Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet PETRA

(getauft am 14.12.2010)

 

Ein Wellentief über der Ostküste Grönlands verlagerte sich nordwärts. Durch einen kräftigen Druckabfall und unter Einbeziehung von Kaltluft entwickelte sich daraus ein kräftiger Wirbel, der am 14.12. bei einem Kerndruck von ca. 1015 hPa auf den Namen PETRA getauft wurde. Seine Warmfront lag über dem Ostatlantik, die Kaltfront an der Grönländischen Ostküste.

Am folgenden Tag hatte sich das Tief unter kräftiger Verstärkung um ca. 35 hPa weiter nordostwärts verlagert und befand sich mit seinem Zentrum bei einem Kerndruck von etwa 980 hPa über der Inselgruppe Spitzbergen im Nordatlantik. Dort kam es zu teils starkem Schneefall, so dass die Schneehöhe in Ny-Alesund innerhalb von 24 Stunden um 5 cm auf 25 cm anwuchs. Die Front der Zyklone war schon stark okkludiert, sie verband also die Eigenschaften einer Warm- und Kaltfront. Diese Okklusion reichte bis ins Nordmeer hinein. Dort spaltete sie sich in eine Warmfront, die die Norwegische Küste erreichte, und in eine Kaltfront, die Island von Nordwesten her überquerte. An der skandinavischen Nordmeerküste ging der Regen im Tagesverlauf in Schnee über und auch in Island wurde der Regen beim Durchzug der Front allmählich zu Schnee.

Am 16.12. hatte sich der Wirbel in zwei Zentren gespaltet. PETRA I lag bei einem Kerndruck von ca. 985 hPa weiterhin über Spitzbergen. PETRA II, die sich als Wellentief an dem Frontensystem von PETRA I gebildet hatte, lag bei gleichem Kerndruck über der finnischen Küste. Auch ihre Fronten waren schon teilweise okkludiert. Nach Norden hin verband sich diese Okklusion mit der von dem ersten Wirbel. Nach Süden lag sie entlang der Skandinavischen Nordmeerküste. Über Norwegen spaltete sie sich in eine Warmfront, die  sich über die Nordsee und Nordengland hinweg bis nach Südirland erstreckte, und eine Kaltfront, die über die Nordsee und Nordschottland hinweg in den Atlantik reichte. In Skandinavien kam es dabei zu teils starken Schneefällen. So wuchs die Schneehöhe in Saltdal (norwegische Kommune nördlich des Polarkreises) innerhalb von 24 Stunden um 60 cm auf nun 70 cm an.

Am 17.12. war PETRA I  unter leichter Abschwächung südwärts gewandert und hatte ihr Zentrum über dem Nordmeer. Ihre komplett okkludierte Front reichte über Spitzbergen hinweg nach Finnland. Der zweite Teil des Wirbels befand sich  nördlich von Norwegen. Ihre Okklusion war weiter ostwärts gewandert und reichte von Norwegen über die Ostsee und Deutschland hinweg nach Nordfrankreich, wo sie sich in Warm- und Kaltfront teilte, die beide über Frankreich lagen und in den Atlantik reichten. In ihrem Einflussbereich kam es in Deutschland zu starken Schneefällen. Die größten Neuschneehöhen gab es dabei in Teilen Nordrhein-Westfalens und Hessens. Dort betrugen sie bis zu 20 cm. Die größten Gesamtschneehöhen im Flachland gab es jedoch in Gera, wo um 6 Uhr morgens eine Höhe von 55 cm gemessen wurde und in Chemnitz mit 46 cm. Neben den starken Schneefällen brachte das Tief auch Wind bis Windstärke 7 mit sich, so dass es in Deutschland überall zu großen Schneeverwehungen kam. Auch in Großbritannien kam es unter dem Einfluss des Tiefs zu Schneefällen, wodurch die Schneehöhe in Belfast (Nordirland) auf 9 cm, in Aviemore (Schottland) auf 8 cm anwuchs. In Frankreich waren die Neuschneemengen dagegen gering.

Am folgenden Tag hatte sich PETRA I aufgelöst. Das zweite Tief lag nördlich von Großbritannien, befand sich ebenfalls im Auflösungsstadium und hatte keine Fronten mehr. Von diesem Zentrum hatte sich jedoch ein weiteres Tief abgespaltet. PETRA III lag mit einem Kerndruck von 990 hPa über Großbritannien. Ihre Okklusionsfront reichte von Großbritannien über Belgien bis nach Frankreich. Dort brachte sie vereinzelt Schneefall, so dass es zum Beispiel im Pariser Raum 6 cm Neuschnee gab, in Nancy (im Nordosten Frankreichs) wuchs die Schneedecke um 7 cm auf 19 cm an.

