Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet PETER

(getauft am 21.04.2013)

 

Innerhalb eines Troges, eines Kaltluftvorstoßes nach Süden auf einem Niveau von 500 hPa, das einer Höhe von ca. 5,5 km entspricht, befand sich zwischen der Südspitze Grönlands und Skandinavien im Bodenniveau ein Tiefdruckgebiet, das am 21. April 2013 in der Bodenwetterkarte der Berliner Wetterkarte auf den Namen PETER getauft wurde. Die Zyklone wies zu diesem Zeitpunkt einen Kerndruck von 995 hPa auf sowie ein okkludiertes Frontensystem, bei dem die Kaltfront die Warmfront bereits teilweise eingeholt hatte, so dass eine Mischfront entstand, die sogenannte Okklusion. Eine Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern westlich von Island in südliche Richtungen über den Nordatlantik und eine zweite reichte ebenfalls vom Kern ausgehend nach Nordosten, bevor sie sich über dem Polarkreis mit einem Tief über der grönländischen Westküste verband.

Bis zum 22. April blieb der Wirbel PETER nahezu stationär, da das Hoch OXANA über Mitteleuropa eine Verlagerung nach Osten blockierte. Jedoch konnte die Zyklone ein unbenanntes Frontensystem in seine Zirkulation aufnehmen. An diesem Tag erreichte der Tiefdruckwirbel PETER mit einem Kerndruck von etwas unter 970 hPa den tiefsten Druck seiner Entwicklung. Vom Tiefdruckkern zog sich die Okklusionsfront über die südliche Küste Islands südwestlich hinaus über den Nordatlantik. Dort teilte sie sich wenige Hundert Kilometer westlich der Nordspitze Schottlands in eine Kaltfront, welche sich in einem weiten Bogen nach Westen über den Atlantik erstreckte, sowie in eine östlich der Kaltfront gelegene Warmfront, die sich nach Südwesten über den Atlantischen Ozean zog.

Im weiteren Verlauf verlagerte sich das Tief nach Osten, füllte sich bis zum Morgen des 23. April etwas auf und erreichte Deutschland mit dichteren Wolkenfeldern. Zwischen dem zugehörigen Höhentief in 500 hPa und einem Hochdruckkeil westlich der Iberischen Halbinsel hatte sich der Jetstream, ein schmales Starkwindband in dem starke Windscherung vorherrscht und das hohe Geschwindigkeitsmaxima aufweist, bis nach Südskandinavien und zum nördlichen Mitteleuropa ausgeweitet. Weiterhin war eine Doppelstruktur des Wirbels PETER erkennbar, die Zyklone hatte zwei Kerne ausgebildet. Das Zentrum des Tiefs PETER I befand sich über der östlichen Küste Islands, der Kern PETER II westlich der norwegischen Küste über dem Europäischen Nordmeer. Die Okklusionsfront, welche beide Kerne miteinander verband, erstreckte sich quer über Island und das Europäische Nordmeer bis zum Kern PETER II und verlief von dort weiter südwestlich über Skandinavien, Norddänemark bis zum Okklusionspunkt über der zentralen Nordsee. Die Kaltfront verlief von dort teils verwellt nach Westen, über England und Irland bis weit über den Atlantik, wo sie in die Warmfront des Tiefdruckwirbels QUIRIN überging. Die Warmfront zog sich über das südliche England sowie über die Bretagne bis zum Golf von Biskaya.

Zum 24. April weitete sich der Jetstream weiter nach Osten aus und die straffe zonal orientierte Frontalzone erstreckte sich von Nordostkanada über den nördlichen Atlantik, Großbritannien und Südskandinavien hinweg bis nach Weißrussland, wo sie in einem scharfen Trog mündete. Diese Planetarische Frontalzone oder auch Westwinddrift genannt verläuft zwischen dem 35. Bis 65. Breitengrad von Westen nach Osten. In dieser Zone werden die globalen Temperaturunterschiede zwischen den warmen Tropen und kälteren Luftmassen vom Pol ausgeglichen, die Frontalzone ist somit Ausdruck für große horizontale Temperaturgegensätze auf sehr engem Raum. Bemerkenswert waren die ermittelten Werte für das 500-hPa-Niveau, über Island wurden -37°C ermittelt, während über Nordfrankreich Werte von -14°C gemessen wurden. Der Kern PETER I befand sich nun mit einem Kerndruck von 995 hPa nahe der Färöer Inseln, das Zentrum PETER II mit einem tieferen Kerndruck von 980 hPa knapp nordwestlich der norwegischen Küste. Östlich der Südspitze Grönlands beginnend verlief die Okklusionsfront des Tiefdruckkomplexes PETER über Island, dem Europäischen Nordmeer bis zum Kern PETER I und von dort weiter zur norwegischen Küste nahe Trondheim. Danach erstreckte sie sich von dort nach Norden bis zum Kern PETER II und zog sich dann wiederum bogenförmig nach Süden über die Halbinsel Kola, Russland bis zum Okklusionspunkt über Weißrussland. Die Kaltfront des Systems zog sich von Weißrussland über Polen und die Tschechische Republik bis über den Osten Deutschlands und sorgte für geringe frontale Niederschläge mit Mengen von 1 mm.  Die östlich der Kaltfront gelegene Warmfront erstreckte sich hingegen vom Okklusionspunkt über die Ukraine bis nach Moldawien.

Das Zentrum der Zyklone PETER hatte sich unter gleichbleibenden Kerndruck weiter nach Norden verlagert und lag am 25. April über der Bäreninsel. Die Kaltfront verlief vom Kern nach Südwesten und die Warmfront des Tiefdruckgebietes nach Norden über Spitzbergen bis hinaus aus den Analysebereich der Berliner Wetterkarte.

Zum 26. April hatte sich das Tief PETER etwas aufgefüllt und lag mit einem Kerndruck von nur noch 1000 hPa südlich von Spitzbergen, von wo sich die Kaltfront in einem Bogen an der norwegischen Küste vorbei über das Europäische Nordmeer nach Südwesten zog. Die Warmfront erstreckte sich dagegen nach Norden. Am nächsten Tag lag der Wirbel PETER mit einem auf 1005 hPa abgeschwächten Kern über Spitzbergen, wobei der Aufbau des Frontensystems im Verlauf unverändert blieb. Nach weiterer Verlagerung des Wirbels PETER nach Norden zog das das Tief aus dem Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte hinaus und konnte daher am 28. April nicht analysiert werden.

 


Geschrieben von Natja Ruth Bublitz

Berliner Wetterkarte: 23.04.2013

Pate: Peter Byrne