Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet OTTO

 (getauft am 30.03.2019)

 

Zwischen dem 30.03.2019 und dem 31.03. bildete sich, typisch für atlantische Tiefdruckgebiete in den mittleren Breiten, vor der kanadischen Küste ein Tiefdruckwirbel, der mit der Höhenströmung Richtung Osten über den Atlantik Richtung Island zog. Da ein Einfluss auf das europäische Wettergeschehen abzusehen war, wurde er in Prognose auf den Folgetag auf den Namen OTTO getauft.

Erstmalig erwähnt wurde das Tiefdruckgebiet OTTO am 31.03. auf der Analysekarte der Berliner Wetterkarte (BWK) von 00 Uhr UTC bzw. 2 Uhr MESZ an der Südspitze Grönlands mit einem Kerndruck von ungefähr 1005 hPa. Vom Tiefdruckzentrum ausgehend erstreckte sich die Kaltfront der Zyklone nach Südwesten entlang der Labradorsee bis nach Neufundland. Entgegen des Uhrzeigersinns, also zyklonal drehend, bewegte sich vor der Kaltfront die Warmfront, welche nach Osten bis nach Reykjavík reichte und ebendort für maximale Tagestemperaturen von bis zu 4,6°C sorgte. Im Laufe des Tages erreichte die Kaltfront die Warmfront und es entsteht am Nachmittag eine nach Osten zeigende Okklusionsfront zwischen Grönland und Island. Eine Okklusion oder Okklusionsfront ist eine Mischfront aus Kalt- und Warmfront, welche entsteht, wenn die nachfolgende und schneller ziehende Kaltfront die vorherdrehende Warmfront einholt. Dabei sank der Kerndruck auf circa 990 hPa um 18 Uhr UTC.

In der Nacht zum 01.04. bildete sich aus dem Tiefdruckkern ein zweiter Kern der Zyklone, welcher OTTO II getauft wurde. Während sich der Kern OTTO I um 00 Uhr UTC weiterhin langsam von Grönland gen Osten bewegte, lag OTTO II östlich seines Namensvetters über dem Norden Islands.  Der Kerndruck von Tief OTTO I betrug in etwa 995 hPa und war somit um die 5 hPa niedriger als der Kerndruck des Tiefdruckgebiets OTTO II. Die beiden Kerne verband eine von OTTO I ausgehende, sich nach Osten erstreckende Okklusionsfront. Zudem drehte sich um den Kern von OTTO II eine Kaltfront, die sich um 00 Uhr UTC über dem nördlichen Atlantik befand. Im Tagesverlauf zog OTTO I südlich über Island hinweg Richtung Großbritannien; gleichzeitig bewegte sich die Zyklone OTTO II Richtung Osten auf Skandinavien zu. Um 18 Uhr UTC zog die in eine Kaltfront übergehende Okklusionsfront von Westen ausgehend über Großbritannien und Irland. Hierdurch ergab sich beispielsweise eine 12-stündige Niederschlagssumme von 6 l/m² in der im Westen Irlands liegenden Ortschaft Belmullet.

Am 02.04. um 00 Uhr UTC befand sich der Kern des Tiefs OTTO I westlich der Färöer-Inseln, ungefähr auf einem Breitengrad mit Oslo und die Zyklone OTTO II über dem europäischen Nordmeer. Beide Kerndrücke betrugen circa 1000 hPa. Die Okklusionsfront hatte sich wieder aufgespalten und die von dem Kern der Zyklone OTTO II ausgehenden Fronten standen nun etwa im rechten Winkel zueinander. Während die Kaltfront im Süden des Kerns Großbritannien erreichte, zog die Warmfront über den Norden Skandinaviens. Die Kaltfront sorgte in der Nacht für Niederschläge an der Westküste Großbritanniens, wie z.B. eine 12-stündige Summe in Capel Curig von 18 l/m², die um 06 Uhr UTC gemeldet wurde. Die Warmfront besorgte Skandinavien milde Temperaturen, wie in Örebro, einer Stadt zwischen Oslo und Stockholm, wo eine maximale Temperatur von 11,5°C gemessen wurde.

Im Tagesverlauf trennten sich die beiden Kerne immer weiter, während OTTO II sich nach Norden entlang der norwegischen Küste bewegt, zog es OTTO I weiter Richtung Südosten. Somit befand sich in der Nacht zum 03.04. OTTO II vor Oslo, unterdessen zog OTTO I über die Nordsee. Aufgrund dieses Auseinanderdriftens der beiden Kerne wurde in der Analysekarte von 00 Uhr UTC OTTO I als eigenständiges Tief PHILIPP umgetauft, mit zusammenhängender nach Süden verlaufender Okklusionsfront. Am 03.04. sorgte das Tief OTTO mit 10,3°C in Mo i Rana in Norwegen knapp südlich des Polarkreises noch einmal für mildere Luft als beispielsweise am Kap Arkona auf Rügen oder auf dem Brocken, wo die jeweiligen Maxima bei 7,9°C bzw. 8,1°C lagen. Im Tagesverlauf zog der Kern der Zyklone weiter nordöstlich entlang der nordskandinavischen Küste in Richtung der Barentssee und wurde das letzte Mal auf der Analysekarte von 12 Uhr UTC des Deutschen Wetterdienstes mit einem Kerndruck von ungefähr 1010 hPa erwähnt.

Aufgrund dieser fortschreitenden Abschwächung hatte sich auch der vormalige Kern des Tiefdruckgebiets OTTO II bis 00 Uhr UTC am 04.04. aufgelöst und wurde nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.