Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
PETER
(getauft am 15.04.2017)
Ein Tief, das zu
Beginn der zweiten Aprildekade über Neufundland entstand und infolge der
Höhenströmung den Nordatlantik von West nach Ost überquerte, sollte für das
Wettergeschehen in Europa wichtig werden. Es wurde anhand der Prognosekarte für
den 16.04.17 um 14 Uhr MESZ bereits über Nordirland vorhergesagt und auf den
Namen PETER getauft.
Einen halben Tag
zuvor erschien der Wirbel PETER das erste Mal auf den Karten. Mit dem Zentrum
rund 550 km südlich von Island lokalisiert, wies er einen Druck von knapp unter
1015 hPa auf. Die etwa 1000 km von West nach Ost verlaufende Konvergenz, also
stark aufsteigende Luftmassen, verband den eigentlichen Kern mit einem weiteren
Zentrum in der Nähe der Südspitze Grönlands. Dieser hatte mit ungefähr 1009 hPa
einen noch tieferen Druck als das Hauptzentrum. Der Okklusionspunkt befand sich
knapp 200 km südöstlich des Zentrums bei Irland. Dieser Punkt beschreibt den
Ort, an dem die schneller ziehende Kaltfront die vorgezogene Warmfront einholt
und anhebt. Dort trennten sich die Warmfront, die leicht bogenförmig nach
Südosten bis zur Westküste Irlands reichte, und die Kaltfront, die sich in
einem Bogen erst nach Süden und dann nach Westen über eine Länge von circa 1100
km erstreckte. Daran schloss sich die Warmfront einer entstehenden Zyklone über
dem Nordwestatlantik an. Wegen der schnellen Zuggeschwindigkeit des
Tiefdruckgebietes fiel in den Schauern an Warm- und Kaltfront meist nur wenig
Regen. Die 12-stündige Niederschlagsmenge bis 08 Uhr MESZ betrug am Flughafen
von Belfast 0,6 l/m² bei einer Höchsttemperatur von 11,9°C oder an der Station Knock/Connaught 2 l/m² bei maximal 10,8°C. Vereinzelt
traten sogar Regenmengen bis 6 l/m² auf, wie in Malin Head
an der Nordspitze Irlands.
Da der Jetstream,
das Starkwindband in 8 km Höhe, am darauffolgenden Tag quer über den Britischen
Inseln lag, verlagerte sich Tief PETER deutlich weiter nach Südosten und lag
mit dem Kern, der einen Druck von etwa 1019 hPa aufwies, an der
niederländischen Nordseeküste. Der zusätzliche Kern, der am Vortag noch bei
Grönland lag, hatte sich abgespalten und vereinigte sich mit einer
Wellenstörung über dem Nordatlantik zu einem eigenständigen Tief. Die Warmfront
der Zyklone PETER reichte vom Südwesten der Niederlande in Richtung Südosten
bis zu den Vogesen und anschließend nach Südwesten bis zur Auvergne. Die
Kaltfront erstreckte sich vom Zentrum westwärts bis England und dann nach
Nordwesten bis nach Nordirland. An der Warmfront hatten sich die Niederschläge
deutlich intensiviert. Die Spanne der 12-stündigen Regenmengen reichte von 3,2
l/m² in Offenbach über 7,5 l/m² in Köln-Stammheim und 10,9 l/m² in Düsseldorf
bis zu 15,5 l/m² an der Station Remscheid-Lennep. Die
Schauertätigkeit an der Kaltfront war dagegen ähnlich der des Vortages. Es
fielen beispielsweise 3 l/m² in Coleshill bei
Birmingham, 5 l/m² bei Bradford oder bis zu 9 l/m² in
Leconfield bei York. In diesem recht kleinräumigen
Tiefdruckgebiet herrschten Höchsttemperaturen zwischen 11,2°C am Amsterdamer
Flughafen und 15°C in Melun, einem Vorort von Paris.
