Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
PATRICIA
(getauft
am 14.02.2012)
Mitte
Februar erschien, von Westen kommend, über der Labradorsee ein neues
Tiefdruckgebiet. Da abzusehen war, dass dieses für das Wettergeschehen in
Europa von Bedeutung sein würde, wurde es am 14.02. in der Prognose für den
Folgetag auf den Namen PATRICIA getauft.
Am
Folgetag, dem 15.02., lag das Tiefdruckgebiet PATRICIA mit seinem Kern vor der
grönländischen Ostküste bei Angmagssalik. Der Kerndruck betrug etwa 1000 hPa.
Die Okklusionsfront verlief vom Kern aus Richtung Osten auf die Dänemarkstraße
hinaus. Diese entsteht beim sogenannten Okklusionsprozess, bei dem die
Kaltfront des Druckgebildes die Warmfront einholt und sich eine Mischfront
herausbildet. Vom dortigen Okklusionspunkt aus erstreckte sich die ca. 300 km lange
Warmfront Richtung Nordost und die bogenförmig Richtung Süden über den Atlantik
verlaufende, etwa 2400 km lange Kaltfront.
Bis
zum 16.02. sank der Kerndruck von Tief PATRICIA deutlich auf etwas unter 980
hPa. Weiterhin hatte es sich Richtung Nordost verlagert und lag nun mit dem
Zentrum knapp nördlich der norwegischen Insel Jan Mayen. Seine Okklusionsfront
verlief vom Kern nördlich der Ostküste Jan Mayens in einem südöstlichen Bogen
bis kurz vor der mittleren norwegischen Westküste. Vom dortigen Okklusionspunkt
aus erstreckten sich wiederum eine Warm- und eine Kaltfront. Die Warmfront
hatte einen nahezu geradlinigen Verlauf Richtung Süden über die Nordsee, die
englische Hauptstadt London, die französische Bretagne bis hin zum Golf von
Biskaya, während sich die Kaltfront in einem südwestlichen Bogen bis weit über
den Nordostatlantik erstreckte. In Gebieten, die von der Warmfront beeinflusst
wurden, registrierten die anliegenden Wetterstationen leichte Niederschläge. So
wurden beispielsweise in der schottischen Stadt Glasgow zwischen 7 Uhr und 13
Uhr MEZ immerhin 0,2 l/m² bestehend aus Sprühregen, Schneeregen und Regen
ermittelt. In Stornoway, der größten Ortschaft auf den schottischen Hebriden
fielen von 1 Uhr nachts bis 7 Uhr morgens sogar 3,8 l/m² Niederschlag, vor
allem als leichter Regen.
Der
17.02. zeigte das Tiefdruckgebiet PATRICIA in einer im Vergleich zum Vortag
stärkeren Form, da sein Kerndruck weiter bis auf einem Wert von etwa 968 hPa
zurück gegangen war. Das mit dem Kern über dem Zentrum des Europäischen
Nordmeeres liegende Druckgebilde hatte sich bis zu diesem Tag in nordöstliche
Richtung verlagert und befand sich nun auf halber Strecke zur norwegischen
Insel Spitzbergen. Die Okklusionsfront verlief nun bogenartig vom Zentrum aus
Richtung Süden über Nordschweden, den Bottnischen Meerbusen, die schwedische
Hauptstadt Stockholm bis zum Okklusionspunkt knapp südöstlich des Vättersees.
Von dort aus verlief wieder eine Warmfront bogenartig über die Ostsee, die
dänische Insel Bornholm, sowie über Berlin hinweg bis einige Kilometer südlich
von Köln. Die Kaltfront erstreckte sich hingegen über Dänemark, dann bogenartig
über den südlichen Teil der Nordsee hinweg und anschließend recht geradlinig,
Nordengland und Nordirland überquerend bis über den östlichen Teil des
Nordostatlantiks. Dabei zeigte sich eine Wellenstörung entlang der Kaltfront,
also eine gegenläufige Warmfront über der Mitte Großbritanniens.
Nahe
der Kaltfrontausläufer gab es vor allem über Deutschland einige, in höheren
Lagen zum Teil ergiebige Niederschläge, die nördlich des Mains meist als
Sprühregen oder Regen fielen, südlich des Mains hingegen vor allem als teils
länger anhaltender Schneefall. Im Erzgebirge fielen in Zinnwald bis 7 Uhr
morgens innerhalb von 6 Stunden etwa 8 l/m², teils als leichter bis mäßiger
Schnee, teils aus Schneeregen. Auf dem Fichtelberg, dem höchsten Berg des
deutschen Erzgebirges, fielen im gleichen Zeitraum sogar 11 l/m² Niederschlag
in Form von Schnee.
Bis
zum nächsten Tag, dem 18.02., hatte sich das Tief PATRICIA etwas weiter in
Richtung Nordosten bis an die Südküste Spitzbergens verlagert. Der Kerndruck
betrug nun wieder etwas über 970 hPa. An diesem Tag war die Zyklone PATRICIA
vollständig okkludiert. Die Okklusionsfront reichte vom Zentrum des Wirbels aus
in einem südöstlichen Bogen über Spitzbergen, die Barentssee, dann weiter über
Finnland bis nach Helsinki.
Am
19.02 lag der Kern des Tiefs etwa 300 km westlich von Jan Mayen, wobei sich
sein Druck auf knapp unter 980 hPa erhöht hatte. Die lange Okklusionsfront
reichte in einem südöstlichen Bogen über Jan Mayen, die finnische Seenplatte,
das Baltikum und die polnische Hauptstadt Warschau hinweg bis einige Hundert
Kilometer südlich der ungarischen Hauptstadt Budapest.
Bis
zum nächsten Tag, dem 20.02. hatte sich der Tiefdruckwirbel PATRICIA
vollständig aufgelöst und konnte daher nicht weiter auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben
am 27.02.2012 von Gregor Meusel
Berliner
Wetterkarte: 17.02.2012
Pate:
Patrick Konrad