Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet PIA

(getauft am 03.02.2016)

 

Anfang Februar 2016 verlagerte sich ein Tiefdruckgebiet von Kanada aus in Richtung Nordosten. Am 03.02. wurde dieses Tief schließlich auf den Namen PIA getauft. Der Kern von Tief PIA befand sich über der Labradorsee zwischen Grönland und Kanada, der Kerndruck betrug an diesem Tag 985 hPa. Vom Kern erstreckte sich eine Okklusionsfront, eine Mischfront aus Kalt- und Warmfront, nach Südosten über die Südspitze Grönlands und weiter nach Süden, wo sie sich in Warm- und Kaltfront aufspaltete, welche sich weiter über den Atlantik erstreckten. Die Wetterstation auf Prins Christian Sund, einer vorgelagerten Inselgruppe südlich von Grönland, registrierte die Auswirkungen der Okklusionsfront. Bis 06 Uhr UTC, also 07 Uhr MEZ, wurden mehrfach Orkanböen mit 137,1 km/h registriert. Außerdem wurde zu dieser Zeit eine Niederschlagsmenge von 67,0 mm innerhalb von 12 Stunden gemeldet.

Am 04.02. spaltete sich das Tief PIA in zwei Kerne auf. Tief PIA I befand sich über der Südspitze Grönlands, während Tief PIA II eine Randwelle bildete, die rund 700 km südöstlich über dem Atlantik lag. Vom Kern von Tief PIA I, dessen Druck 985 hPa betrug, erstreckte sich eine Okklusion bis über die Irische See, wo sie sich aufspaltete. Die Warmfront führte nach Süden bis über die Biskaya, die Kaltfront hingegen über Irland, wo sie den Charakter zur Warmfront wechselte und mit der Zyklone PIA II verbunden war. Die Kaltfront des Wirbels PIA II verlief anschließend vom Kern aus nach Südosten über den Atlantik. Die Wetterstation auf Prins Christian Sund registrierte im Tagesverlauf 13,4 mm Niederschlag in 24 Stunden, welcher meist als Schnee fiel. Um 06 Uhr UTC wurde eine Spitzenböe von 87,1 km/h gemeldet, was Sturmstärke 9 entspricht. In der Region herrschte bei einer Höchsttemperatur von -0,1°C Dauerfrost. Im Bereich der Okklusionsfront kam es im Snowdonia-Nationalpark in Wales zu größeren Niederschlagsmengen. Die Wetterstation im Ort Capel Curig meldete 21 mm Regen in 24 Stunden. Dazu kam böiger Wind, die stärkste Böe wurde um 04 Uhr UTC mit 85,2 km/h gemeldet. An diesem Tag lag die Höchsttemperatur an der Station bei 10,2°C, während am Vortag nur 6,5°C erreicht wurden.

Zum 05.02. verstärkte sich das Tief PIA II, der Kerndruck fiel auf 955 hPa. Die Okklusionsfront prägte einen deutlichen Wirbel aus und spaltete sich südlich von Island auf. Die Warmfront erstreckte sich über die Nordsee bis Nordfrankreich. Die Kaltfront verlief weiter vor der Westküste Irlands und führte über den Atlantik. Der Flughafen Shannon in Irland registrierte von 06 bis 12 Uhr UTC eine Niederschlagsmenge von 62 mm. In Capel Curig fielen im gesamten Tagesverlauf 31 mm und um 18 Uhr UTC wurde eine Böe von 118,6 km/h gemeldet, was an der Grenze zwischen Windstärke 11 und 12 auf der Beaufort-Skala liegt. Im Bereich der Warmfront über Mitteleuropa wurden nur geringe Niederschlagsmengen registriert. Meist wurden 2 mm bis 3 mm registriert, die größte Niederschlagsmenge kam in Itzehoe mit 6,5 mm und im Harz auf dem Brocken mit 7,5 mm zusammen. Dort, sowie in den meisten anderen Hochlagen der Mittelgebirge fiel der Niederschlag am Vormittag noch als Schnee.

Bis zum 06.02. verlagerte sich der Kern des Tiefs PIA II nach Südosten, wobei weiterhin ein Kerndruck von 955 hPa vorherrschte. Die Okklusionsfront erstreckte sich nördlich von Island bis vor die norwegische Küste, wo sie sich aufspaltete. Die Warmfront führte über die Skanden und die Ostsee bis über die Pannonische Tiefebene. Die Kaltfront erstreckte sich über die Nordsee und England bis über die Biskaya. Größere Niederschlagsmengen wurden dabei entlang der Kaltfront beobachtet. Im norwegischen Bergen meldete die Wetterstation um 06 Uhr UTC eine 12-stündige Niederschlagsmenge von 20 mm. Die Wetterstationen in der Umgebung meldeten ähnlich hohe Werte und Böen um 50 km/h. Ebenfalls hohe Niederschlagsmengen wurden entlang der Kaltfront auf den Britischen Inseln registriert. So meldete die Wetterstation Camborne in Cornwall um 18 Uhr UTC eine 12-stündige Regenmenge von 38 mm, der Flughafen Exeter registrierte im selben Zeitraum 21 mm.

