Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet PETER

(getauft am 15.11.2017)

 

Im Rahmen der täglichen Analyse der Berliner Wetterkarte wurde am 15.11. ein Tiefdruckgebiet, welches mit dem Zentrum über dem Süden Grönlands lag, auf den Namen PETER getauft.

Da es eine Prognosetaufe war, wurde der Name PETER das erste Mal am 16.11. auf den Karten der Berliner Wetterkarte verzeichnet. An diesem Tag befand sich das Zentrum des Tiefs PETER mit einem Kerndruck von etwa 990 hPa über den Färöer-Inseln. Das Tief hatte schon ein ausgeprägtes Frontensystem, wobei die Okklusion vom Tiefzentrum nach Nordwesten bis über die isländische Küste reichte. Eine Okklusion ist eine Mischfront, welche entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die vorlaufende langsamere Warmfront einholt und so die wärmere Luft anhebt. Der Punkt an dem sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront aufteilt, nennt man Okklusionspunkt. Dieser Okklusionspunkt befand sich zu diesem Zeitpunkt direkt im Tiefzentrum. Von dort aus verlief eine Warmfront nach Süden über Edinburgh bis Liverpool. Die Kaltfront von Tief PETER verlief etwas westlich der Warmfront über Nordirland und Irland und ging über dem Atlantik in die Warmfront eines unbenannten Tiefs über. Dabei erzeugte das Zentrum des Wirbels PETER Spitzenböen bis zu 103,8 km/h auf den Färöer-Inseln in Thorshavn, was auf der Beaufort-Skala der Windstärke 11 entspricht. Außerdem wurden innerhalb des Tages 17,1 mm Niederschlag gemessen, wobei davon 10,4 mm in den ersten 9 Stunden des Tages fielen. Die Warmfront über Großbritannien ließ den Wind in Böen bis zu 100,1 km/h in Lerwick und 101,9 km/h in Baltasound und Sule Skerry erreichen. Diese Windgeschwindigkeiten entsprechen 10 Bft. und somit schwerem Sturm. Im Mittel lag der Wind in ganz Großbritannien bei 65,8 km/h, Bft. 8. Auch die Niederschlagssummen waren hoch, bspw. wurden in Loch Glascarnoch 21,2 mm in 24h, davon 7 mm von 6 Uhr UTC, 7 Uhr MEZ, bis 18 Uhr UTC und 15 mm von 0 bis 6 Uhr UTC, gemessen. In Altnaharra waren es 16,2 mm in 24h und selbst noch in Wales, Capel Curig, fielen 10 mm am gesamten Tag. Auch Irland verzeichnete extremes Wetter. In Malin Head wehte der Wind mit bis zu 86,5 km/h, Bft. 9, in Finner mit 68,4 km/h und in Mace Head mit 64,8 km/h, Bft. 8.

Zum nächsten Tag hatte sich der Wirbel PETER etwas nach Nordosten verlagert und verstärkt. Der Kerndruck betrug nun unter 975 hPa. Die Okklusion hatte sich weiter ausgeprägt und verlief nun bogenförmig um das Tiefzentrum herum, über Jan Mayen hinweg bis kurz hinter Trondheim. Vom Okklusionspunkt verlief die Warmfront nach Südosten, etwas südlich von Helsinki an Tallinn vorbei und endete westlich von Vilnius. Die Kaltfront hingegen verlief nach Süden über Stockholm, Kopenhagen und Hamburg, dann etwas westlicher über Köln und Brüssel. Kurz hinter der französischen Atlantikküste ging die Kaltfront des Tiefs PETER in die Warmfront eines über dem Atlantik liegenden Tiefs über. Das Tiefzentrum der Zyklone PETER ließ an diesem Tag noch schwere Stürme, Bft. 10, auf Jan Mayen mit 90,1 km/h messen. Etwas weiter entlang der Okklusion wurden in Trondheim, Norwegen, nur noch zwischen 61,2 km/h, Bft. 7, und 46,8 km/h, Bft. 6, registriert. Das Tief PETER war nun eher wenig wetterwirksam, was den Niederschlag betrifft, in Trondheim fielen am gesamten Tag nur 0,3 bis 0,5 mm. Die Warmfront ließ den Wind bis auf Stärken von Bft. 7 ansteigen, so wurden in Helsinki 61,2 km/h, in Kunda, Estland, 54,0 km/h und in Klaipeda, Litauen, 57,6 km/h in Böen gemessen. Auch die Kaltfront war nicht regenreich, aber es gab höhere Windstärken, wie z.B. in Hamburg mit 61,2 km/h, Bft. 7, in Koblenz 68,4 km/h, Bft. 8, und in Paris 46,8 km/h, Bft. 6.

