Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
PETER
(getauft
am 29.11.2009)
Auch wenn es auf der Berliner Wetterkarte
noch nicht verzeichnet wurde, bekam ein kleines Tief bereits am 29. November
2009 den Namen PETER. Dieses entstand mit einem Kerndruck unter 997 hPa in der
Nacht zum 30.11. aus einer wellenden Kaltfront im Golf von Genua.
Intensive Hebungsprozesse im Bereich der Südalpen
ließen bereits am Abend des 29.11. ein großflächiges Niederschlagsgebiet
entstehen. Am 30.11. stellte sich eine Gegenstromlage ein, mit der sich die
Niederschläge verstärkten. Dabei sickerte auf der Rückseite von PETER in
zunächst flachen, später vertikal immer mächtigeren Schichten von Nordwesten
her Kaltluft ein, während auf der Vorderseite des Höhentroges von Südwesten her
unentwegt warme Luft advehiert wurde. Diese wurde über die Kaltluft gehoben.
Vor allem in den Südalpen fielen die Niederschläge ergiebig aus, auf dem 2.287
Meter hohen Gütsch summierten sich allein zwischen 06 und 18 UTC 76 mm. Das
sind rund 70 Prozent der üblichen Monatssumme im November. Am Grimselpass in
knapp 2.200 Metern Höhe und in Disentis (Graunbünden, 1.100 Metern) häuften
sich in diesem Zeitraum jeweils 70 cm Neuschnee an. Andermatt und Adelboden
meldeten 88 bzw. 57 cm Neuschnee, das sind laut MeteoSchweiz an diesen beiden
Stationen die zweithöchsten 24-stündigen Neuschneesummen seit Messbeginn im
Jahre 1966. Im Norden Italiens verzeichnete der etwa 2.000 Meter hohe Passo
Rolle 88 cm Neuschnee binnen 60 Stunden. Im Tagesverlauf gingen die
Niederschläge auch nördlich des Alpenhauptkammes bis in tiefere Lagen immer
mehr in Schnee über, wobei neben Kaltluftadvektion auch Verdunstungs- bzw.
Schmelzprozesse einen nicht unerheblichen Beitrag zur Abkühlung der Luft
geleistet haben. So großen Mengen wie im Süden kamen dort aber nicht zustande.
Konstanz am Bodensee war am Abend von dünnem Weiß bedeckt (1 cm); auf dem
Feldberg im Schwarzwald wurden am Abend des 1. Dezember 21 cm, auf der
Schwäbischen Alb um 15 cm Schnee gemessen. Zu größeren Behinderungen führten
die Schneefälle insbesondere in der Schweiz. Die Zufahrten zum
Gotthard-Straßentunnel wurden komplett gesperrt. In der Leventina (Kanton
Tessin) kam der Verkehr zum Erliegen, Probleme gab es auch auf der San-Bernardino-Route.
Am 1. Dezember erreichte PETER Tschechien,
an dessen Ostflanke die Temperatur in Warschau in der milden Südströmung noch
12,8°C erreichten. Sein Regen- und Schneefallgebiet brachten 12-stündig in
Baruth und in Manschnow (Brandenburg) noch eine Niederschlagsmenge von 10 mm.
In der Folge zog das Tief weiter über Polen
bis ins Baltikum, wo es sich, mit einem Kerndruck unter 1014 hPa, am Abend des
3.12. auflöste.
Geschrieben am 04.01.2010 von Norbert Rupsch
Wetterkarte: 30.11.2009
Peter: Dr. Thomas Schrage