Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet PETER
(getauft am 28.01.2021)
Am 28. Januar 2021 wurde ein Tiefdruckgebiet über
dem Nordatlantik von der Berliner Wetterkarte in der Analyse auf den Namen
PETER getauft. Es entwickelte sich am leicht verwellten Jetstream, einem
Starkwindband in höheren Atmosphärenschichten, und besaß zum Zeitpunkt der
Taufe einen Kerndruck von unter 995 hPa, wobei sich das Zentrum des Wirbels
PETER jeweils über 1000 km ostnordöstlich von Bermuda und südlich der zu Kanada
gehörenden Insel Neufundland befand. Nördlich und östlich um das Zentrum der
Zyklone PETER herum zog sich eine Okklusionsfront, also eine Mischfront mit
Warm- und Kaltfronteigenschaften. Am südöstlichen Ende der Okklusionsfront, am
Okklusionspunkt, trafen eine Warmfront und eine Kaltfront zusammen. Erstere verlief
etwa 800 km in südlicher Richtung, während die Kaltfront westlich folgte und in
südwestlicher bis westlicher Richtung bis über den Rand des von der Berliner
Wetterkarte erfassten Gebietes hinaus führte. In den nächsten 24 Stunden
verlagerte sich das Tief PETER mit der kräftigen Höhenströmung weit nach Osten
bis Nordosten und verstärkte sich wegen der Bildung eines sogenannten Kurzwellentroges,
einer Art Höhentief. Schon bis zum Abend des 28. Januar kamen auf der Insel
Flores im Westen der zu Portugal gehörenden Inselgruppe der Azoren mit der
Annäherung des Tiefdruckgebietes PETER in 12 Stunden 21 l/m² Niederschlag,
teils in Form von starkem Regen, zusammen. Auf Pico, einer Azoreninsel etwa in
der Mitte der Inselgruppe, wurden nachmittags und abends Sturmböen bis 83 km/h
registriert. In den 12 Stunden bis zum Morgen des 29. Januar fielen auf Flores
20 l/m² Niederschlag. Auf Pico waren es im gleichen Zeitraum 36 l/m².
Mittlerweile war das Tiefdruckgebiet PETER mit
seinem Zentrum etwa 800 km nordwestlich der Azoren angekommen und besaß einen
Kerndruck von unter 970 hPa. Vom Zentrum des Wirbels PETER zog sich in
östlicher Richtung eine Okklusionsfront bis zum Okklusionspunkt, der sich
ungefähr 700 km nördlich der Azoren befand. Von dort verlief einerseits eine
Warmfront nach Osten bis Südosten bis etwa 600 km ostnordöstlich der Azoren,
andererseits war eine Kaltfront in der Analyse zu sehen, die sich erst in
südlicher Richtung, rasch aber mehr in südwestlicher bis westlicher Richtung
knapp nördlich bis nordwestlich an den Azoren vorbei erstreckte und etwa gleich
weit von den Azoren und von Bermuda entfernt, aber jeweils weiter südlich,
ungefähr auf der gleichen geographischen Breite wie das mittlere Marokko
gelegen, in eine Warmfront überging, die zum Tief QUIRIN gehörte, das
nordöstlich von Bermuda lag. Morgens überquerte die Kaltfront des
Tiefdruckgebietes PETER die Azoren. Abends erreichte der zugehörige
Niederschlag in Form von Regen, mitunter auch Sprühregen den Westen der
Iberischen Halbinsel. Im äußersten Nordwesten, am nördlichsten Punkt Spaniens,
meldete die Wetterstation Estaca de Bares Sturmböen bis 87 km/h. Bis zum Morgen
des Folgetages kamen in Padron in der spanischen Autonomen Region Galicien
12-stündig 21,1 l/m² Niederschlag zusammen. Am frühen Morgen wurden an dem Kap Estaca de Bares, welches den nördlichsten Punkt Spaniens
darstellt, orkanartige Böen bis 113 km/h registriert. Im Westen und Nordwesten
Frankreichs, im äußersten Westen Englands und im Südwesten von Irland regnete
es durch das Tiefdruckgebiet PETER auch, teils schauerartig verstärkt, wobei
hier die Niederschlagsmengen nicht eindeutig zugeordnet werden können, da sie
zum Teil auf das Tief NICOLAI zwischen Irland und der Südspitze Grönlands
zurückzuführen sind.
Am Morgen des 30. Januar befand sich das
Tiefdruckgebiet PETER mit seinem Zentrum etwa 500 km südwestlich von Irland.
