Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
PETRA
(getauft
am 13.07.2012)
Im
Laufe des 12.07. bildete sich auf der Rückseite des Vorgängertiefs OKSANA etwa
1000 km nördlich der Azoren ein neues Tiefdruckgebiet, ein sogenanntes
Wellentief. Dieses bezeichnet ein kleinräumiges Tief, welches vom
Luftdruckunterschied kaum ausgeprägt ist und zunächst kein entgegen dem
Uhrzeigersinn rotierendes Tiefzentrum besitzt. In der mittleren Troposphäre,
also in rund 5500 km Höhe, wurde zur gleichen Zeit eine kräftig
ausgeprägte Grenze kalter Luft im Norden und warmer Luft im Süden mit starken
Höhenwinden analysiert. Durch diese Bedingungen hatte das am 13.07. auf den
Namen PETRA getaufte Wellentief eine deutlich höhere Zuggeschwindigkeit als der
Vorgänger, das Tief OKSANA.
Am
Vormittag des 13.07. lag der Kern des Wirbels ungefähr mittig zwischen Irland
und den Azoren. Dabei reichte die kurze Warmfront vom Kern ausgehend fast bis
zur Nordwestküste Spaniens. Ihr folgte direkt die zu Beginn ebenfalls noch
kurze Kaltfront, die sich erst im Laufe des Tages aus der Frontalzone, also der
Luftmassengrenze zwischen der kalten und warmen Luft, formierte und schließlich
bis zu den Azoren reichte. Da die Niederschlagsgebiete noch in der
Entstehungsphase waren, wurden auch nur vereinzelt Regenmengen auf der Iberischen
Halbinsel gemeldet, wie z.B. aus La Coruna mit
2 l/m² innerhalb von 24 Stunden. Mit jeder weiteren Ostverlagerung der
Kaltfront des Tiefs PETRA erhöhten sich auch die registrierten Regenmengen. Brest
und Bordeaux meldeten je 10 l/m², Paris 12 l/m² und Luxemburg sogar
31 l/m².
In
der Nacht zum 14.07. überquerte die Zyklone PETRA mit ihrem Zentrum und einem
Kerndruck von etwa 998 hPa von Frankreich kommend Deutschland
nordostwärts. Bis um 6 Uhr UTC, was 8 Uhr MESZ entspricht,
fiel in Teilen Westdeutschlands ergiebiger Regen von 20 Liter pro Quadratmeter
und mehr. Bad Marienberg registrierte in nur 12 Stunden 43 l/m². Durch die
dichten Wolken lagen die Tiefsttemperaturen in Deutschland verbreitet relativ
hoch bei 13 bis 15°C, nur in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sank die
Temperatur im Dauerregen bis auf 10°C. Der bis in den Abendstunden andauernde
Niederschlag hatte auch Auswirkungen auf die Sonnenscheindauer. Mit maximal 2
Stunden gab es am 14.07. von Nordrhein-Westfalen bis Mecklenburg-Vorpommern am
wenigsten Sonne, im Raum Stuttgart und am Oberrhein schien die Sonne jedoch bis
zu 11 Stunden lang. In Baden-Württemberg und im Osten Sachsens, also vor der
Front, wurden deutschlandweit die höchsten Temperaturwerte mit 22°C gemessen.
Bis
zum 15.07. wurde das Tief PETRA durch das zusammengehen mit seinem Vorgänger
Tief OKSANA zum steuernden Tiefdruckgebiet für Europa. Dieser Tiefdruckkomplex
erstreckte sich vom Ärmelkanal bis zum Baltikum und im Süden bis nach Italien und
Südspanien. Der Wirbel PETRA konnte dadurch seinen Kerndruck weiter auf einen
Wert von knapp 995 hPa verstärken. Mit der weiteren Nordostverlagerung
schob sich auch das intensive Regengebiet über Polen und die südliche Ostsee
zum Baltikum. Die Stadt Leba an der polnischen Ostseeküste meldete zum Beispiel
31 l/m² zum Morgentermin um 8 Uhr UTC. Im Laufe des Tages, beim
Durchzug der Kaltfront von Südwest nach Nordost und durch die Bildung von
kräftigen und örtlich begrenzten Gewittern, meldete Tallinn eine 24‑stündige
Regenmenge von 59 l/m, während es nicht weit entfernt in Wilna trocken
blieb.
Am
16.07. verlagerten sich die beiden sich abschwächenden Tiefs PETRA vom Weißen
Meer her kommend und MINA von der Westküste Norwegens in Richtung Lappland, wo
sie sich am nächsten Tag vereinigten und nur noch das Tiefdruckgebiet PETRA mit
einem Kerndruck von rund 1000 hPa auf der Wetterkarte frontenlos
analysiert wurde. Auch die entsprechenden Wolken- und Niederschlagsgebiete
befanden sich bereits in Auflösung, sodass keine nennenswerten Mengen aus
dieser Region mehr gemeldet wurden. Schließlich ging das Tief PETRA in einem
von Nordwestrussland nach Nordwesten ziehenden namenlosen, aber kräftigen
Tiefdruckgebiet auf und erschien so letztmalig am 19.07. auf der Berliner
Wetterkarte.
Geschrieben am 15.09.2012 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 14.07.2012
Pate: Petra Kögel