Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet PHILINE

(getauft am 10.02.2018)

 

Die erste Februarhälfte des Jahres 2018 brachte viele rasch aufeinander folgende Tiefdruckgebiete mit sich. So entstand auch am 09.02. aus einer Wellenstörung nahe eines Tiefdrucktroges östlich von Neufundland ein kleines Tief, das in der Analyse des 10.02. auf den Namen PHILINE getauft wurde.

Mit einem Kerndruck von knapp 1010 hPa befand sich die Zyklone PHILINE am 10.02. um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, mitten über dem nördlichen Atlantik. Ausgehend vom Zentrum erstreckte sich eine Warmfront nach Osten und ging in die Kaltfront des südlich von Island liegenden Tiefs ONDRA über, während die Kaltfront des Tiefdruckgebietes PHILINE nach Südwesten verlief. Im Laufe des Tages okkludierte die Zyklone. Das heißt, dass sich die kalten, von Nordwesten herannahenden Luftmassen aufgrund ihrer höheren Dichte am Okklusionspunkt unter die wärmere Luft schieben und dabei eine Okklusionsfront entsteht, die man auch Mischfront nennt. Diese Mischfront vereint die Eigenschaften von Warm- und Kaltfront.

Rasch nach Osten ziehend verstärkte sich Tief PHILINE bis zum 11.02. erheblich und lag um 00 Uhr UTC mit einem Druck von nur noch etwa 985 hPa über dem Gebiet der Nordsee und der Ostküste Englands. Dabei befand sich der Okklusionspunkt ungefähr über dem Ärmelkanal und die Okklusionsfront verlief demzufolge von dort Richtung Norden bis zum Zentrum des Tiefs über Ostengland. Die Warmfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt aus nach Südwesten über Frankreich und Kastilien bis hin zur Westküste Portugals. Die Kaltfront hingegen verlief in etwas westlicherer Richtung vom Ärmelkanal aus über die Biskaya, nördlich der Azoren entlang bis weit nach Westen über den Atlantik. Damit wurde das Tiefdruckgebiet PHILINE über Europa wetterwirksam. Vor allem die ostwärts ziehende, okkludierende Warmfront brachte ergiebigen Niederschlag, der in Deutschland auch als Schnee fiel. Entlang der Warmfront wurden so im Verlauf des Tages beispielsweise an der schweizerischen Wetterstation Goldau-Tierpark innerhalb von 24 Stunden bis zum Folgetag 06 Uhr UTC 33,6 l/m² Regen gemessen, auf dem französischen Mont Aigoual fielen im gleichen Zeitraum 51,5 l/m² und im baskischen San Sebastian sogar 57,7 l/m² Regen. Auf der Rückseite der Front kam es durch rasches Aufsteigen von Luftmassen sogar vereinzelt zu Gewittern. Signifikant waren allerdings nicht nur die Niederschläge, sondern auch die Windstärke. So kam es in Frontennähe oft zu stürmischen Böen und in höheren Lagen, wie z.B. auf dem Brocken sowie an der Nordsee wurden auch Böen der Stärke 10 bis 11 auf der Beaufort-Skala verzeichnet. Dies entspricht Windgeschwindigkeiten von mindestens 90 km/h.

Am 12.02. lag der Wirbel PHILINE mit einem Kerndruck um 980 hPa über dem Skagerrak und hatte sich nur noch geringfügig vertieft. Das Druckgebiet war nun vollständig okkludiert, was bedeutet, dass die Kaltfront die Warmfront vollständig eingeholt hatte und somit nur noch eine ausgeprägte Okklusionsfront existierte. Diese erstreckte sich, ausgehend vom Zentrum des Tiefs PHILINE, zunächst nach Osten bis über den südlichen Teil Schwedens und verlief ab dort im Bogen südwärts über die Ostsee, die deutsch-polnische Grenze bis über Österreich. An diesem Tag wurden in den meisten Gebieten, über welche die Front hinweg zog, nur noch jeweils rund 10 l/m² Regen gemessen. Eine herausragende Niederschlagsmenge wurde dagegen im südlichen Norwegen beobachtet. Dort wurden ab 06 Uhr UTC in Sarpsborg nochmals 55 l/m² Regen innerhalb von 24 Stunden registriert.

Bis zum 13.02. kam die Zyklone PHILINE nur noch langsam nach Osten voran, um 00 Uhr UTC befand sich das Zentrum über Südschweden. Außerdem hatte das Tief PHILINE begonnen sich allmählich abzuschwächen, denn der tiefste Druck betrug um 00 Uhr UTC nur noch ungefähr 1000 hPa. Vom Kern ausgehend erstreckte sich die Okklusionsfront nach Südosten über die Ostsee und den Rigaischen Meerbusen, verlief daraufhin nach Süden über Lettland und Weißrussland bis über die Karpaten, bog sich dann nach Südwesten und Westen und verlief über das Adriatische Meer und Italien bis über Korsika. Letztmalig brachte diese Front nennenswerte 24-stündige Regenmengen, so z.B. 49,4 l/m² im mazedonischen Ohrid bis 06 Uhr UTC des Folgetages oder 48,1 l/m² Regen auf Korfu. Der 13.02. war bereits der letzte Tag, an dem das Tiefdruckgebiet PHILINE namentlich auf der Berliner Wetterkarte erschien. In der Nacht zum Folgetag löste es sich auf, wodurch es nicht weiter analysiert werden konnte.

 

Pate: Philine Otto