Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
PAULA
(getauft
am 19.07.2014)
Auf der Vorderseite eines ostatlantischen
Langwellentroges im 500 hPa-Niveau, was einer Höhe von etwa 5,5 km, entwickelte
sich Mitte Juli an einer Luftmassengrenze in tieferen Luftschichten zwischen
extrem warmer Festlandsluft tropischen beziehungsweise subtropischen Ursprungs
und kühleren Luftmassen subpolaren Ursprungs im äußersten Westen Spaniens und
Frankreichs im Bereich einer vorlaufenden Konvergenzlinie ein Tiefdruckgebiet
aus. Am 19.07. wurde dieses Tief auf den Namen PAULA getauft. Konvergenzlinien
entstehen bei starker Warmluftzufuhr in einer südwestlichen Höhenströmung in
Abstand vor der nachfolgenden Kaltfront und sind meistens mit starken Gewittern
verbunden. Bereits am Tag zuvor bildeten sich im Nachmittagsverlauf erste
Gewitter über Südfrankreich. Am Tag der Taufe kam es entlang der
Luftmassengrenze im zentralen Frankreich zu Schauern und Gewittern, wobei die
24-stündigen Niederschlagsmengen lokal mehr als 30 mm betrugen, wie in Chateauroux mit 37,8 mm bis 02 Uhr MESZ des Folgetages.
Auch über den Britischen Inseln kam es bei hoch reichenden Wolkenclustern
vereinzelt durch Schauer und Gewitter zu Niederschlagssummen von bis zu 26 mm
Niederschlag in 24 Stunden. Vom Tiefdruckzentrum mit einem Kerndruck von 1010
hPa über der Bretagne verlief eine Warmfront nach Norden über Großbritannien
sowie eine Kaltfront Richtung Süden bis über die Pyrenäen. Während in
Mitteleuropa Temperaturen von über 30°C vorherrschten, sorgte die langsam ostwärts
vordringende Kaltluft in Westeuropa für leichte Abkühlung.
Zum Folgetag verlagerte sich die Zyklone
PAULA nur langsam ostwärts und befand sich nur wenig weiter westlich der
Konvergenzlinie. Vom Tiefdruckzentrum zog sich die Warmfront nach Norden über England,
die Kaltfront über Frankreich bis an die Südspitze Portugals. Besonders im
Süden und Südosten Frankreichs kam es verbreitet zu Gewittern und starken
Regenfällen. In Lyon fielen dabei binnen 12 Stunden bis 20 Uhr MESZ 40 mm. Auch
in der Schweiz und im Schwarzwald lagen die maximalen Niederschlagshöhen
vielfach über 40 mm. Im Südosten Englands meldete die Station Shoeburyness eine 12-stündige Niederschlagsmenge von 30 mm.
Die höchste Niederschlagsmenge meldete Straßburg mit 66,8 mm.
In 500 hPa befand sich der zum Tief PAULA
zugehörige Höhenwirbel am 21.07. über dem Grenzgebiet zwischen Deutschland und
der Tschechischen Republik. Vom Zentrum am Boden verlief eine Warmfront
bogenförmig über die Alpen bis nach Frankreich, eine weitere südlich gelegene Kaltfront
führte gen Süden über Korsika und Sardinien. Die Konvergenzlinie, das heißt die
Grenze zwischen der trocken-warmen Ostströmung im Randbereich des Hochs BERTRAM
und dem südlich gelegenen niederschlagsreichen Wirbel PAULA, erstreckte sich
über weite Teile Deutschlands. Im Norddeutschen Binnenland und an den Küsten
wurden verbreitet 30°C überschritten, während im Westen und Süden Deutschlands
gebietsweise große Niederschlagsmengen registriert wurden. Stötten in der
Schwäbischen Alb meldete bis 08 Uhr MESZ des Folgetages 53 mm und der Flughafen
München 58 mm innerhalb von 24 Stunden. Der Einflussbereich der Zyklone PAULA
reichte von vielen Teilen West- und Mitteleuropas bis zum Balkan. So wurden im
selben Zeitraum in Zürich 31 mm, in Innsbruck 30mm, in Prag 22 mm, in Poprad in
Slowenien 26 mm und in Florenz 23 mm gemessen.
