Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet PALOMA
(getauft am 22.03.2004)
Nach
Abzug des Orkanwirbels ORALIE Richtung St. Petersburg bildete sich an dessen
lang gestreckter Kaltfront über dem Golf von Genua ein Randtief, welches am
22.03. auf den Namen PALOMA getauft wurde.
Unter
erheblicher Verstärkung wanderte PALOMA auf der Trogvorderseite ostwärts ins
Gebiet des ehemaligen Jugoslawien. Im Grenzbereich zwischen subtropischer
Warmluft an der Ostflanke und subpolarer Meeresluft an der Westflanke
entwickelte sich ein umfangreiches Niederschlagsfeld, das weite Teile des
südöstlichen Mitteleuropas mit länger anhaltenden und ergiebigen Regen- und
Schneefällen erfasste. Nicht nur die langsame Verlagerungsgeschwindigkeit,
sondern vor allem die orographisch bedingte Hebung bewirkten am Alpenrand
extrem hohe Niederschlagsmengen. So fiel beispielsweise auf der Zugspitze bis
zum Morgen des 24.03. in 24 Stunden eine Niederschlagsmenge von 101 l/m², was
einer Neuschneemenge von knapp einem Meter entspricht. In Deutschland waren
hauptsächlich Bayern und Sachsen betroffen, wo in der Nacht zum 24.03. durch
bodennahe Kaltluftzufuhr die Schneefallgrenze auf 400 bis 500 Meter sank.
PALOMA
wanderte derweil langsam weiter nordwärts und lag am 25.03. mit einem Kerndruck
von knapp unter 1000 hPa über der Tatra. Weiterhin sorgte an ihrer Ostflanke
der Strom subtropischer Warmluft für erhöhte Maximumtemperaturen, wie z.B. 20°C
in Kischinev/ Moldavien, während sich die kühle Luft subpolaren Ursprungs an
ihrer Westflanke bis zur Biskaya durchsetzte.
In
den folgenden Tagen verlagerte sich PALOMA unter Abschwächung weiter nordwärts,
Tauwetter erreichte dabei in Russland schon fast den Polarkreis. Über dem Ural
liegend ging PALOMA schließlich in das nachfolgende Tief QUINTESSA auf und
wurde in der Berliner Wetterkarte letztmalig am 30.03. analysiert.
PALOMA
wurde während ihrer aktiven Zeit auch als 5b-Tief bezeichnet, da sie sich auf
einer 5b-Zugbahn von Norditalien östlich an den Alpen vorbei nach Nordpolen
bewegte und dabei die genannten charakteristischen Wettererscheinungen
hervorrief. Die Bezeichnung „5b“ geht auf den Meteorologen van Bebber zurück,
der bereits im 19. Jahrhundert mithilfe statistischer Untersuchungen Regeln für
Zugbahnen von Zyklonen aufstellte. Heutzutage wird allerdings nur noch die
Bezeichnung 5b im synoptischen Bereich verwendet.
Geschrieben am 09.04.2004 von Steffen Dietz
Wetterkarte: 25.03.2004
Pate: Paloma Walder