Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet PETER

(getauft am 20.07.2011)

 

Aus einem Frontensystem über dem mittleren Nordatlantik entstand bis zum Morgen des 20.07. ein neues Tiefdruckgebiet, welches am gleichen Tag auf den Namen PETER getauft wurde.

Dieses Tief lag mit einem Kerndruck von ca. 1010 hPa rund 400 km westlich der irischen Küste. Dabei erstreckte sich eine bogenförmige Warmfront vom Zentrum über die Südwestspitze Irlands, dem Golf von Biscaya, der spanischen Stadt A Coruna und weiter südwestlich bis etwa   500 km über den Atlantik. Die dazugehörige Kaltfront reichte in einem westlichen Bogen bis auf die Länge der Azoren. Außerdem die Zyklone es eine rücklaufende Okklusionsfront, die ca. 500 km nach Nordwesten verlief. Eine Okklusion ist eine Front, die sowohl Warm-, als auch Kaltfrontcharakter besitzt. Noch am selben Tag driftete der Wirbel PETER weiter nach Osten, sodass sich sein Kern über der Normandie befand. Gleichzeitig verlagerte sich die Warmfront über Südfrankreich bis an den Alpenrand, die Kaltfront lag quer über  Westfrankreich, den Pyrenäen und Lissabon. Im Bereich der Fronten war der Himmel teils bedeckt, zwischen der Kalt- und Warmfront, im sogenannten Warmsektor, war es jedoch heiter. Dort erreichten die Temperaturen Werte über 30°C, wie z.B. in Madrid mit 34°C. Im etwas weiter nordwestlichen A Coruna wurden hingegen im Bereich der Kaltfront nur 20°C als Höchsttemperatur gemeldet. Durch die starke Bewölkung sanken aber die Temperaturen dort nachts nur bis auf 18°C ab. Am 21.07. verlagerte sich der Kern der Zyklone weiter zum Golf von Genua. Dort verharrte er die kommenden drei Tage, wobei sich der Druck auf knapp unter 1005 hPa verstärkte. Anfangs reichte eine Okklusion wenige 100 km nach Westen und teilte sich über dem Norden der Appenninhalbinsel auf. Die Warmfront reichte von dort aus weiter nach Osten über die Adria hinweg bis nach Montenegro. Die Kaltfront hingegen beschrieb einen Bogen über die Appenninen, Sardinien und die Balearen hinweg bis an die mittlere spanische Ostküste. Im Laufe der drei folgenden Tage okkludierte das Tief weiter, die Okklusionszone reichte nun entlang der Südseite der Alpen weiter bis über Sarajevo. Von dort aus verlief eine Warmfront östlich bis über das Schwarze Meer hinweg und ging rund 500 km südwestlich von Wolgograd in die Kaltfront des Tiefs OTTO über. Gleichzeitig reichte die Kaltfront von Sarajevo ausgehend südwestlich über die südlichen Appenninnen und das Mittelmeer bis rund 100 km nördlich der algerischen Hauptstadt Algier. Dabei gab es im Einflussbereich des Tiefs um dem Golf von Genua durchgehend starke Bewölkung und immer wieder leichten Regen. Teilweise entwickelten sich aber auch Gewitter, wie in Mailand, wo vom 23.07. bis zum 24.07. 12 l/m² Regen fielen.

Im Laufe des 24.07. kam es dann zu einer deutlichen Verlagerung des Kerns nach Nordosten bis an die polnisch-slowakische Grenze bei Krakau. Vom Tiefzentrum aus, welches immer noch einen Druck von rund 1005 hPa aufwies, verlief eine Warmfront nach Norden über Warschau bis zur Ostseeküste bei Danzig. Außerdem reichte eine Kaltfront vom Kern ausgehend nach Süden bis in den Raum Belgrad, wechselte in den Charakter einer Warmfront und erstreckte sich danach weiter bis zur südkroatischen Adriaküste. Im gesamten Frontenbereich war es weiterhin stark bewölkt und es gab sowohl an der Warmfront, wie auch an der Kaltfront Niederschläge. In Warschau regnete es lang anhaltend, wobei im Laufe des 24.07. insgesamt 4 l/m² gemessen wurden.

