Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet PETER
(getauft am 29.10.2011)
Ende Oktober lag eine ausgeprägte Westwindzone über dem Nordatlantik, mit
der sich mehrere Tiefdruckgebiete Richtung Europa verlagerten. Über Mittel- und
Osteuropa herrschte dagegen andauernder Hochdruckeinfluss, der das Vorankommen
der Tiefs blockierte und einen Trog, einen Vorstoß der kalten Luftmasse nach
Süden verhinderte. Die Hauptströmung wurde bei den Britischen Inseln weit nach
Norden abgelenkt und verlief über Skandinavien. So konnte sich die kalte Luft
immer nur vorübergehend in Form von kleinen, sogenannten Kurzwellentrögen
südwärts bewegen. Auf der Vorderseite eines solchen Kurzwellentroges vor der
US-amerikanischen Küste entstand am 28. Oktober ein Tiefdruckgebiet, das für
Europa wetterwirksam zu werden schien. Bereits am Folgetag wurde es auf den
Namen PETER getauft.
Am Tauftag lag das Zentrum des Tiefdruckgebietes über dem Nordatlantik
einige Hundert Kilometer vor der Küste Neufundlands. Es hatte einen Kerndruck
von etwa 990 hPa. Von dort verlief eine Okklusion, eine Mischfront mit Warm-
und Kaltfrontcharakter, um den Kern herum und spaltete sich noch nahe des Kerns
in Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront verlief nach Osten über den
Nordatlantik. Die Kaltfront verlief dagegen nach Westen bis über die Bermudas
hinaus aus dem Analysegebiet der Berliner Wetterkarte.
Bis zum nächsten Tag veränderte Tief PETER kaum seine Struktur, zog jedoch
weiter nach Osten. Dabei bildete sich die Okklusion nahe des Kerns weiter aus. Gegen
01 Uhr MEZ lag der Wirbel mit einem Kerndruck von etwas unter 995 hPa zentral über
dem Nordatlantik und rückte somit immer näher an das voranlaufende
Tiefdruckgebiet OSYSSEUS.
Bis zum frühen Morgen des 31. Oktober hatte das Tief PETER zwei Kerne
ausgebildet, die beide einen Kerndruck von etwas unter 985 hPa besaßen. Der
südlichere Kern lag mehrere Hundert Kilometer vor der irischen Westküste über
dem Nordatlantik. Das zugehörige Frontensystem verlief jedoch in einiger
Entfernung östlich vom Kern vor der irischen Westküste. Die Warmfront reichte
von dort entlang der irischen Nordwestküste bis zu den Hebriden. Die Kaltfront
erstreckte sich in einem ausgedehnten Bogen südwärts bis auf den zentralen
Nordatlantik hinaus. Hier traf das Frontensystem auch erstmals auf Land und
sorgte in Irland und Schottland für teils mäßigen Regen mit Niederschlagsmengen
von bis zu 11 Liter pro Quadratmeter. Der nördlichere der beiden Kerne lag
ebenfalls über dem Nordatlantik, aber südwestlich von Reykjavik. Dieser Kern
war über eine Okklusionsfront mit dem Tief ODYSSEUS verbunden.
Bis zum 01. November vereinigten sich beide Kerne des Tiefs PETER wieder
und der Druck vertiefte sich auf etwas unter 980 hPa. Vom Zentrum reichte eine
Okklusion entlang der isländischen Küste bis zum Kern des Tiefs ODYSSEUS vor
der isländischen Ostküste. Dort sorgte die Okklusion für auffrischenden Wind
und viele dichten Wolken mit einzelnen Schauern. Im Tagesverlauf verbanden sich
beide Tiefs und die Zyklone PETER schloss das Frontensystem des Wirbels ODYSSEUS
mit ein.
