Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet PETRA

(getauft am 13.04.2016)

 

Im Laufe des 12.04.2016 entwickelte sich über den Azoren ein Tiefdruckgebiet, das wetterwirksam für Europa werden sollte. Daher wurde dieser Wirbel am 13.04. auf den Namen PETRA getauft. Das Frontensystem des Tiefs PETRA war schon stark ausgeprägt, da sich vom Kernzentrum aus eine Okklusion bis südlich von Grönland erstreckte. Diese Frontenart ist eine Mischfront, die entsteht, wenn die sich schneller verlagernde Kaltfront die Warmfront einholt und so die warme Luft aufsteigen lässt. Der Punkt, an dem sich die Okklusion wieder in eine Kalt- bzw. Warmfront aufspaltet, nennt man Okklusionspunkt. Vom Okklusionspunkt über den Azoren ging an diesem Tag eine kurze Warmfront gen Süden und eine Kaltfront nach Westen aus. In Santa Maria konnte durch den starken Druckabfall von -5,4 hPa innerhalb von 3 Stunden bis 03 Uhr UTC, also 05 Uhr MESZ, der Durchzug des Tiefdruckzentrums beobachtet werden. Außerdem fielen bis 06 Uhr UTC 8 mm Regen in 6 Stunden und 10 mm in den letzten 12 Stunden. In Flores, etwas nördlicher gelegen, brachte die durchziehende Okklusion Niederschläge von 1,5 mm zwischen 00 Uhr und 12 Uhr UTC. Eine etwas stärkere Isobarendrängung, also eine dichte Drängung der Linien gleichen Luftdrucks, erzeugte in Flores einen Mittelwind bis zu 18 km/h zwischen 03 Uhr und 09 Uhr UTC. In Lajes erreichte die mittlere Windgeschwindigkeit zwischen 09 Uhr und 12 Uhr UTC Werte bis 21,6 km/h. Der dort durchziehende Tiefdruckkern des Wirbels PETRA brachte 24-stündige Niederschlagswerte von 7 mm.

Am 14.04. befand sich das Zentrum des Wirbels PETRA mit einem Kerndruck von 1000 hPa über der westlichen Küste der Iberischen Halbinsel. Ausgehend vom Kern erstreckte sich die Warmfront die gesamte Westküste Portugals entlang. Die Kaltfront verlief vom Tiefzentrum südwestlich und endete über dem Atlantik. Dabei brachte die Kaltfront in Funchal auf Madeira 2 mm Regen innerhalb von 24 Stunden bis 09 Uhr UTC und gegen 12 Uhr UTC Böen mit 39,6 km/h, was der Stärke 6 Beaufort entspricht. In Lissabon wurden auf Grund der Warmfront Niederschlagswerte bis 13 mm innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC verzeichnet. Davon fielen allein 10 mm zwischen 15 Uhr und 17 Uhr UTC, in Porto sogar 17 mm innerhalb von 12 Stunden bis 06 Uhr UTC.

Zum Folgetag verlagerte sich das Tief PETRA östlich um das Tief ORTRUN, welches stabil über dem östlichen Nordatlantik lag, so dass die Zyklone PETRA nun mit einem Kerndruck von 1000 hPa über dem Eingang des Ärmelkanals lag und sich mittlerweile zu einem Sturmtief entwickelt hatte. Vom Kern ging eine Okklusion aus, die über der Region Limoges ihren Charakter in den einer Kaltfront wechselte, welche über den Pyrenäen in eine Warmfront einer sich entwickelnden Welle überging. Die Okklusion brachte Niederschlagswerte von 22,8 mm innerhalb des gesamten Tages in Northolt in Großbritannien sowie 12 mm zwischen 06 Uhr und 18 Uhr UTC in London. 16 mm Regen fielen in Stabroec nördlich von Antwerpen innerhalb von 24 Stunden. Die Kaltfront brachte in Bordeaux 8,2 mm Niederschlag in 24 Stunden. In Le Havre in Frankreich wurden um 16 Uhr UTC Böen mit Geschwindigkeiten bis 89 km/h gemessen, was auf der Beaufortskala mit 10 Beaufort einem schweren Sturm entspricht.

Am 16.04. besaß das Tief PETRA zwei Kerne mit 1000 hPa. Dabei lag das Zentrum von Tief PETRA I über Amsterdam und das von Tief PETRA II über Kopenhagen. Die Okklusion ausgehend vom Wirbel PETRA I ging über Bremen in die Okklusion von der Zyklone PETRA II über. Der Okklusionspunkt des Sturmtiefs PETRA II lag dabei über Warschau. Die Warmfront erstreckte sich von dort weiter südöstlich bis zu den Karpaten, die Kaltfront verlief hingegen nördlich der Alpen entlang und ging über Wien in eine Warmfront über. Aufgrund der Okklusion fielen in Brüssel 4,6 mm Regen in 24 Stunden, Kopenhagen verzeichnete zwischen 12 Uhr und 15 Uhr UTC 2 mm Niederschlag. Das Sturmtief PETRA brachte eher geringe Niederschlagsmengen mit sich, dafür aber hohe Windgeschwindigkeiten und Gewitter. In ganz Deutschland wurden an diesem Tag Spitzenböen zwischen 47 km/h in Potsdam bis 86 km/h auf Sylt vermessen. Dies entspricht Windstärken zwischen 6 und 9 Beaufort. Auch in Belgien in Kleine Brogel wurden bis zu 54 km/h und in Dänemark in Kopenhagen wurden bis zu 55,6 km/h gemessen. Die verschiedenen Gewitterzellen brachten vor allem hohe Windgeschwindigkeiten als Niederschlag, wie zum Beispiel in Greifswald gegen 12 Uhr UTC mit 1 mm Niederschlag in 3 Stunden und Windgeschwindigkeiten bis 43,2 km/h. Auch in Polen wurden am Nachmittag Gewitter verzeichnet mit Windwerten von 36 km/h in Torun und 57 km/h in Chojnice.

