar 2020 ein
Tiefdruckgebiet, das anhand der Prognosekarte für den 31.01.20 um 13 Uhr MEZ
auf den Namen OTTILIA getauft wurde.
An jenem Tag um 01 Uhr MEZ lag der Kern
des Tiefs OTTILIA rund 650 km südöstlich von Neufundland über dem
Nordwestatlantik. In dem Bereich des minimalen Drucks von knapp 998 hPa befanden
sich die kurze Warmfront und Okklusion sowie der Okklusionspunkt. Die viel
längere Kaltfront verlief in einem Bogen über dem Nordwestatlantik bis zu den
Bermuda-Inseln. An der dortigen Wetterstation betrug die 24-stündige Regenmenge
bis 07 Uhr MEZ 0,6 l/m² bei einer gemessenen Höchsttemperatur von 17,3°C.
Bis zum nächsten Tag verlagerte sich
die Zyklone OTTILIA unter Verstärkung nach Nordosten. Das Zentrum mit rund 986
hPa befand sich dabei über dem zentralen Nordatlantik. Dort lagen auch die
Okklusion und der Okklusionspunkt, an dem sich Warm- und Kaltfront trennen. Die
Warmfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt nach Osten über den Atlantik, wo
sie etwa 700 km westlich der Bretagne in eine Kaltfront des Tiefdruckgebiets
NAIMA II überging. Die Kaltfront von Tief Ottilia wiederum verlief bogenförmig
über dem Nordatlantik nur wenig westlich der Azoren. Beim Durchzug der Kaltfront
regnete es in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ bis zu 19 l/m² auf Flores oder 9 l/m²
auf Pico bei Höchstwerten von 17,9°C in Ponta Delgada
und 15,8°C auf Flores.
24 Stunden später lag der Kern mit
einem Druck von circa 979 hPa über dem nordöstlichen Atlantik, wo sich auch die
Okklusion befand. Westlich des Kerns ging sie über dem Nordatlantik in eine
Mischfront eines anderen Tiefs über, östlich davon lag der Okklusionspunkt in
der Nähe der Südwestspitze Irlands. Die Warmfront erstreckte sich vom
Okklusionspunkt in südöstlicher Richtung bis zum Elsass. An dieser Front glitt
warme Luft langsam über vorlaufende Kaltluft auf und es bildeten sich Schichtwolken.
Im weiteren Verlauf schloss sich die Kaltfront des Tiefs NAIMA an. Die
Kaltfront verlief im engen Bogen westlich der Biskaya über dem Atlantik. Dort
ging sie in die Warmfront einer kleinen Wellenstörung über. Entlang der
Warmfront und Okklusion der Zyklone OTTILIA regnete es bis zu 16 l/m² in Nantes
oder 17 l/m² in Liscombe bei Exeter im 12-stündigen
Zeitraum bis 07 Uhr MEZ. Hinter der Warmfront erwärmte sich die Luft auf 17,7°C
in Clermont-Ferrand und 20,2°C in Bordeaux. Da sich über dem südlichen Spanien
ein Hochdruckgebiet befand, herrschte ein recht großer Druckunterschied zum
Tief OTTILIA und im Warmsektor zwischen Warm- und Kaltfront gab es vereinzelt
Sturmböen in Galicien.
Am nächsten Tag befand sich der Kern
des Tiefdruckgebiets OTTILIA mit einem Druck von rund 983 hPa in etwa auf
halber Strecke zwischen Schottland und Island. Vom Zentrum verlief eine
Okklusion nordwestwärts bis in die Nähe von Island,
wo sie in die Mischfront eines anderen Tiefs überging. Zusätzlich erstreckten
sich zwei Okklusionen vom Kern nach Südosten über Schottland. Eine davon ging
in die Warmfrontokklusion über der Nordsee und dem Nordwesten Deutschlands über
und schloss sich dort an die Kaltfrontokklusion eines Tiefs über der Slowakei
anschloss. Die andere ging in eine Kaltfront über, die sich in einem Bogen über
Irland und dem Nordwestatlantik befand. An der Nordsee regnete es in 12 Stunden
bis 07 Uhr MEZ an der Warmfrontokklusion beispielsweise 7,7 l/m² in
Bremerhaven, und 7 l/m² in Wittmund. Diese Warm- und Kaltfrontokklusionen wiesen
Eigenschaften einer Mischfront auf, hinter denen entweder Warm- oder Kaltluft
herangeführt wurde. Entlang der Kaltfront, wo sich kalte Luft abrupt unter
Warmluft schob, bildeten sich Schauer. Am walisischen Lake Vyrnwy
kamen so zum Beispiel 24 l/m² im erwähnten Zeitraum zusammen. Die Höchstwerte
der Temperatur im Einflussbereich des Tiefs OTTILIA lagen am 3.2. bei 9,7°C in Coleshill bei Birmingham, 10,6°C in Rotterdam und 7,3°C in
Dublin. Der beschriebene Druckunterschied zum Hoch über Spanien hielt weiter
an, was vor allem in Schottland für schwere Sturmböen sorgte.
Entlang der Warmfrontokklusion bildete
sich bis zum nächsten Tag das Wellentief OTTILIA II über dem nördlichen
Kattegat aus, das über eine wellenförmige Höhenokklusion mit dem anderen Teiltief OTTILIA I bei den Shetland-Inseln verbunden war.
Über den Äußeren Hebriden ging diese in die Kaltfrontokklusion des
Tiefdruckgebiets OTTILIA I über, die bis zur Südküste Islands reichte;
südöstlich des Tiefs OTTILIA II schloss sich die Warmfrontokklusion an, die
sich wiederum über der Weichselmündung in Warm- und Kaltfront trennte. Im
Bereich dieser Okklusionen wurde die Warmluft komplett vom Boden gehoben und
bei der Höhenokklusion reichte die Mischfront nicht bis zum Boden. Die Warmfront
verlief weiter südostwärts bis nach Moldawien und die sehr kurze Kaltfront ging
im Westen Polens in die Warmfront einer kleinen Welle über. Der Minimaldruck der
Teilzyklone OTTILIA I betrug knapp 988 hPa und im Kern des Teiltiefs OTTILIA II
waren es ungefähr 994 hPa. Der meiste Niederschlag fiel dabei im Süden
Skandinaviens an der Höhenokklusion und an der Warmfront in Rumänien.
Beispielsweise regnete es in Brașov
14 l/m² und am See Liarvatn bei Stavanger fielen 17
l/m² Niederschlag in Form von Regen und Schneeregen, jeweils in 12 Stunden bis
07 Uhr MEZ. Nördlich der Okklusionen betrugen die Höchsttemperaturen 3,6°C in
Göteborg und Kalmar. Südlich der Luftmassengrenze in maritimer Polarluft waren
es 5,8°C in Warnemünde, 7,8°C in Itzehoe und 7,9°C in Aberdeen. Da sich das
Hochdruckgebiet FRANK über dem Nordostatlantik etabliert hatte, war der
Druckgradient über den Britischen Inseln stark ausgebildet. So kamen Windböen bis
Stärke 11 zustande.
Das Tiefdruckgebiet OTTILIA schwächte
sich immer weiter ab und mit der gleichzeitigen Verstärkung der Antizyklone
FRANK löste sich der Wirbel komplett auf und war auf der Berliner Wetterkarte
vom 05.02.20 nicht mehr verzeichnet.