Am 19.12. war PETRA II südwärts gewandert und lag nun westlich von Irland, hatte aber weiterhin keine Fronten und somit keinen Einfluss auf das Wettergeschehen. PETRA III befand sich mit ihrem Zentrum über den Niederlanden. Ihre Warmfront überquerte Deutschland und führte zu teils mäßigen bis starken Schneefällen mit teils erheblichen Neuschneemengen. In Nürnberg fielen innerhalb einer Stunde 10 cm Neuschnee, die Flughäfen Köln-Bonn und Frankfurt meldeten 5 cm Neuschnee. Die Kaltfront von PETRA III reichte von den Niederlanden über Belgien bis nach Frankreich. Auf seiner Südflanke führte der Wirbel mildere Luft nach Deutschland, so dass vor allem in der Südhälfte des Landes Tauwetter einsetzte. Dadurch kam es zu einem erheblichen Temperaturgegensatz von 26°C zwischen Nord- und Süddeutschland: in Ueckermünde (im Osten Mecklenburg-Vorpommerns) lag die Temperatur um 20 Uhr bei -17°C, am Oberrhein bei +9°C. Vor der französischen Küste hatte sich an einer Welle dieses Tiefs ein weiterer Wirbel mit einem Kerndruck von ca. 990 hPa gebildet. Die Warmfront von PETRA IV reichte von der Biskaya bis nach Frankreich hinein und verband sich dort mit der Kaltfront von PETRA III. Die Kaltfront lag über dem Atlantik.  Dort kam es zu teils starken Schneefällen, so dass die Schneehöhe in Beauvais um 7 cm auf 20 cm an, in Paris wuchs die Schneedecke um 6 cm auf 9 cm an.

Am 20.12. hatte sich PETRA III aufgelöst. PETRA II hatte ihre Lage im Vergleich zum Vortag nicht geändert, hatte jedoch trotz leichtem Anstiegs des Kerndrucks auf etwa 995 hPa erneut eine Okklusionsfront ausgebildet, die vor Südirland lag und dort vereinzelt geringen Schnee brachte. PETRA IV war über Westeuropa hinweg gezogen und hatte seinen Kern über Mitteldeutschland. Ihre Warmfront lag über Polen, die Kaltfront überquerte Süd- und die Okklusion Westdeutschland. Dadurch kam es in Deutschland erneut zu teils kräftigen Schneefällen. Dadurch wuchs die Schneehöhe in Berlin-Schönefeld bis zum Morgen um 15 cm auf 35 cm an. Dies ist für Dezember die höchste gemessene Schneehöhe seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Dagegen gab es in Süddeutschland Regenfälle. Dabei stieg die Temperatur in München auf +7°C, in Konstanz am Bodensee sogar auf +8°C.

Am 21.12. hatte sich PETRA II weiter aufgefüllt, ihre Fronten jedoch weiter entwickelt. Ihr Zentrum lag über dem Ärmelkanal Die Okklusion reichte von Nordfrankeich über den Ärmelkanal in den Atlantik. Über Frankreich teilte diese sich in eine Warmfront, die Süddeutschland von Süden her überquerte, und eine Kaltfront, die bis in die Biskaya reichte. PETRA IV hatte sich weiter zum Baltikum verlagert und sich bei einem Kerndruck von etwa 1000 hPa ebenfalls leicht abgeschwächt. Ihre Okklusion und Warmfront lagen über Russland, die Kaltfront erstreckte sich von Weißrussland und Rumänien bis nach Ungarn. Somit war diese Zyklone für Deutschland wetterunwirksam. In Polen, im Baltikum und Weißrussland brachte sie dagegen starke Schneefälle mit Neuschneehöhen bis 5 cm.

PETRA II hatte sich am Folgetag aufgelöst, während sich der verbleibende Wirbel weiter abgeschwächt hatte und die Fronten stark okkludiert waren. Dabei war er weiter nach Osten gezogen, so dass nun auch seine Kaltfront über Russland lag und somit auf das Wettergeschehen in Europa keinen Einfluss mehr hatte.

Am 23.12. wurde PETRA nicht mehr von der Berliner Wetterkarte analysiert.


Geschrieben am 04.01.2011 von Diana Schmiedel

Wetterkarte: 17.12.2010

Pate: Petra Gehrke-Henze