Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet PAMELA

(getauft am 28.06.2016)

 

Am 28.06.2016 wurde in der Prognosekarte für 12 Uhr UTC des folgenden Tages, das heißt 14 Uhr MESZ, die Entstehung eines Tiefdruckwirbels unterhalb eines Troges, der mit relativ kalter Luft gefüllt war, im 500hPa-Niveau in einer Höhe von etwa 5,5 km vorhergesagt. Dieser auf den Namen PAMELA getaufte Tiefdruckwirbel lag wie prognostiziert am 19.06. gegen 00 Uhr UTC mit einem Druck von unter 1008 hPa über dem Atlantik westlich vor Irland. Im Kernbereich des neu entstandenen Wirbels PAMELA hatte sich entlang des sich wellenförmig deformierenden Frontensystems bereits eine Okklusionsfront aus dem Zusammenschluss von Warm- und Kaltfront ausbilden können. Die Eigenschaft von solchen Fronten ist dabei, dass sie Charakteristika von Kalt- und Warmfront in sich vereinen. Diese Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern nach Süden, ehe sie sich in eine weiter nach Südwesten reichende Warm- und eine Kaltfront teilte. Durch einsetzende Hebungsprozesse entwickelte sich entlang der sich verstärkenden Zyklone ein Niederschlagsgebiet, welches sich im Laufe des Tages über Irland und Großbritannien nach Osten verlagerte. Dabei fielen binnen 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des 30.06. am Flughafen von Dublin 10 mm, im nordwestenglischen Shap 19,2 mm und im walisischen Capel Curig 28,4 mm Niederschlag. Ein Milliliter an Niederschlag entspricht dabei einem Liter pro Quadratmeter Regen.

Zum 30.06. war das Tief PAMELA rasch nach Osten gezogen und lag um 00 Uhr UTC mit einem auf unter 1000 hPa gefallenen Kerndruck über der Nordsee zwischen Schottland und Südnorwegen. Vom Zentrum zog sich eine Okklusionsfront über die Nordsee nach Süden, die sich über den Niederlanden Kaltfrontcharakter annehmend weiter nach Westen zog und sich über der Keltischen See mit dem Frontensystem eines anderen Wirbels verband. Auch wenn das Niederschlagsband nach Überquerung Großbritanniens und der Nordsee leicht an Intensität verloren hatte, wurden diese lokal aufgrund von erzwungenen, orographisch bedingten Hebungsprozessen in kältere Luftschichten beim Auftreffen auf die Gebirgsketten Norwegens erneut verstärkt. So wurden 24-stündig bis 06 Uhr UTC bei Innerdalen 14,4 mm, in Takle 16,4 mm und in Bjørnholt bis zu 30,8 mm registriert. Ausläufer des Wirbels trafen im Tagesverlauf auch Dänemark und streiften Norddeutschland. Teils schauerartig verstärkter Regen brachte in Odense 12,3 mm, über Helgoland 14,8 mm sowie auf Norderney bis zu 20 mm Niederschlag mit sich.

Das Zentrum des Tiefdruckwirbels PAMELA begann sich nach Norden zu drehen und befand sich gegen 00 Uhr UTC des 01.07. mit einem nur geringfügig veränderten Druck über dem Nordmeer zwischen Island und Norwegen. Vom Kern gingen zwei Okklusionsfronten aus. Eine erstreckte sich südöstlich des Kerns bis nach Südschweden und weiter den Charakter einer Warmfront annehmend und sich allmählich wellenförmig deformierend, über Dänemark und Südengland nach Westen, ehe diese über dem Atlantik in das Frontensystem eines vor Neufundland liegenden Tiefs überging. Die zweite Okklusionsfront reichte östlich des Kernes über Nordschweden und Finnland in Richtung des Baltikums, wo diese in die Warmfront eines südlich von Kaliningrad liegenden Tiefdruckwirbels überging. Das dem Tief PAMELA zuzuordnende Niederschlagsband weitete sich auf Schweden und Finnland aus. Auch wenn sich die Niederschlagsintensitäten allgemein abschwächten, konnten lokal dennoch teils sehr ergiebige Schauer registriert werden. Während innerhalb von 24 Stunden in Stockholm 3,0 mm gemessen wurden, meldete die Messstation in Göteborg 14,9 mm, bei Ullared fielen 25,1 mm und in Blomskog wurden bis zu 36,4 mm gemessen. Im gleichen Zeitraum fielen bis 06 Uhr UTC im finnischen Nellim 10,0 mm, bei Takle 14,1 mm und in Innerdalen 16,1 mm.

Unterhalb des noch immer sehr ausgeprägten Höhentroges hatte sich das Zentrum des Bodentiefs PAMELA zum 02.07. nach Osten verlagert und lag um 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von weiterhin circa 1000 hPa östlich vor Island, unweit von Fljótsdalshérað. In nordöstlicher Richtung erstreckte sich von dessen Kern eine Okklusionsfront in einem weiten Bogen zunächst nach Spitzbergen und zog sich weiter über Hammerfest und Tromsø der nordnorwegischen Küstenlinie folgend nach Südwesten. In der Nähe von Bodø ging diese Okklusionsfront anschließend in das Frontensystem des sich nur circa 700 Kilometer südöstlich vom Tief PAMELA über den Färöer Inseln befindende Tiefs OLIANE über, welches bereits tags zuvor im Zusammenspiel mit dem Wirbel PAMELA für Island wetterbestimmend war. Das Tiefdruckgebiet PAMELA selbst schwächte sich zunehmend ab. Durch schwachen Regen und Sprühregen wurden entlang seiner Ausläufer über Island zumeist nur noch Regenmengen unter einem Millimeter gemessen. Aus Reykjavík wurden 24-stündig 0,3 mm und aus Dalatangi 0,9 mm gemeldet. Auch tags zuvor beliefen sich die Tagesniederschlagssummen zumeist nur zwischen 0,5 und 3 mm. Eine Ausnahme bildete jedoch Dalatangi: Hier brachte anhaltender, schauerartig verstärkter Regen bis zu 19,4 mm. Auch über Spitzbergen und Nordnorwegen hatte das Niederschlagsband weitestgehend an Intensität verloren. Innerhalb von 24 Stunden wurden am 02.07. in Ny-Ålesund 0,3 mm in Bodø 1,7 mm und an der Station Tromsø-Holt 4,1 mm registriert. Im Laufe des Tages löste sich das Tief PAMELA zunehmend auf. Die Ausläufer der Zyklone gingen anschließend in die Zirkulation des Tiefs OLIANE über, sodass das Tiefdruckgebiet PAMELA am 03.07. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte als eigenständiger Wirbel analysiert und somit auch nicht mehr namentlich verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben am 26.08.2016 von Christian Ulmer

Berliner Wetterkarte: 30.06.2016

Pate: Pamela Rosenhahn