Im Laufe des Tages bildete sich im Bereich des Okklusionspunktes des Tiefs PIA II über dem Europäischen Nordmeer ein weiterer Tiefdruckkern aus, welcher folgend als Tief PIA III bezeichnet wurde und einen Druck von 985 hPa besaß. Am Abend wurde dann das Tief PIA II durch das von Westen heranziehende Tief QUIRINA aufgenommen und konnte somit nicht weiter verzeichnet werden. Eine Okklusionsfront erstreckte sich von Tief PIA III über die Skanden bis über Finnland, wo sie sich aufspaltete. Die Warmfront führte weiter über das östliche Baltikum und Polen, die Kaltfront erstreckte sich nach Westen über die Ostsee, wo sie mit der Warmfront des Wirbels QUIRINA verbunden war. Die Okklusionsfront sorgte vor allem in Nord- und Mittelschweden verbreitet für leichte Niederschläge von 3 mm bis 8 mm in 24 Stunden, die hauptsächlich als Schnee fielen. Vereinzelt wurden die Schneefälle durch Schauer verstärkt, wie an der Wetterstation Mala-Brannan, die um 16 Uhr UTC eine stündliche Niederschlagsmenge von 9 mm verzeichnete, was rund 90% der Tagesmenge ausmachte. In Haparanda in Nordschweden fielen aufgrund von Schauern zwischen 13 und 14 Uhr UTC ebenfalls 9 mm Niederschlag, was die Hälfte der Tagesmenge umfasste. Durch die Nähe zur Ostsee wechselte der Schnee im Tagesverlauf zu Regen und die seit sieben Tagen anhaltende Dauerfrost-Periode endete um 16 Uhr UTC.

Am 08.02. befand sich das Tief PIA über dem Europäischen Nordmeer und entwickelte sich zu einer Randwelle des Tiefs QUIRINA mit ihrem Kern über der Nordsee. Das Frontensystem des Tiefs PIA bestehend aus einer Warmfront erstreckte sich nördlich entlang der skandinavischen Küste bis zur Waronka und den Timanrücken sowie weiter bis zum Nordrussischen Landrücken. Während die Stationen in Russland hinter der Front Tageshöchsttemperaturen von 1°C bis 4°C meldeten, herrschte vor der Front teilweise strenger Dauerfrost. So betrug die Höchsttemperatur in Onega am Weißen Meer 2,1°C, oder in Wologda auf dem Nordrussischen Landrücken 1,6°C trotz einer Schneedecke von 30 cm. Vor der Front in Perm erreichte die Temperatur nur Höchstwerte von -7,2°C bei einer Schneedecke von 59 cm. In Workuta, am nördlichen Ende des Ural-Gebirges, lag die Tageshöchsttemperatur sogar nur bei -22,2°C.

Bis zum 09.02. verstärkte sich das Tief PIA durch Kaltluftzufluss vom Nordpolarmeer, sodass sich der Druck im Kern auf 965 hPa verringerte, wobei dieser sich über die Barentssee zwischen Nordkap und Spitzbergen verlagerte. Die Okklusionsfront erstreckte sich über die Barentssee bis zur Küste des Oblast Arkhangelsk, wo sie sich aufspaltete. Die Warmfront führte über das Ural-Gebirge nach Südosten, während die schwach ausgeprägte Kaltfront sich entlang der Waldaihöhen nach Südwesten erstreckte. In Workuta, wo die Höchsttemperatur am Vortag noch -22,2°C betrug, erreichte sie an diesem Tag einen Wert von -7,8°C bei einsetzendem Schneefall. Die Kaltfront brachte hingegen keine deutliche Abkühlung. In Wologda wurde eine Höchsttemperatur von 0,4°C erreicht, während am Vortag noch 1,6°C registriert werden konnten. In Onega wurde sogar trotz der durchziehenden Kaltfront dieselbe Höchsttemperatur wie am Vortag von 2,1°C gemeldet. Die Tiefsttemperatur in der Nacht war mit 0,4°C im positiven Bereich, was dort für mindestens vier Wochen nicht der Fall war. Um 03 Uhr UTC betrug die Dicke der Schneedecke 41 cm, was 4 cm weniger waren als am Vortag.

Am 10.02. konnte das Tief PIA nicht mehr im Bereich der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 21.04.2016 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 05.02.2016

Patin: Pia Schaffner