Bis zum 22.07. verlagerte sich das
Tiefdruckgebiet PAULA mit seinem Zentrum nach Ostungarn nahe Budapest. Von dort
erstreckte sich eine Okklusionsfront von Ostfrankreich nach Osten bis zum
Kaspischen Meer außerhalb des Analysebereichs der Berliner Wetterkarte. Eine
weitere Okklusionsfront reichte vom Kern aus nach Süden über Ungarn und dem
Adriatischen Meer bis weit hinaus über das Mittelmeer. Bis zum Folgetag um 08
Uhr MESZ fielen an den quasistationären Fronten hauptsächlich im südlichen
Drittel Deutschlands ergiebige Regenmengen. An der Station Ihringen
in Baden-Württemberg fielen binnen 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ des
darauffolgenden Tages 42 mm, in Simbach am Inn 35 mm. Auch an der slowenischen
Wetterstation in Kredarica wurden 61 mm im selben Zeitraum
registriert. Mittel- und Norddeutschland blieb dagegen weitgehend
niederschlagsfrei. Auch an diesem Tag entstanden unter dem Einfluss des Tiefs
PAULA vermehrt Gewitter, die über weite Teile Italiens und des Balkans zogen.
Am 23.07. wurde das Zentrum nur wenig
weiter östlich bei weiterhin kaum verändertem Druck zum vorherigen Tag
analysiert. Vom Zentrum über Ungarn verlief eine Okklusionsfront nach Osten bis
über die Karpaten, wo diese in eine Okklusionsfront eines unbenannten Tiefs mit
Zentrum über der Halbinsel Krim überging. In westlicher Richtung zog sich eine
weitere Okklusionsfront bis nach Frankreich. Frontal fielen nur noch geringe
Niederschlagssummen.
Am darauffolgenden Tag erstreckte sich vom
Zentrum aus eine Okklusionsfront bogenförmig über Ostungarn bis zum Kaspischen
Meer. An der Nordseite eines über Ostfrankreich gelegenen kleinen Tiefs
breitete sich feuchte Luft vom Schwarzen Meer zur Nordsee aus. In diesem
Bereich kam es zwischen Südpolen und Niedersachsen in einem breiten
Niederschlagsband von etwa 100 Kilometern zu 24-stündigen Regenmengen von bis
zu 25 mm. So konnte aus Breslau 20 mm und aus Wernigerode 22 mm vermeldet
werden.
Zum 25.07. verlagerte sich dieses kleine Tiefzentrum
nur geringfügig nach Osten. Die Okklusionsfront der Zyklone erstreckte sich derweil
bogenförmig über Ungarn und Rumänien, der Ukraine bis zum Kaspischen Meer. Im
weiteren Verlauf breitete sich das insgesamt nur noch schwach ausgeprägte
Bodentief PAULA nach Westen aus. Die Okklusionsfront des Systems verlief von
Frankreich über Mitteleuropa bis zur Krim in östliche Richtung und ging dort in
ein unbenanntes Tief über. Im Westen Deutschlands im Raum Hannover setzten
bereits in den Mittagsstunden Gewitter ein, bei denen bis zum Abend
Niederschlagsmengen von bis zu 30 mm fielen. In den Abendstunden
entstanden Gewitter im Berliner Raum, die unter Verstärkung nach Nordwesten
zogen. In der Lübecker Bucht wurden 11 bis 12 mm registriert.
Das komplexe Tiefdrucksystem PAULA wurde am
26.07. um 02 Uhr MESZ mit seinem Zentrum über dem Westen Deutschlands
analysiert. Die Okklusionsfront des Wirbels zog sich von Belgien über das
Norddeutsche Tiefland bis nach Südpolen. Von dort dehnte sich die Schauer- und
Gewitteraktivität nach Nordwesten bis an die deutschen Küstengebiete aus. So
kam es in Vorpommern, der Nordseeküste und den östlichen Mittelgebirgen zu
kräftigen Gewittern mit starken Regenfällen. Die Station Erfurt meldete 59 mm,
der Brocken 35 mm und Kaiserslautern 36 mm Regen.
Am 27.07. befand sich das Zentrum von Tief
PAULA über Süddeutschland. Dabei hatte es sich soweit abgeschwächt, dass keine
Fronten mehr analysiert werden konnten. Jedoch entstanden in einer schwachen
Tiefdruckzone des Tiefs PAULA entstanden noch einige kräftige Schauer und
Gewitter. So meldete Holzdorf am Abend eine 12-stündige Niederschlagsmenge von
53 mm und Emden 48 mm.
In den beiden folgenden Tagen füllte sich
der Tiefdruckwirbel PAULA weiter auf und lag über dem Berliner Raum, wobei hier
nur noch Niederschlagsmengen von 4 bis 5 mm gemessen werden konnten. Am 30.07. hatte
sich die Zyklone PAULA soweit abgeschwächt, dass sie nicht weiter auf der
Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 26.08.2014 von Natja Ruth Bublitz
Berliner
Wetterkarte: 21.07.2014
Paten:
Marius und Susanne Salamon