Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
PETRA
(getauft
am 03.02.14)
Anfang Februar erschien am äußersten Rand
der Berliner Wetterkarte nahe Washington D.C. ein Tiefdruckwirbel, welcher sich
ostwärts verlagerte und am 03.02. auf den Namen PETRA getauft wurde.
Am Tauftag lag der Wirbel mit einem
Kerndruck von ca. 1000 hPa einige Hundert Kilometer südlich von Neufundland.
Vom Kern verlief eine Warmfront viele Hundert Kilometer nach Südosten über den
Atlantik. Die Kaltfront zog sich dagegen in entgegengesetzter Richtung nach
Südwesten bis außerhalb des Analysebereichs.
Bis zum darauffolgenden Tag verlagerte sich
das Tief PETRA Richtung Osten und hatte etwa zwei Drittel der Entfernung
Neufundland-Europa zurückgelegt. Dabei vertiefte sich der Kerndruck auf 970
hPa. Außerdem bildete sich eine Okklusion aus. Dies ist eine Mischfront, welche
entsteht, wenn die Kaltfront die voran ziehende Warmfront einholt und die warme
Luft dabei angehoben wird. Die Okklusion verlief bogenförmig nach Süden bevor
sie sich einige Hundert Kilometer nordöstlich der Azoren wieder in Warm- und
Kaltfront teilte. Von dort erstreckte sich die Warmfront über die Azoren und
die Kaltfront reichte ostwärts über den mittleren Atlantik.
Am 05.02. lag das Tief PETRA schließlich mit
seinem Kern vor der Küste Irlands. Die Okklusionsfront verlief im Bogen vom
Kern aus über Irland und Südengland bis nach Nordspanien, dort teilte sie sich
in eine Warmfront, die bis über das Seegebiet östlich von Madeira reichte und
eine knapp dahinter verlaufende Kaltfront, die sich mit der Warmfront des Tiefs
QUMAIRA über dem Atlantik verband. Der Wirbel hatte sich nochmals vertieft wodurch
der Kerndruck nun 950 hPa betrug, somit hatte sich Tief PETRA zum Orkantief entwickelt.
Vom Zentrum bis zum Rand des Tiefs herrschte ein starker Druckgradient, d.h.
die Isobaren, also Linien gleichen Luftdrucks, lagen sehr eng beieinander. Große
Luftdruckunterschiede ermöglichen hohe Windgeschwindigkeiten, die in diesem
Fall sogar Orkanstärke erreichten. Das Sturmfeld beeinflusste vor allem Großbritannien.
So erreichte Pembrey Sands als Spitzenböe 115 km/h, noch stärkere Böen
registrierte Scilly St. Mary, eine Station kurz vor der Küste Cornwalls, mit
120 km/h als Spitzenböe. Allerdings gab es auch verbreitet hohe Niederschläge
in Großbritannien und in Teilen Frankreichs. So fielen im französischen Rennes in
24 Stunden bis 19 Uhr MEZ 24 l/m2. Noch mehr kamen z.B. am britischen
Flughafen Exeter zusammen, hier fielen 30 l/m2 im gleichen
Bezugszeitraum.
Das Orkantief schwächte sich bis zum nächsten
Tag rasch wieder ab, besaß jedoch zwei Tiefdruckzentren mit einem Kerndruck von
je ca. 975 hPa. Das südlichere Zentrum befand sich über Schottland, das andere
nordwestlich über dem Übergang vom Atlantik zum Europäischen Nordmeer. Beide
Kerne waren über eine Okklusion verbunden. Weiterhin reichte vom südlichen
Zentrum eine Okklusion mit Warmfrontcharakter am Boden über die Nordsee und den
Westen Deutschlands bis zum Alpenrand. Der Wind ließ ebenfalls nach und erreichte
in Spitzen meist bis zu 70 km/h, allerdings verzeichnete der Brocken noch eine
Orkanböe von 122 km/h. Außerdem traten hinter der Okklusionsfront erneut Niederschläge
auf, so z.B. in Bournemouth mit 21 l/m2 in 24 Stunden bis 19 Uhr
MEZ. Mit Durchzug der Warmfrontokklusion konnten die Temperaturen in
Deutschland leicht ansteigen und lagen im Schnitt zwischen 6 und 13°C.
Am 07.02. verlagerte sich das
Tiefdruckgebiet PETRA bei gleich bleibendem Druck nach Norden und lag nun
zwischen Schottland und Island. Die Okklusionsfronten verliefen westlich des
Kerns bis Südisland und östlich bis nach Mittelnorwegen. Der Wirbel PETRA und das
zugehörige Sturmfeld schwächten sich in den nächsten beiden Tagen zunehmend ab,
wodurch sich das Tief schließlich auflöste und daher nicht weiter auf der
Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben von Philipp Zschenderlein
Berliner Wetterkarte: 05.02.2014
Pate: Petra Borchmann