Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet PETRA

(getauft am 18.12.2012)

 

Über dem Nordatlantik bildete sich in der zweiten Dezemberhälfte auch in der Höhe von ca. 5,5 km ein stark ausgeprägtes Tiefdruckgebiet, das sich in den darauffolgenden Tagen unter Verstärkung nordostwärts verlagerte. Am 18.12. wurde der kräftige Tiefdruckwirbel mit einem Kerndruck von 980 hPa auf den Namen PETRA getauft. Vom Zentrum des Tiefdrucksystems verlief eine Okklusionsfront, eine Front mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, spiralförmig nach Osten bis zum Okklusionspunkt einige Tausend Kilometer vor der Küste Irlands, wo sich die Front in eine Warmfront und in eine weiter westlich gelegene Kaltfront teilte. Diese verlief in einem weiten Bogen nach Südwesten, die Warmfront wiederum südöstlich über den Atlantik bis nach Portugal.

Bis zum 19.12. hatte sich der starke mittelatlantische Tiefdruckwirbel in drei Zentren geteilt, wobei der gesamte Tiefdruckkomplex südöstlich von Grönland und südwestlich von Island lag und die drei Zentren die Form eines Dreieckes bildeten. In diesem gedachten Dreieck lag der Wirbel PETRA I mit einem Kerndruck von 975 hPa an der südwestlichen Spitze des Dreiecks. Nördlich davon lag das Tief PETRA II, dessen Okklusionsfront bogenförmig nach Süden bis zum Zentrum PETRA III verlief, wo sich die Okklusionsfront am Okklusionspunkt in eine Warm- und eine Kaltfront teilte. Die Kaltfront verlief weit hinaus über den Atlantik nach Südwesten, die Warmfront vom Okklusionspunkt nach Südosten über Südirland, die Pyrenäen sowie das Mittelmeer bis nach Tunesien.

In der Nacht zum 20.12. verstärkte sich der Kerndruck des Tiefdruckgebietes PETRA I auf 965 hPa. Vom Zentrum dieses Wirbels verlief die Okklusionsfront bogenförmig nach Südosten über Südisland, Schottland bis über Wales. Von dort erstreckte sich die Warmfront von England bis über das Zentralmassiv in Frankreich. Die Kaltfront verlief ebenfalls über England bis östlich von Cornwall und ging dort in die Warmfront des Tiefs PETRA II über. Vom Zentrum des Tiefdruckgebietes PETRA II verlief die Kaltfront über den Golf von Biscaya, Portugal bis weit über den Atlantik nach Westen. Die Warmfront des Atlantikwirbels PETRA I sorgte für Niederschläge, die besonders im Süden Englands sehr ergiebig waren. In London fielen 24-stündig 20 mm, in Bournemouth 37 mm und in Plymouth sowie in Cardinham sogar 44 mm Regen. Vor Warmfronten bilden sich großflächige Schichtwolken, aus denen langanhaltende Niederschläge fallen, die auch Landregen genannt werden.

Die Zyklone PETRA I verlagerte sich zum 21.12. an die Südspitze Grönlands, wobei der Kerndruck nur noch bei 980 hPa lag. Vom Kern erstreckte sich die Okklusionsfront bogenförmig entlang der Südküste Grönlands und Reykjavik, nordöstlich an der Küste Irlands vorbei bis zum Zentrum des Tiefs PETRA III über England. Die Okklusionsfront des Wirbels PETRA II verlief westlich der Okklusionsfront von Tief PETRA I über den Nordatlantik. Mit der westlichen Höhenströmung verlagerte sich die am Vortag über Frankreich gelegene Warmfront des Tiefs PETRA III unter Fortschreiten des Okklusionsprozesses nach Südwestdeutschland. Rückseitig gelangte mildere Meeresluft in die Südwesthälfte, während in Norddeutschland aus Osteuropa kalte Polarluft einfloss, sodass eine markante Luftmassengrenze entstand. In Paris lag die Höchsttemperatur bei 9°C, weiter südwestlich stieg die Temperatur auf 11°C an. Nordöstlich der Front war es deutlich kühler, in Hamburg wurden beispielsweise als Höchsttemperatur nur 0,2°C gemeldet. Mit der milden Luftmasse gingen die einsetzenden frontalen Niederschläge im Westen Deutschlands rasch von Schnee in Regen über, westlich des Rheins fielen meist 2 bis 6 mm Niederschlag und in den Höhenlagen der Eifel bildete sich eine Schneedecke mit einer Höhe von 2 bis 3 cm. Am Ostrand dieses Niederschlagbandes fiel der Niederschlag unter bodennaher Kaltluft aus Osteuropa noch als Schnee. In Baden-Württemberg regnete es sehr ergiebig, in Freudenstadt im Schwarzwald wurden 16 mm und in Baidersbronn 24 mm Niederschlag gemessen, auch in Stuttgart fielen in der Nacht 10 mm innerhalb von 24 Stunden. Während am Oberrhein +8°C und in Saarbrücken +6°C in der Nacht zum Samstag registriert wurden, ging die Temperatur nordöstlich der Elbe unter Kaltluftzustrom in den Frostbereich zurück, an der Oder lag die Tiefsttemperatur bei -4°C.

