Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet OTTO
(getauft am 17.08.2007)
Ein über dem
mittleren Nordatlantik entstandener Tiefdruckwirbel wurde am Freitag, den
17.08.2007 auf den Namen OTTO getauft. Am Tag seiner Taufe hatte dieses junge Wellentief
noch keinen direkten Einfluss auf den Wetterablauf über Mitteleuropa bzw.
Deutschland.
Am Samstag, den
18.08.2007 erreichte das Tief OTTO, eingebettet in eine stramme westliche
Höhenströmung, die Insel Irland. Das Tiefdruckgebiet hatte sich also innerhalb
der letzten 24 Stunden um etwa 1000 Kilometer ostwärts verlagert. Über Irland,
Nordirland und Großbritannien wurden dabei entlang der Warm- und Kaltfront zahlreiche
Schauer und Gewitter ausgelöst. Die Wetterstationen in Glasgow und Edinburgh
registrierten 24-stündige Niederschlagssummen von zum Teil über 40 Liter pro
Quadratmeter.
Ein kräftiger
Hochkeil (also dominanter Hochdruckeinfluss) über Osteuropa verhinderte eine
weitere schnelle Verlagerung des Tiefdruckwirbels nach Osten (in der
Meteorologie Blockierungslage genannt), daher zog OTTO bis zum Sonntag, den
19.09.2007 nur sehr langsam weiter und lag gegen Mittag über dem Südosten Englands.
Die Kaltfront war bereits mit der Warmfront okkludiert
(Vermischungsprozess) und erstreckte sich über England, Westfrankreich und
Nordspanien hinweg bis in den Süden Portugals. Entlang dieser Linie wurden
abermals viele Schauer ausgelöst, verbreitet wurden dabei 10 Liter Niederschlag
registriert.
Deutschland
profitierte hingegen von der Lage des Tiefs OTTO und seiner Front da entlang
der Okklusion subtropische Luft aus dem
Mittelmeerraum in die Bundesrepublik gelenkt wurde. Die Temperatur stieg daher
in Deutschland verbreitet auf über 20°C an, in der Niederlausitz sogar bis auf
28°C. Im Raum Berlin-Brandenburg konnten bis zu 10 Std. Sonnenschein gemessen
werden. Niederschlag fiel nur im Westen der Republik, die Niederschlagsmengen
waren dabei verschwindend gering, so wurde selten die 1 Liter Marke
überschritten.
Bis zum Montag, den
20.08.2007 zog OTTO abermals nur wenig weiter nach Osten. Gegen Mittag lag der
Kern des Tiefdruckwirbels über der Nordsee. Die Okklusion
beschränkte sich vom Wetterablauf her auf den Südosten Englands, die
Benelux-Länder, Frankreich sowie Teile Spaniens. An der Westflanke der Okklusion konnte sich ein Regengebiet wegen geringer Druck-
und Temperaturunterschiede in diesem Bereich sehr lange halten. So wurden beispielsweise
in Ostengland an der Wetterstation Weybourne 43 Liter
Regen auf den Quadratmeter gemessen, aber auch in Frankreich, Belgien (Gent 26
l/m²) und sogar Spanien (Barcelona 26 l/m²) wurden um die 25 Liter Niederschlag
pro Quadratmeter registriert. Im Laufe des 21.08.2007 löste sich das
Tiefdruckgebiet OTTO schließlich über der Nordsee auf.
Geschrieben am 04.10.2007 von Ronny Büttner
Wetterkarte: 20.08.2007
Pate: Horst Otto Ludwig