Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
PAULA
(getauft
am 06.10.2010)
An einem ausgeprägten Langwellentrog in der
mittleren Troposphäre, ca. 5 km Höhe, bildete sich eine schwache, über dem
zentralen Atlantik liegende Wellenstörung aus, die am 06.10.2010 auf den Namen
PAULA getauft wurde.
In den folgenden 24 Stunden erfolgte eine
der Höhenströmung folgende Westwärtsverlagerung bei
gleichzeitiger Vertiefung des Wirbels auf einen Kerndruck von unter 990 hPa.
Aufgrund einer umfangreichen, steuernden Nordmeerzyklone Namens OLYMPIA zog
Tief PAULA auf ungewöhnlich südlicher Bahn in Richtung Europa. Der Kern des
Wirbels befand sich nördlich der Azoren, wo in der Regel hoher Luftdruck
herrscht. Bis zum 08.10.2010 erfolgte eine markante Vertiefung des Wirbels
PAULA, dessen Kerndruck in den letzten Stunden auf 955 hPa südwestlich von
Irland sank. Die Zyklone PAULA ist vertikal überaus mächtig, sodass sie in der
Höhenwetterkarte, 500 hPa ebenfalls deutlich zu erkennen ist. In den folgenden
Stunden blieb die Orkanzyklone aufgrund eines mächtigen, fast den gesamten
europäischen Kontinent umfassenden blockierenden Hochdruckgebietes MARCEL unter
leichter Abschwächung weitgehend stationär über dem Ostatlantik liegen. Das
Frontensystem des Wirbels reichte von der Südwestspitze Irlands, über die
Biskaya und die Iberischen Halbinsel bis hinunter vor die marokkanische Küste.
Innerhalb der Frontalzone kam es in Portugal und Teilen Nordwestspaniens zu
teils lang anhaltenden Regenfällen, so meldete die nordspanische Stadt La Coruna eine 24-stündige Regenmenge von 31 l/m², bei einer
Höchsttemperatur von 22°C. Nachfolgend setzte eine erhebliche Abschwächung der
Sturmzyklone PAULA ein, die mit einem Kerndruck von ca. 1000 hPa unverändert
über dem Ostatlantik lag.
In den vergangenen 24 Stunden überquerten
dabei 2 Randtiefs die Iberische Halbinsel und brachten verbreitet Schauer und
Gewitter mit örtlich erheblichen Niederschlagssummen. Z.B. Valencia 22 l/m², Sevilla 26 l/m², Malaga
und Barcelona je 29 l/m². Örtlich waren die Gewitter auch unwetterartig mit
wesentlich höheren Niederschlagsmengen. So meldete Reus,
ca. 150 km südwestlich von Barcelona, eine 12-stündige Niederschlagsmenge von
100 l/m². Aufgrund von Warmluftadvektion an der Vorderseite des Wirbels PAULA
gelang warme Luft subtropischen Ursprungs bis nach Irland und Großbritannien,
wo örtlich Höchstwerte von 20°C erreicht wurden, wie in Shannon in Irland oder Bournemouth in Südwestendland. In Frankreich war es
verbreitet mit 23-24°C etwas wärmer, z.B. Lyon mit
24°C. Durch Föhn-Effekte nördlich der Pyrenäen und in Zentralfrankreich wurde
örtlich auch ein Sommertag beobachtet.
Bis zum 11.10.2010 hatte sich die Zyklone
PAULA der Höhenströmung folgend zum Mittelmeer verlagert, der Kerndruck blieb
dabei während der letzten 24 Stunden nahezu unverändert. Einige wetterwirksame
Randtiefs der im Mittelmeer zentralen Zyklone PAULA brachten vor allem in
Südfrankreich und teilen Marokkos unwetterartige Niederschläge. So meldeten
einige Stationen binnen 12 Stunden erhebliche Niedermengen. Cassablanca,
Marokko 41 l/m², Carcassone oder auch Cap Bear, Südfrankreich 97 l/m² bzw. 115 l/m², oder auch Cazzo Spadaro im Süden Siziliens
mit 131 l/m².
Am Folgetag war die Zyklone PAULA vor der
Küste Algerien liegend in der Bodendruckkarte nur noch schwer zu erkennen. Da
der Wirbel mit einem ausgeprägten Höhentief in 500 hPa Höhe verbunden war,
blieb die Wetterwirksamkeit der Zyklone, mit lokalen Unwettern erhalten. Die
höchste Niederschlagssumme wurde an diesem Tag im italienischen Lecce mit 63 l/m² beobachtet.
In den folgenden 24 Stunden erfolgte keine
signifikante Verlagerung der Mittelmeerzyklone PAULA. Im Einflussbereich des
Wirbels hielten die teils unwetterartigen Niederschläge unvermindert an, am
13.10.2010 war besonders die Ostküste Spaniens betroffen, wo in Valencia 51
l/m² und Tortosa gar 57 l/m² Regen registriert
wurden. In Palma de Mallorca fielen 47 l/m² Regen. Bis zum 14.10.2010 erfolgte
eine rasche Verlagerung der Zyklone nach Osten deren Kern über dem südlichen
Italien lag. Das Frontensystem reichte bis in die Türkei und Tunesien, sodass
nun auch dort in kurzen Zeiträumen große Niederschlagsmengen beobachtet wurden.
Wie z.B. in Istanbul 29 l/m², Tunis 44 l/m² oder
Bursa am Marmara-Meer mit 94 l/m² jeweils innerhalb
von 12 Stunden. Unter weiterer geringfügiger Abschwächung verlagerte sich das
Tief PAULA weiter nach Osten und lag am Folgetag mit einem Kerndruck von ca. 1005
hPa über dem Bosporus.-Dabei dauerten die teils heftigen Gewitter unverändert
an, so fielen in Istanbul erneut 30 l/m² Regen binnen 24 Stunden. Die
Höchsttemperatur erreichte dabei verbreitet von unter 20°C, wie ein Istanbul
mit 19°C. Im Warmsektor der Zyklone wurden nochmals knapp 30°C erreicht, wie in
Larnaca auf Zypern mit 29,3°C. Mit zunehmend zonaler
Höhenströmung erfolgt eine rasche Verlagerung des Tiefdruckgebietes PAULA nach
Osten. Bereits am 16.10.2010 lag die Zyklone über dem wesentlichen Kasachstan
und zog in den nächsten 24 Stunden weiter nach Osten ab und wurde somit nicht
mehr auf der europäischen Wetterkarte geführt.
Wetterkarte:
08.10.2010
Geschrieben
am 22.10.2010 von Tobias Mahnkopf
Pate:
Geschwister Weil