Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
PATRICK
(getauft am
24.12.2011)
Ende Dezember gab es über dem westlichen Nordatlantik
einen Vorstoß kalter Luftmassen nach Süden, wodurch sich eine sogenannte
Troglage entwickelte. Auf der Vorderseite dieses Trogs entstanden mehrere
Tiefdruckgebiete, die sich rasch mit dem vorherrschenden Westwind Richtung
Europa verlagerten. Am Heiligabend entstand südlich von Neufundland ein Wirbel,
der für das Wetter in Mitteleuropa wetterwirksam zu werden schien. Darum wurde
dieser noch am gleichen Tag auf den Namen PATRICK getauft.
Am 24. Dezember um 01 Uhr MEZ lag der Kern des Tiefs mit
einem Luftdruck im Zentrum von etwa 1005 hPa südlich von Neufundland. Das
Frontensystem der Zyklone bestand aus zwei Warmfronten und einer Kaltfront. Vom
Kern verlief eine Warmfront nach Süden auf den Atlantik hinaus, die andere zog
sich mit etwa derselben Ausdehnung Richtung Osten. Die Kaltfront erstreckte
sich dagegen entlang der nordamerikanischen Küste nach Südwesten.
Bis zum Morgen des 25. Dezember verstärkte sich die
Zyklone und zog entlang der Höhenströmung weiter nach Nordosten. Das Zentrum
befand sich nun mit einem Kerndruck von ca. 975 hPa südwestlich von Island. Die
Warmfront erstreckte sich nach Osten und schloss über Irland an das voranlaufende
Tief OLIVER an. Die Kaltfront zog sich weiterhin nach Südwesten auf den
Nordatlantik hinaus.
Unter weiterer Verstärkung zog Tief PATRICK weiter nach
Osten und entwickelte sich zu einem Sturmtief. Am zweiten Weihnachtstag gegen
01 Uhr MEZ lag somit der Kern des Wirbels über Zentralskandinavien und sein
Druck betrug 965 hPa. Vom Zentrum reichte eine Okklusion, eine Mischfront mit
Warm- und Kaltfrontcharakter, nach Südosten bis nahe Helsinki. Von dort
erstreckte sich eine Warmfront zunächst nach Süden entlang der östlichen
Ostseeküste bis nach Westpolen und dann weiter über Berlin und Köln bis zur
belgisch-französischen Grenze. Das Hauptwindfeld lag südlich des
Okklusionspunktes, dem Punkt, an dem sich die Okklusion in eine Warm- und eine
Kaltfront aufspaltet. In Deutschland wurden am Morgen besonders an der Küste
sehr hohe Windgeschwindigkeiten registriert. Auf Hiddensee betrug der
10-minütige Mittelwind zeitweise 78 km/h. In Böen wurden dort maximal 96 km/h
verzeichnet, was der Windstärke 10, also schwerem Sturm, entspricht. Doch auch
im Harz wurden Windspitzen von über 90 km/h gemeldet.
Bis zum Morgen des 27. Dezember schritt der
Okklusionsprozess weiter fort. Der Kern von Tief PATRICK lag mit einem Druck
von etwa 985 hPa südöstlich des Weißen Meeres. Von dort erstreckte sich eine
vollständig okkludierte Front mit Warmfrontcharakter nach Süden bis zur
Uralquelle und dann nach Südwesten bis zur Halbinsel Krim an der Küste des
Schwarzen Meeres. Die Wetteraktivität ließ nun allmählich nach, trotzdem kam es
entlang der Front vereinzelt noch zu
leichten Regenschauern, nahe des Kerns auch zum Teil zu einigen Schneeschauern.
In der Nacht wurde das Tiefdruckgebiet PATRICK von dem
nachfolgenden Tief QUIRIN verdrängt und konnte daher am 28. Dezember nicht mehr
als eigenständiges Tief auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am
03.03.2012 von Benjamin Siebert
Berliner
Wetterkarte: 26.12.2011
Pate: Patrick Konrad (www.sparspion.com)