Am Folgetag verlagerte sich das Zentrum des Wirbels PETER weiter in den Raum Danzig. Dabei bildeten sich über Ostpolen und Litauen, in der aus den Subtropen herangeführten Warmluft östlich des Tiefzentrums einige Gewitter, die in der Nacht zum 26.07. in Kaunas 23 mm Regen brachten. Am 26.07. verlagerte sich die Zyklone PETER nördlich über die Ostsee bis zum Aland-Archipel, wobei sich der Kern auf rund 1015 hPa abschwächte. Die Warmfront reichte in einem nordöstlichen Bogen über Finnland hinweg bis zum russischen Archangelsk. Die dazugehörige Kaltfront reichte in einem Bogen über Helsinki und das Baltikum bis nach Vilnius und ging dort in die Warmfront des nachfolgenden Tiefs QUENTIN über. Im Warmsektor, also im Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, an der Ostflanke des Tiefs PETER, gelangte derweil sehr warme Luft aus den zentralen und südlichen Teilen Russlands bis weit in den Norden. In Kojnas auf 64° nördlicher Breite, was ungefähr der Breite Islands entspricht,  ist dabei am 25.07. eine rekordverdächtige Höchsttemperatur von 35°C gemessen worden.

Am 27.07. zog das Tief PETER weiter nach Nordosten bis rund 100 km östlich von Archangelsk. Dabei reichte eine nordwestlich gelegene, rückläufige Okklusion bis an die Nordküste der Halbinsel Kola, eine südöstlich verlaufende Warmfront bis wenige 100 km östlich des zentralen Uralmassivs und eine bogenförmige Kaltfront bis etwa mittig der Linie Archangelsk-Moskau. Die Warm- und die Kaltfront gingen dabei jeweils in Okklusionsfronten vorangegangener Tiefs über. Der Kerndruck betrug weiterhin knapp 1015 hPa. Erneut war es in weiten Teilen sehr warm und schwül. Im russischen Archangelsk an der Küste des Weißen Meeres wurde eine Höchsttemperatur von 28°C erreicht und an vier von acht synoptischen Beobachtungsterminen des Tages wurden Gewitter gemeldet. Dabei fielen insgesamt 24 l/m² Regen. Auch dieses Wetter ist sehr außergewöhnlich, da dieser Ort auf einer leicht höheren Breite liegt als Island.

Bis zum 28.07. verlagerte sich der Kern bis rund 500 km südöstlich von Archangelsk. Das Tief PETER besaß weiterhin eine rücklaufende Okklusionsfront in nördlicher Richtung, welche bis über die Küstenregionen der südlichen Barentssee reichte und eine kurze Okklusionsfront, die sich vom Kern ausgehend rund 300 km nach Südwesten erstreckte. Eine Warmfront verlief vom Zentrum aus südöstlich bis in die russische Region Perm.Im Laufe des 29.07. driftete das Tief weiter nach Süden, sodass es sich wenige 100 km südwestlich von Perm befand. Weiterhin besaß es die kurze Okklusion in westlicher Richtung. Nach Süden und Osten erstreckten sich zwei Warmfronten, die jeweils bis außerhalb des Analysebereichs der Berliner Wetterkarte reichten. Die Zyklone vertiefte sich dabei und wies im Kern einen Druck von rund 1002 hPa auf. Auch die Gewittertätigkeit steigerte sich, so gab es mehrere Gewitterzellen südwestlich von Perm. Am Morgen des 30.07. befand sich der Kern des Wirbels PETER bereits östlich des Zentralurals zwischen Perm und Tobolsk, verstärkte sich auf knapp über 995 hPa und verließ im weiteren Tagesverlauf den Analysebereich der Berliner Wetterkarte in Richtung Sibirien.

 


Geschrieben am 06.09. 2011 von R. Löwenherz

Wetterkarte: 24.07. 2011

Pate: Peter Papa Opa Lott