Eingebettet in der
steuernden Nordwestströmung lag das Tief PETER am 18.04.17 um 02 Uhr MESZ
bereits mit dem Zentrum über der Slowakei und hatte dabei einen Druck von knapp
unter 1013 hPa. Die etwa 1250 km lange s-förmige Höhenokklusion reichte von der
Nordsee quer über Norddeutschland bis zum Kern. Die kurze Warmfront erstreckte
sich von dort nach Süden bis zum serbisch-bosnischen Grenzgebiet. Vom
Okklusionspunkt, der genau im Zentrum lag, verlief die Kaltfront nach Südwesten
bis nach Ostslowenien, dann westwärts bis zur Gascogne und anschließend im
Bogen nach Norden bis zum Süden Irlands und reichte sogar bis ins Hoch PIA, an
der sich die Warmfront eines Tiefs bei Island anschloss. Bei einer
Höhenokklusion weisen beide Kaltluftmassen die gleiche Temperatur auf und es
bleibt eine Konvergenzlinie übrig, wo sich viele Schauer bilden können.
Zusätzlich floss von Norden her kalte Arktikluft ein, womit die Temperaturen
tagsüber nur auf 6,3°C in Schwerin oder Osterfeld bis zu 10,7°C am Frankfurter
Flughafen oder in Bad Kreuznach stiegen. Nachts sank die Lufttemperatur auf
Werte um den Gefrierpunkt und mit den lokal durchziehenden Regen-, Schneeregen-
oder Graupelschauern kamen 3-stündige Niederschlagsmengen von 5,6 l/m² in
Königsborn bei Magdeburg oder 6,7 l/m² in Erlbach-Eubabrunn
bis 05 Uhr MESZ zusammen. Vor allem in Rumänien sorgte die Warmfront für einigen
Regen, so fielen beispielsweise in Craiova 6 l/m² oder 8 l/m² bei Sibiu innerhalb von 12 Stunden bis 08 Uhr MESZ. Die
höchsten Regenmengen im Einflussbereich der Zyklone PETER fielen an der
Kaltfront am Nordkamm der Alpen. Verbreitet regnete es in dem gerade erwähnten
Zeitraum zwischen 15 l/m² in Dornbirn und 20,8 l/m² in Bisisthal.
In Sattel-Mostelburg wurden sogar 49,3 l/m²
registriert. Im Gegensatz zu der Arktikluft hinter der Kaltfront erwärmte sich
die Luft im Warmsektor, also zwischen Kalt- und Warmfront, auf bis zu 17,3°C in
Mailand oder 22,6°C in Hyères.
An der ausgeprägten
Kaltfront hatten sich bis zum nächsten Tag mehrere Wellen gebildet, was zur
Bildung mehrerer kleiner Tiefdruckgebiete und außerdem dazu führte, dass Wirbel
PETER nur noch das Wettergeschehen auf der Balkanhalbinsel beeinflusste. Das
Zentrum des Tiefs befand sich etwa 130 km östlich von Belgrad mit einem Druck
von etwas unter 1010 hPa. Die kurze, circa 200 km lange, von Nordwest nach
Südost verlaufende Okklusion lag ungefähr 200 km östlich von Budapest, wo sich
der Okklusionspunkt befand. Die unwesentlich längere Warmfront verlief
südostwärts bis in den Nordosten Griechenlands. Die sehr kurze Kaltfront mit
ihren 200 km Länge lag über dem zentralen Balkan. Dort ging sie in eine
Warmfront einer Welle der ehemaligen Kaltfront über. Innerhalb dieses
kleinräumigen Tiefdruckgebietes kamen beachtliche Niederschlagsmengen zusammen.
So regnete es zum Beispiel innerhalb von 12 Stunden bis 08 Uhr MESZ in Sarajevo
41 l/m², 37 l/m² in Novi Sad
oder 33 l/m² in Shkodra bei höchstens 13,4°C vor der
Kaltfront in Skopje und nur noch 3°C in Budapest bzw. 2,6°C in Veszprém hinter dieser.
Am nächsten Tag war
Tief PETER vollständig okkludiert und somit auf der Wetterkarte nur noch als
kurze Okklusion dargestellt. Diese trug dann nicht mehr explizit den Namen
PETER.
Geschrieben am
08.06.2017 von Matthias Janke
Berliner Wetterkarte: 17.04.2017
Pate:
Dr. Peter Lülsdorf