Gegen 01 Uhr MEZ des 02. November befand sich das Zentrum der Zyklone mit
unverändertem Kerndruck nordöstlich von Island. Nahe dem Kern kam es dabei
vermehrt zu Schauerbildung. Vom Kern verlief eine okkludierte Front nach Osten
bis vor die norwegische Küste bei Tromsö und spaltete
sich dort am sogenannten Okklusionspunkt auf. Die Warmfront verlief weiter nach
Osten bis kurz vor Murmansk, wo es in die Warmfront eines unbenannten Tiefs
überging. Auch entlang dieses Frontensystems wurden mehrfach Regenschauer
registriert. Die Kaltfront von Tief PETER erstreckte sich vom Okklusionspunkt
nach Süden entlang der Skanden und die Nordsee, sowie
dem deutsch-niederländischen Grenzgebiet und Belgien bis nach Lyon, wo sie an
ein weiteres Frontensystem anschloss. Über der Nordsee kam es dabei in einer
Höhe von etwa 5,5 km zu einem Einbruch kalter Luft, was zu erhöhter
Schaueraktivität im norddeutschen und niederländischen Raum führte. Dabei
fielen im Emsland innerhalb kürzester Zeit bis zu 3,5 l/m². In Frankreich
wurden entlang der Front relativ starke Temperaturgegensätze registriert.
Während am Mittag im deutsch-französischen Grenzgebiet auf der Vorderseite der
Front noch 15 bis 19°C gemessen wurden, registrierten Stationen auf der
Rückseite der Front nahe des Ärmelkanals nur noch um 13°C.
Bis zum Morgen des 03. November zog das Tiefdruckgebiet PETER weiter mit
der Höhenströmung nach Osten und lag nun mit einem Kerndruck von etwa 990 hPa
über dem östlichen Weißen Meer nahe Archangelsk. Eine rückläufige Okklusion,
die teils Kaltfrontcharakter aufwies, erstreckte sich dabei über den Norden
Skandinaviens und das Nordmeer bis nach Island. Nahe dem Kern kam es dabei
häufig zu Regenschauer, auf der nördlichen Seite des Wirbels auch zu
Schneeschauer. Auf der Vorderseite verlief eine Warmfront nach Osten bis zum
Nordural. Dort gab es teils kräftige Schneefälle und auch im Warmluftsektor der
Zyklone wurden einige Schneeschauer registriert. Die Kaltfront des Wirbels
verlief vom Zentrum in einem Bogen südlich um das Tief herum nach Westen
entlang der nordrussischen Seen bis nach Südfinnland. Nahe den russischen Seen,
sowie im finnisch-estnischen Raum wurde verbreitet Regen oder Sprühregen
registriert. Im Tagesverlauf zog das Tiefdruckgebiet PETER weiter nach Osten
und verstärkte sich dabei.
Am 04. November befand sich der Kern des Wirbels bereits östlich des Urals.
Auf der Vorderseite reichte eine Warmfront nach Osten Richtung Nordsibirien,
während sich auf der Rückseite eine Kaltfront zunächst nach Südwesten
erstreckte und dann in einem Bogen nach Nordwesten schwenkte, Moskau passierte
und nahe St. Petersburg an ein nachfolgendes Tief anschloss. Entlang des
gesamten Systems wurde erneut meist leichter Regen gemessen. Dabei sorgte das
ausgeprägte Tief für einen Transport kalter Luft nach Süden, sodass in Russland
vor der Kaltfront noch Temperaturen von teilweise über 5°C gemessen wurden,
während auf der Rückseite deutliche Minusgerade herrschten. So wurden am Morgen
des 04. Novembers in Moskau noch knapp 8°C registriert, im Laufe des Folgetages
sanken die Temperatur jedoch auf -7°C ab.
Bis zum Morgen des 05. November verließ Tief PETER den Vorhersageraum
Richtung Sibirien und wurde nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte geführt.
Geschrieben am
16.12.2011 von Benjamin Siebert
Berliner Wetterkarte:
30.10.2011
Pate: Peter Papa Opa
Lott