Zum 18.11. entwickelte das Tief PETER mehrere Nebentiefs sodass das Hauptzentrum Tief PETER I genannt wurde und noch zwei weitere Wirbel mit den Namen PETER II und III analysiert wurden. Das Tief PETER I befand sich mit einem Kerndruck von ca. 985 hPa westlich von Trondheim und besaß eine Okklusion, die bogenförmig um das Tiefzentrum verlief. Diese ging über Arjeplog, einer Schwedischen Gemeinde, in die Okklusion des Tiefs PETER II über. Dieses befand sich mit einem Kerndruck von 990 hPa über Oulu, Finnland. Die Okklusion des Tiefs PETER II verlief von dort aus weiter nach Osten bis Archangelsk, Russland, dann bogenförmig über Moskau und Minsk, und endete über Brünn, Tschechien. Die Zyklone PETER III befand sich über Oslo und besaß kein Frontensystem. Auch an diesem Tag waren die Zentren des Systems PETER nur für etwas höhere Windgeschwindigkeiten verantwortlich, aber nicht für starken Regen- oder Schneefall. Durch das Zentrum von Wirbel PETER I wurden in Trondheim lediglich Windgeschwindigkeiten bis 25,2 km/h, Bft. 4, gemessen. In Oslo hingegen wurden noch 39,6 km/h, Bft. 6, durch das Tief PETER III, aber auch nur 0,8 bis 0,9 mm Regen in den letzten 6h des Tages registriert. Das Tiefdrucksystem PETER II hingegen verzeichnete noch Windgeschwindigkeiten zwischen 4 und 7 Bft. In Oulo, Finnland wurden in Böen 32,4 km/h und in Lapaluoto 39,6 km/h verzeichnet. In Russland wurden 36,0 km/h, Bft. 5, in Mud’Jug,  46,8 km/h, Bft. 6, auf Zhizhginskiy und 46,8 km/h, Bft. 6, in Sergatsch gemessen. Entlang der Okklusion gab es in Werchnjadswinsk, Weißrussland, 36 km/h, Bft. 5, zu verzeichnen. Doch in Polen wurden noch Windstärken bis zu 7 Bft. gemessen, wie in Opole mit 50,4 km/h, Bft. 7 und in Sulejow mit 46,8 km/h, Bft. 6.

Am darauffolgenden Tag hatte sich das Tiefzentrum PETER I abgeschwächt und befand sich über Trondheim mit einem Kerndruck von unter 1005 hPa. Die zugehörige Okklusion befand sich über dem Nordatlantik zwischen dem 65ten und 75ten Breitengrad. Dafür hatte sich Tief PETER II weiter verlagert und befand sich mit ca. 1000 hPa Kerndruck über der Kanin-Halbinsel in Russland. Die Okklusion erstreckte sich von dort nach Südosten über das Ural-Gebirge und verließ südlich von Tobolsk den Ausschnitt der Berliner Wetterkarte. Auch das Nebentief PETER III hatte sich verstärkt und befand sich mit einem Kerndruck von 995 hPa über Helsinki. Das Tief PETER III hatte ein Frontensystem entwickelt, wobei eine kurze Warmfront vom Tiefzentrum nach Osten bis über das russische Petrosawodsk verlief. Vom Tiefzentrum aus zog sich aber auch eine Okklusion nach Süden über Tallinn, Riga, Vilnius und Warschau, bis diese über Brünn endete. Außerdem hatte sich ein neues Nebentief, Tief PETER IV, entwickelt, welches sich südlich von Oslo ohne Frontensystem befand. Durch die Abschwächung des Tiefs PETER I konnte in der Region auch kein extremes Wetter mehr registriert werden. In Trondheim, Norwegen, wehte der Wind in Böen mit 14,4 km/h, Bft. 3, und es fielen nur 0,1 mm Niederschlag in 24h. Der Wirbel PETER II hingegen ließ in Russland noch Windgeschwindigkeiten bis 39,6 km/h, Bft. 6, in Kem und 36,0 km/h, Bft. 5, in Perm messen. Im russischen Tobolsk fielen aber nur 0,6 mm in 12h bis 15 Uhr UTC. Auch die Zyklone PETER III ließ durch die Okklusion nur noch Böen bis zu Bft. 7 verzeichnen, so zum Beispiel in Gävle, Schweden, 43,2 km/h, in Helsinki, Finnland, 50,4 km/h, und in Kirkkonummi, Finnland, 57,6 km/h. Auch weiter südlich erreichte die Front hohe Windgeschwindigkeiten, in Kihnu, Estland, 57,6 km/h, sowie 50,4 km/h in Klainpeda, Litauen. Das Zentrum PETER IV über Oslo war weniger wetterwirksam und ließ in Oslo keinen signifikanten Niederschlag, also 0,0 mm, verzeichnen. In Kopenhagen waren es zwischen 3,0 und 3,6 mm an diesem Tag.