Mittlerweile hatte sich das Zentrum des Tiefdruckgebietes PETRA I zum 22.12. weiter südwestlich verlagert, sodass der Kern einige Hundert Kilometer östlich vor Neufundland lag. Seine Okklusionsfront lag über dem Atlantik und verlief nordöstlich bis an die westliche Spitze Grönlands. Die Zyklone PETRA II lag mit ihrem Zentrum einige Hundert Kilometer südwestlich von Island über dem Atlantik. Die vollständig okkludierte Front zog sich bogenförmig über das südliche Island, dem Atlantik sowie Schottland und England bis über die Nordsee, wo diese in die Okklusionsfront des Tiefs PETRA III überging. Das Frontensystem des Wirbels PETRA III verlief von der Nordsee bis nach Südwestdeutschland. Die Zweiteilung des Wettergeschehens über Deutschland setzte sich auch am 22.12. fort. Nach Nordostdeutschland wurde weiterhin mit einer bodennahen östlichen Strömung kalte Festlandsluft herangeführt, sodass die Temperatur im Berliner Raum nur bei -3°C und an der Oder bei -4°C lag. Die 0°C-Grenze erstreckte sich vom Raum Hannover bis nach Regensburg. Milde Luftmassen, die von Südwesten herangeführt wurden, ließen dagegen am Oberrhein die Temperatur auf +10°C steigen. In der Nacht verstärkten sich sie Temperaturgegensätze weiterhin, bei klarem Himmel und dem damit verbundenem Auskühlen der bodennahen Luftschichten sank die Temperatur in Vorpommern auf -8°C. In Duisburg im Ruhrgebiet wurden dagegen +7°C nicht unterschritten. Das mit dem Tiefdruckgebiet PETRA II einhergehende Schneefallgebiet verlagerte sich im Tagesverlauf weiter nach Nordosten und brachte vor allem in Thüringen einige Zentimeter Neuschnee. In Eisenach lag der Schnee am Abend 8 cm hoch. Im Südwesten Deutschlands dagegen fiel bis in die Hochlagen des Schwarzwaldes teils kräftiger schauerartiger Regen. Im Übergangsbereich zwischen der Warmluft im Südwesten und der kälteren Luftmasse über Nordostdeutschland kam es auch zu gefährlichem Glatteisregen. Dabei gefrieren unterkühlte Wassertröpfchen am Boden und Glatteis entsteht. Die Temperaturdifferenz zwischen dem Nordosten Deutschlands und dem Südwesten betrug rund 15 Grad. Beispielsweise wurden um 13 Uhr MEZ in Ückermünde -6,5°C, in Düsseldorf dagegen +8,4°C gemessen.

Im weiteren Verlauf füllten sich die Zyklonen PETRA I, PETRA II und PETRA III weiter auf, so dass das Tiefdrucksystem PETRA am 23.12. auf der Berliner Wetterkarte nicht mehr analysiert werden konnte.


 

Geschrieben am 19.04.2013 von Natja Ruth Bublitz

Berliner Wetterkarte: 20.12.2012

Patin: Petra Fella