Lebensgeschichte


Tiefdruckgebiet OTTO

(getauft am 15.11.2013)


Am 15.11.2013 entstand über dem Nordatlantik ein Wellentief, das am selben Tag auf den Namen OTTO getauft wurde. Im weiteren Verlauf verlagerte sich das bereits deutlich ausgeprägte Tiefdruckgebiet mit der starken Strömung in ca. 5,5 km Höhe zügig nordostwärts.

Das Zentrum der jungen Zyklone OTTO lag am 16.11.2013 um 00 Uhr UTC, das entspricht 01 Uhr MEZ, über der Südküste Islands. Ihre Kaltfront erstreckte sich von dort aus nach Südosten bis auf den Nordatlantik hinaus. Ihre Warmfront verlief ostwärts bis Norwegen und ging nahe Trondheim in die Kaltfront eines über dem Nordkap gelegenen Tiefs über. Südlich dieses Tiefs erfolgte im Warmsektor, also dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, des Tiefs OTTO massive Warmluftadvektion, die zu Hebung und hochreichender Bewölkung führte. Im Stau des norwegischen Gebirges gab es dadurch sehr hohe Regenmengen. Zum Frühtermin um 06 Uhr UTC meldeten die Stationen Furunset 91,1 mm, Bergen-Florida 71,2 mm und Stryn 104,9 mm innerhalb von 24 Stunden. Wenig weiter östlich im Lee des Gebirges regnete es dagegen nur wenig. Die Station Lillehammer meldete im selben Zeitraum beispielsweise nur 0,6 mm. Im weiteren Verlauf verkleinerte sich der große Warmsektor mit subtropischer Meeresluft rasch. Am Abend erreichte der Orkanwirbel OTTO auf die Küste Norwegens. Auf der Bohrplattform Heidrun wurde um 20 Uhr UTC ein Mittelwind von 152 km/h gemessen, die Spitzenböen erreichten bis zu 180 km/h.

Das Zentrum des inzwischen okkludierten Tiefs OTTO verlagerte sich ostwärts und lag am 17.11.2013 um 00 UTC über Nordnorwegen. Zu diesem Zeitpunkt wies das Tief OTTO einen Kerndruck von etwas unter 975 hPa auf, was der niedrigste in seiner Lebenszeit war. Vom Kern zog sich eine kurze Okklusion, eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, wenige Hundert Kilometer nach Osten, bevor sie sich in Warm- und Kaltfront teilte. Die Warmfront verlief bogenförmig über St. Petersburg bis Minsk. Dagegen erstreckte sich die Kaltfront über Finnland, die Ostsee, Stockholm, die Nordspitze Dänemarks und die Britischen Inseln bis über den östlichen Nordatlantik. In der Nacht war es in der Südhälfte von Skandinavien recht mild. Die Temperatur ging in Südschweden nur auf 10°C bis 6°C zurück. Verantwortlich dafür war die Zufuhr sehr milder Meeresluftmassen auf der Südseite des kräftigen Sturmwirbels OTTO. Die Kaltfront des Tiefs verlagerte sich im Tagesverlauf in stark abgeschwächter Form bis nach Norddeutschland, doch reichte ihr Einfluss aus, sodass sich auf ihrer Rückseite im Küstenbereich zeitweilig die Sonne zeigte. Am Kap Arkona auf Rügen schien die Sonne sogar 6,2 Stunden. Mit dem Sonnenschein und einer leichten Durchmischung der Grundschicht wurde es in dieser Region auch am wärmsten, z.B. mit bis zu 11°C in Schleswig-Holstein. In der Nacht war es an der Ostsee zeitweise klar, sodass dort, wie beispielsweise in Barth mit -1°C leichter Frost auftrat. Das Tief OTTO zog im weiteren Verlauf mit der stark ausgeprägten Frontalzone rasch weiter nach Osten.

Am frühen Morgen des 18.11.2013 erreichte das über Lappland hinweg gezogene Orkantief OTTO Nordostrussland. An seiner Nordflanke fiel der Niederschlag durchweg als Schnee, sodass am Morgen im nördlichen Russland verbreitet um 10 cm Schnee lag. Die Zyklone OTTO verlor im Laufe des Tages rasch an Intensität und horizontaler Ausdehnung und letztendlich ihren Einfluss auf Osteuropa.

Der Tiefdruckwirbel OTTO schwächte sich weiter ab und lag am 19.11.2013 über Nordrussland, bevor er sich auflöste und am nächsten Tag aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte verschwand.

 


Geschrieben von Jasmin Holzapfel

Berliner Wetterkarte: 16.11.2013

Pate: Kristina Le Manach (www.woxikon.de)