Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  PIA

(getauft am 16.11.2004)

 

 

Tief PIA entstand am 16.11.2004 südöstlich von Grönland mit einem Kerndruck von etwas unter 1010 hPa. PIA zog in den nächsten Tagen über Island bis nach Südschweden und vertiefte sich auf ihrem Weg nach Osten erheblich. Der Kerndruck sank um 20 hPa auf 990 hPa. Teilweise fiel der Luftdruck mit über 10 hPa in drei Stunden (z.B. Floda/Südschweden um 00UTC 12,1 hPa Druckfall).

Mit dem sich verschärfenden Druckgradienten an der Südflanke von PIA nahmen auch die Windgeschwindigkeiten weiter zu. Um 02 MEZ wurden von der dänischen Nordseeküste aus Torsminde mit 77 kt (40 m/s) bereits maximale Windböen der Stärke 12 Bft registriert. Um 03 MEZ meldete dann die Nordseeinsel Helgoland eine mittlere Windgeschwindigkeit von 51 kt, welche auf der Beaufortskala Windstärke 10 entspricht. Zudem meldete Helgoland noch maximale Böen von 64 kt (33 m/s, Beaufort 12).

Zum Morgen des 18.11. verlagerte sich das Orkanfeld zur Ostsee. Dabei wurde um 07 MEZ von einem Schiff in der Kadetrinne zwischen der dänischen Insel Falster und dem Darß eine mittlere Windgeschwindigkeit von 70 kt gemeldet. Auch im norddeutschen Binnenland traten nachts und am Morgen verbreitet Sturmböen und schwere Sturmböen auf. Die höchste Windgeschwindigkeit meldete die Wetterstation Neuruppin mit 58 kt (Windstärke 11).

Warm- und Kaltfront des Orkanwirbels PIA brachten in der Mitte und im Norden Deutschlands teils ergiebige Regenmengen. So fielen innerhalb von 24 Stunden bis zu Morgen des 18.11. in Mecklenburg – Vorpommern mit Ausnahme der Küstenregion und im nördlichen und mittleren Brandenburg verbreitet zwischen 10 und 17 mm Regen. Sehr unterschiedliche Regenmengen traten im Luv (windzugewandte Seite) und Lee (windabgewandte Seite) der Mittelgebirge auf. Während beispielsweise in Braunlage im Westharz vom 17.11 06 UTC bis zum 18.11 06 UTC 42 mm Regen fielen, kamen in Harzrode im Ostharz im gleichen Zeitraum nur 2 mm zusammen und in Artern fiel gar nur 0,1 mm. Ähnliches konnte man im Sauerland beobachten, wo auf dem Kahlen Asten 33 mm fielen, in Fritzlar dagegen nur 1 mm.

PIA zog rasch weiter Richtung Osten und befand sich am 19.11. schon im Moskauer Raum. Ihre Kaltfront, die über Deutschland eher höhenkalten Charakter hatte, drang am 18.11 bis ins zentrale Deutschland vor, wobei hinter ihr in Mecklenburg – Vorpommern die Sonne teilweise mehr als 2 Stunden schien. Auch am Alpennordrand kam stellenweise die Sonne durch, doch hatte die Sonnenscheindauer keinen wesentlichen Einfluss auf die Höchsttemperatur, die teilweise auch in trüben Gebieten etwas über 10°C lag. Insgesamt ließ aber der Wind nach, doch in Frontnähe regnete es noch längere Zeit ergiebig. So wurden bis zum Abend des 18.11 12-stündig vielfach mehr als 10, örtlich auch mehr als 20 Liter pro Quadratmeter gemessen, in Essen fielen sogar 24 Liter.

Tief PIA lag am 20.11 schon über dem Uralgebirge und war ab dem 21.11. nicht mehr in der Berliner Wetterkarte zu sehen.

 


Geschrieben am 16.12.2004 von Andrea Schöne

Wetterkarte: 18.11.2004

Pate: Jürgen Vogt