Zum 17.04. hatte sich der Kerndruck von Tief PETRA auf 995 hPa verstärkt und über den Fehmarnbelt verlagert. Eine kurze Okklusion teilte sich über Göteborg in eine nach Nordosten reichende Warmfront, welche bis nach Rovaniemi in Finnland reichte und in eine Kaltfront, welche über Rostock, Berlin und quer über Frankreich bis über den Atlantik verlief. In den Gebieten des Zentrums von Sturmtief PETRA wurden Windgeschwindigkeiten zwischen 50 km/h und 76 km/h gemessen, dies entspricht in Beaufort der Stärke 7 bis 9. In Korup in Dänemark waren zum Beispiel 61 km/h, in Nidingen, Schweden 72 km/h und auf dem Leuchtturm in Lindesness in Norwegen wurden 76 km/h gemessen. Die über Schweden liegende Warmfront brachte Niederschlagsmengen von 20,2 mm innerhalb von 24 Stunden in Films Kyrkby. Etwas nördlicher in Uppsala fielen nur 3,7 mm im selben Zeitraum. Auch die Kaltfront brachte ein unterschiedlich intensives Niederschlagsfeld mit sich. In Genf fielen innerhalb von 24 Stunden 28 mm, davon 17 mm zwischen 06 Uhr und 18 Uhr UTC. In Berlin-Tegel wurden innerhalb dieser 12 Stunden jedoch nur 0,3 mm gemessen, in Oviedo in Spanien 5 mm. Im polnischen Torun wurden am gesamten Tag 17 mm gemessen, in Roth in Bayern 16 mm, in Geislingen in Baden-Württemberg 21 mm und in Erfurt 6 mm.

Zum nächsten Tag hatte sich das Zentrum weiter Richtung Nordosten verlagert und befand sich mit einem Kerndruck von 1000 hPa über Helsinki. Die vorhandene Warmfront ging etwas nördlich des Zentrums des Wirbels PETRA in eine Kaltfront eines nördlich von Norwegen gelegenen Tiefs über. Die Kaltfront verlief bogenförmig von Helsinki über St. Petersburg bis München und Marseille bis zur portugiesisch-spanischen Grenze. Die Okklusion erzeugte in Finnland 9 mm Regen in Alajarvi Moksy in 24 Stunden bis 18 Uhr UTC. In Vesanto Kk waren es 6 mm und in Helsinki 3 mm. Die Kaltfront erzeugte zu dieser Zeit ein Regenband quer über Europa. In Russland fielen 13 mm in Demjansk, 15 mm in Efimovsky und 18 mm in Holm. In Weißrussland wurden 16 mm in Lepel und 12 mm in Minsk gemessen. Polen verzeichnete 12 mm in Tarnow, 10 mm in Krakau und 9 mm in Sandomierz. Auf dem Kufstein in Österreich wurden 38 mm verzeichnet. In München wurden 6 mm gemessen, in Genf 7 mm und in Saint-Ya in Frankreich 5 mm.

Am 19.04. befand sich das Tief PETRA mit einem Kerndruck von 1000 hPa über Archangelsk in Russland. Die Okklusion verlief nach Süden bis zum Okklusionspunkt, der östlich Moskaus lag. Ab dort verlief die Warmfront nach Osten und verließ bei Wolgograd den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte. Die Kaltfront verlief nördlich des Schwarzen Meeres und ging über den Dinarischen Alpen in die Warmfront eines über Norditalien liegenden Tiefs über. Auf Grund der Okklusion und des Zentrums von Tief PETRA wurden in Archangelsk mittlere Windgeschwindigkeiten bis 10,8 km/h und eine Niederschlagsmenge von 0,5 mm in 12 Stunden bis 15 Uhr UTC gemessen. In Perm erreichten die Windgeschwindigkeiten im Mittel 7,2 km/h und es fielen im selben Zeitraum 2 mm Regen. In Wolgograd brachte die Warmfront zwischen 12 Uhr UTC und 18 Uhr UTC Spitzenböen mit 50,4 km/h, was auf der Beaufort-Skala der Stärke 7 entspricht. Der nach der Warmfront folgende Warmsektor, der Bereich zwischen Warmfront und Kaltfront führte an diesem Tag zu einer maximalen Temperatur von 24,2°C in Wolgograd. In den Gebieten der Kaltfront wurden Spitzenböen zwischen 7 und 8 Beaufort, wie in Dnepropetrovsk in der Ukraine mit 54 km/h oder in Nis in Serbien mit 72 km/h gemessen. Außerdem fielen in Rumänien innerhalb von 6 Stunden bis 00 Uhr UTC des 20.04. 1 mm in Rimnicu Vilcea und 3 mm in Ceahlan Toaca.

Am 20.04. lag die Zyklone PETRA über der russischen Insel Kolgujew mit einem Kerndruck von 1000 hPa. Die Okklusion drehte über Workuta bis zum Uralgebirge, wo sie in die Okklusion eines südlicher liegenden Tiefs überging. Dabei wurden in Workuta Böen der Stärke 8 mit 64,8 km/h gemessen und in Perm 2 mm Niederschlag in 12 Stunden bis 15 Uhr UTC.

Zum Folgetag verlagerte sich das Tief PETRA weiter nach Norden und verließ so den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 19.05.2016 von Lisa Degenhardt

Berliner Wetterkarte: 17.04.2016

Pate: Petra Henkel