Der Kerndruck lag unter 975 hPa und um das Zentrum des Wirbels PETER verlief,
südöstlich beginnend und im Uhrzeigersinn ungefähr einen Dreiviertelkreis
beschreibend, eine Okklusionsfront, die den äußersten Süden von Irland
streifte, sich weiter nahe der Küste von Cornwall und über den westlichen
Ärmelkanal zog und bis zum Okklusionspunkt im Nordwesten Frankreichs reichte.
Dort traf eine über die Biskaya, die Pyrenäen und die Balearen bis zum
Seegebiet zwischen Algerien, Sardinien und den Balearen reichende und dort in
eine Kaltfront eines unbenannten Tiefs über dem Balkan und der südlichen Adria
übergehende Warmfront auf eine weitere Kaltfront. Letztere führte vom
Okklusionspunkt des Tiefs PETER über die Biskaya und den Nordwesten der
Iberischen Halbinsel bis ungefähr 500 km westnordwestlich von Madeira, wo sie
in eine Warmfront überging, die zum Tiefdruckgebiet QUIRIN über dem westlichen
Nordatlantik gehörte. Bis zum Mittag verlagerte sich das Tief PETER über den
Ärmelkanal nach Osten, wie aus der Mittagskarte der Berliner Wetterkarte ersichtlich
ist, und der Okklusionspunkt lag nun über Nordostfrankreich. Im Bezug auf die
Niederschlagsmengen gilt das zuvor gesagte, weil in der Nähe der Fronten von
Tief PETER die Tiefdruckgebiete NICOLAI und OLAF aktiv waren, wobei der auch
auf das Tiefdruckgebiet PETER zurückzuführende Niederschlag seinen Schwerpunkt
nach England, in den Norden und Osten Frankreichs, Belgien, Luxemburg und
Südwestdeutschland sowie in die Schweiz verlagerte. Oft handelte es sich um
Regen, aber besonders am Nord- und Ostrand des Niederschlagsgebietes gab es
gebietsweise Schneefall, so dass zum Beispiel auf dem Feldberg im Schwarzwald
die Schneedecke von 125 cm morgens auf 134 cm abends zunahm. Auf der Rückseite
der Kaltfront des Tiefdruckgebietes PETER und mit Verstärkung des Luftdruckgradienten
südlich dessen Zentrums erreichte der Wind am Kap Estaca
de Bares am frühen Nachmittag Orkanböen bis 143 km/h. Entlang der französischen
Atlantikküste kam es zu teils schweren Sturmböen und auf dem Mont Aigoual in
den Cevennen im französischen Zentralmassiv gab es bis zum Abend Orkanböen bis
128 km/h. Die Gegensätze bei der Temperatur nahmen zu; so erreichte das
nordöstlich der französischen Hauptstadt Paris liegende Braine 13°C, während
das knapp 200 km weiter nördlich gelegene Semmerzake bei Gent in Belgien nur
auf 2°C kam. Am Vortag hatte die Höchsttemperatur in Braine bei 12°C und in Semmerzake bei 11°C gelegen.
Am 31. Januar war das Tiefdruckgebiet PETER zum
letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen.
Morgens lag das Zentrum mit einem Kerndruck von unter 995 hPa über
Westfrankreich. Darum wickelte sich eine Okklusionsfront, die von der
Atlantikküste ausging, im Uhrzeigersinn über den Norden, die Mitte und den
Südwesten Frankreichs führte und über der nordwestlichen Biskaya in eine vor
allem in höheren Luftschichten aktive Okklusionsfront überging, die zu einem
Gebiet tiefen Luftdrucks am Rande des über dem Nordatlantik liegenden Tiefs
QUIRIN gehörte. Laut der Mittagskarte der Berliner Wetterkarte ging vom
Tiefdruckgebiet über Westfrankreich eine Warmfront in östlicher bis
südöstlicher Richtung aus, um in der Gegend des Dreiländerecks mit Deutschland
und der Schweiz in eine zu einem unbenannten Tief über Norditalien gehörenden
Kaltfront überzugehen. Es regnete in tiefen Lagen zeitweise weiter und im
höheren Bergland fiel nach wie vor Schnee. Zum Monatswechsel wurde das Wetter
in West- und Mitteleuropa zunehmend vom Tief QUIRIN bestimmt. Zum 01. Februar
hin war Tief PETER von der Berliner Wetterkarte verschwunden.