Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  PAUL

(getauft am 20.08.2003)

 

 

 

Vor der Nordwestküste Islands entstand am 19.August ein Tiefdruckwirbel, der am folgenden Tag (20.08.) auf den Namen PAUL getauft wurde.

PAUL wanderte in südliche Richtungen und befand sich am Morgen des 21.08. im Seegebiet südlich von Island. Damit begann sein Einfluss auf das Wettergeschehen in unseren Landen.

Bis zum 22. August zog das Höhentief weiter in südöstliche Richtungen, so dass das Druckzentrum von PAUL heute über dem Seegebiet nördlich von Schottland lag. Der Hochdruckeinfluss verhinderte zunächst das Eindringen des zugehörigen Frontensystems  nach Deutschland. In dieser antizyklonalen Westwetterlage fiel der frontentypische Regen daher vor allem in der Nacht über den Britischen Inseln und Skandinavien. Dabei regnete es am meisten an der Westküste Norwegens. So fielen in 12 Stunden 30mm Niederschlag in Eik Hove, 24mm in Sauda, 23mm an der Station Bergen/Florida und 17mm an der Station Modalen II. Hinter den Gebirgen des Hardanger Vidda fielen im Lee lediglich 6mm in Kongsberg, 5mm in Venabu und Fagernes, 2mm in Tveitsund, in Nesbyen-Skoglund und in Mossrand II und 10mm in Lindesnes Fyr an der Südwestküste Norwegens. Im Nordwesten Dänemarks fielen 8mm in Silstrup, 5mm in Blaavandshuk und 4mm in Aalborg. Die Regenmengen über den Britischen Inseln blieben dem gegenüber deutlich zurück.

Das Bodentief PAUL zog seit gestern von den Färöer nach Südnorwegen. Über Mitteleuropa flachte sich der Höhenhochkeil noch weiter ab, so dass nun auch Norddeutschland in den frontalen Bereich des Wirbels PAUL gelangte. Diese Front brachte bis zum Mittag des heutigen Tages (23.08.) noch länger anhaltenden Niederschlag. In Berlin-Dahlem fiel erstmals seit dem 17.08. wieder etwas ergiebiger Regen, der heute Vormittag 3,1 l/m² brachte, so kommen auf den gesamten August bis dato 8,4 l/m² zusammen.

In der vergangenen Nacht gab es auf einem von Oldenburg über Soltau bis Seehausen reichenden Streifen Regenmengen von 4 bis 7 l/m².

Heute  Vormittag verlagerte sich dieses Niederschlagsband langsam nach Süden und brachte innerhalb von 6 Stunden bis heute Mittag zwischen Hannover – Braunschweig – Magdeburg – Berlin Regenmengen von 2 bis 5 l/m². Südlich der Front stieg die Temperatur bis 14 MESZ bei meist heiterem Himmel in Sachsen auf Werte um 25°C, in Südwestdeutschland auf 26 bis 28°C, in Regensburg sogar bis 29°C.

Nördlich der Front heiterte es in Norddeutschland verbreitet wieder auf. Während im nördlichen Brandenburg um 14 MESZ bis zu 24°C gemessen wurde, lag die Temperatur im Berliner Gebiet bei nur 17°C.

Über Deutschland verlief auch heute, 24. August, gut ausgeprägt die Kaltfront des Wirbels PAUL hinweg. In ihrem Bereich hielten sich ausgedehnte Wolkenfelder, unter denen es im Westen und Nordwesten Deutschlands mit Temperaturwerten von 17 bis 21°C (14 MESZ) recht kühl blieb. Im nördlichen Brandenburg und Mecklenburg wurden bei anhaltendem Sonnenschein bis zu 23°C gemessen. Südlich der Front stieg die Temperatur am Oberrhein zu diesem Zeitpunkt wieder auf Werte bis 30°C (Freiburg) an. PAUL zog nun im Tagesverlauf langsam nordwärts ab und verlor dabei seinen Einfluss auf Mitteleuropa.

Am 25.08. hatte sich der Kern von PAUL bis zum Raum Moskau verlagert. Hier im nördlichen Mitteleuropa war es nur im Bereich seiner Kaltfront zu ergiebigerem Regen gekommen.

Das Zentrum des Tiefdruckwirbels lag am heutigen Tag (26.08.) wenig östlich von Sankt Petersburg und zog weiter in nördliche Richtungen. An seiner Ostseite setzte sich mäßig warme Luft bis zum nördlichen Ural durch, wo die Temperatur bis 23°C (Workuta) stieg. An seiner Westflanke gelangte dagegen Luft arktischen Ursprungs bis nach Skandinavien, so dass in Lappland die Maxima nur bei 10°C lagen. Beschleunigt wurde dieser Kaltluftvorstoß noch durch den Tiefdruckwirbel QUIRIAKUS, der rasch über Norwegen hinweg nach Südschweden zog.

Auch am 27. August dauerte im Randbereich des Tiefdrucksystems PAUL / QUIRIAKUS die Zufuhr mäßig warmer Luft bis zum nördlichen Ural an (Maximum von Workuta 22°C), während große Teile Nordeuropas im Zustrom recht kühler Luft arktischen Ursprungs von Norden her lagen. Dabei stieg die Temperatur im Lappland nur noch auf Höchstwerte um 8°C, und selbst im mittelfinnischen Seengebiet lagen die Maxima teilweise unter 10°C.

Am 28.08. erscheint PAUL letztmalig auf der Berliner Wetterkarte. Er wurde von dem stärkeren Tiefdrucksystem QUIRIAKUS verdrängt.

 


Geschrieben am 08.09.2003 von Anne Theuerkauf

Wetterkarte:  23.08.2003

Pate: Christian Neuhaus