Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet PETER
(getauft am 03.06.2021)
Aus einer kleinen Welle im Bereich der
Kaltfront des Tiefs OLGER I bildete sich über Frankreich Anfang Juni 2021 eine
Zyklone aus, die anhand der Prognosekarte für den 04.06.2021 um 14 Uhr MESZ von
den Meteorologen der Berliner Wetterkarte noch am 03.06.2021 auf den Namen
PETER getauft wurde, da diese an den darauffolgenden Tagen das Wettergeschehen
Mitteleuropas maßgeblich beeinflussen sollte.
Am 04.06.2021 konnte dann Tief PETER
wie prognostiziert auf der Bodenwetterkarte der Berliner Wetterkarte erstmals
namentlich verzeichnet werden. Nördlich des Kerns verlief die Warmfront an
diesem Tag um 02 Uhr MESZ nach Nordosten über den Norden Frankreichs und
Belgien. Dort ging sie in die Kaltfront des Wirbels OLGER II über. Vom Zentrum,
das sich mit einem Druck von knapp 1019 hPa über der Mitte Frankreichs befand,
erstreckte sich nach Süden die Kaltfront bis zu den Pyrenäen, an der sich
wiederum eine Warmfront anschloss. Dabei fiel vor allem an der Kaltfront teils
gewittriger Regen, der sich wegen der plötzlich einströmenden kühleren Luft
bildete. In der 12-stündigen Zeitspanne bis 08 Uhr MESZ regnete es in Tours 40
l/m², in Évreux 36 l/m² und in Bergerac 19 l/m². Östlich der Warm- und Kaltfront
wurden zum Beispiel in Subtropikluft 29,0°C in Lyon und 27,1°C in Nîmes
gemessen, während in maritimer Polarluftmasse nach Durchgang des Frontensystems
nur noch 16,9°C in Dünkirchen oder 18,6°C in La Rochelle gemeldet wurden.
Einen Tag später lag der Kern mit einem
Bodendruck von etwa 1018 hPa über dem Westen Deutschlands. Genau dort befand
sich auch der Okklusionspunkt, von dem sich die verschiedenen Fronten aus
erstreckten. Die Mischfront, hinter der wärmere Luft herangeführt wurde und
deshalb als Warmfrontokklusion bezeichnet wurde, erstreckte sich größtenteils
über der Nordsee und ging in die Kaltfrontokklusion des Tiefdruckgebietes OLGER
über. Die Warmfront verlief leicht bogenförmig bis in den Nordwesten Kroatiens.
Die hakenförmige Kaltfront reichte bis in den Languedoc, wo sich noch immer
eine Warmfront anschloss. Etwas Regen fiel im Bereich der Mischfront und der
Warmfront mit beispielsweise 4 l/m² in Wattisham
knapp 100 km nordöstlich von London und 5 l/m² in Częstochowa in der
genannten Zeitspanne. Hinter der Warmfront erwärmte sich die Luft auf
beispielsweise 28,1°C in Cottbus. Weiter nordwestlich wurden hinter der
Warmfrontokklusion immerhin noch zum Beispiel 23,9°C im dänischen Mejrup erreicht. Mit maximal 16,6°C in Rotterdam und 16,4°C
in Aachen war es hinter der Kaltfront inmitten einer Luftmasse polaren
Ursprungs deutlich kühler.
Im Anschluss eines kleinen Wellentiefs
über Deutschland reichte die sehr kurze Warmfront der Zyklone PETER am 06.06.2021
um 02 Uhr MESZ von Österreich bis in den Norden Kroatiens. Zu diesem Zeitpunkt
befand sich der Kern rund 200 km südwestlich von Budapest mit einem Luftdruck
von ungefähr 1016 hPa. Durch die zusätzliche Hebung an den östlichen Alpen
kamen im dortigen Bereich der Warmfront, wo sich langsam Warmluft über Kaltluft
schob, bedeutende Regenmengen im 12-stündigen Zeitraum bis 08 Uhr MESZ
zusammen. So wurden beispielsweise am Salzburger Flughafen 24 l/m² und in Bad
Mitterndorf sowie in Bischofshofen jeweils 16 l/m² registriert. Die Warmfront trennte
kühlere Luft südwestlich der Front mit 19,3°C in Klagenfurt oder 18,0°C in Wels
von wärmerer Luft nordöstlich der Front mit 25,2°C in Bratislava und 26,4°C in
Budapest.
Bis zum darauffolgenden Tag verlagerte
sich das Zentrum des Tiefdruckgebietes PETER unter Abschwächung nach Norden und
lag mit einem Kerndruck von knapp 1019 hPa zwischen Berlin und Warschau.
Aufgrund der Abschwächung lösten sich auch schon jegliche Fronten auf und es
fiel kaum noch messbarer Niederschlag im Einflussbereich des Tiefs PETER über
dem östlichen Mitteleuropa. Etwas Regen wurde noch an den Stationen Lučenec in der Slowakei mit 1 l/m² oder 0,1 l/m² im
südpolnischen Nowy Sącz
in der erwähnten Zeitspanne gemessen. Dabei stiegen die Temperaturen zum
Beispiel auf 26,7°C in Warschau, 27,3°C in Breslau oder 26,4°C in Brno.
Mit dem allmählich nach Osten
vorandringenden Hochdruckkomplex XENIA löste sich die nur noch aus dem Kern
bestehende Zyklone PETER bis zum nächsten Tag vollständig auf, so dass das Tief
nach einer für Tiefdruckgebiete nur recht kurzen Lebensspanne von 4 Tagen
bereits am 08.06.2021 nicht mehr auf den Wetterkarten der Berliner Wetterkarte
analysiert werden konnte.