Zum 20.11. hatte sich das Tiefzentrum von Zyklone PETER I nicht wirklich verlagert und befand sich mit einem Kerndruck von etwa 1010 hPa immer noch über Trondheim. Durch die Abschwächung dieses Tiefzentrums hatte sich das Frontensystem aufgelöst. Der Wirbel PETER II lag auch relativ stationär über dem Norden Russlands mit 1010 hPa Kerndruck. Die Okklusion dieses Nebentiefs verlief bogenförmig um das Tiefzentrum herum, am Ural entlang bis es westlich von Archangelsk in die Okklusion des über Helsinki liegenden Tiefs PETER III überging. Der Wirbel PETER II besaß südlich von Workuta in Russland einen Okklusionspunkt, von dem eine Warmfront nach Südosten über den Ural verlief und weiter südöstlich den Kartenausschnitt verließ. Die Zentren PETER III und PETER IV lagen mit einem gemeinsamen Kerndruck von unter 1000 hPa über Helsinki und Vilnius. Tief PETER I war weiterhin wenig wetterwirksam über Trondheim und der Wind erreichte in Böen nur 28,8 km/h, Bft. 4. Tief PETER III hingegen ließ den Wind in Helsinki selbst zwar schwächer wehen mit 28,8 km/h, aber etwas westlich gab es Böen bis zu 39,6 km/h, Bft. 6, wie in Kirkkonummi. In Lettland kam es zu Windspitzen bis zu 32,4 km/h in Pavilosta. Die Okklusion erzielte in Kem, Russland, Winde bis zu 50,4 km/h, also Beaufort 7. Die Nebentiefs PETER III und PETER IV waren ebenfalls eher windarm. In Litauen erreichte der Wind in Vilnius 25,2 km/h und in Klaipeda 28,8 km/h. In Workuta wehte es mit maximal 36,0 km/h und es schneite fast den ganzen Tag, wobei sich aber nur eine Niederschlagsmenge von 1 mm zwischen 3 und 15 Uhr UTC verzeichnen ließ.

Zum nächsten Tag hatten sich die Tiefzentren PETER I, II und IV weiter abgeschwächt und aufgelöst. Tief PETER III lag weiterhin mit einem Kerndruck von ca. 1010 hPa über Tallinn. Die Okklusion erstreckte sich vom Kern über Helsinki nach Osten, wo sie südlich von Archangelsk in die Okklusion des neuen Tiefs PETER V überging. Dieses neue Nebentief PETER V lag über Russland zwischen Archangelsk und Workuta mit einem Kerndruck von knapp unter 1010 hPa. Die Okklusion verlief von dem Punkt, wo es mit der Okklusion von Tief PETER III verbunden war, weiter nach Osten über das Tiefzentrum, und dann weiter nach Süden entlang des Uralgebirges. Der Okklusionspunkt lag über dem Ural etwas nordöstlich von Perm, von wo aus sich die Warmfront nach Südosten über Tobolsk erstreckte und den Kartenausschnitt verließ und eine Kaltfront nach Südwesten über Perm verlief um dann in eine Warmfront eines südlich von Moskau gelegenen Tiefs überzugehen. Das Zentrum von Tief PETER III erreichte nur noch wenig stürmische Windgeschwindigkeiten von Stärke 3-4, wie in Tallinn 18 km/h, oder in Helsinki 21,6 km/h. Auch die Zyklone PETER V über Russland erreichte keine Wetterextrema mehr, sondern nur 25,3 km/h in Glasow und Sarapul. In Perm fielen zudem nur 0,7 mm Regen in 12 Stunden bis 3 Uhr UTC.

Zum darauffolgenden Tag hatten sich alle Zentren von Tief PETER so sehr abgeschwächt, dass sie verschwanden oder nicht mehr wetterwirksam waren. Damit wurden sie nicht mehr auf den Karten der Berliner Wetterkarte verzeichnet.


 

 

Geschrieben am 02.01.2018 von Lisa Degenhardt

Wetterkarte: 18.11.2017

Pate: Peter Szurman (www.augenklinik-sulzbach.de)