Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
PIA
(getauft am 16.12.2018)
Zum
16. Dezember 2018 hatte sich östlich von Neufundland ein neues Tiefdruckgebiet
gebildet, welches im weiteren Verlauf Einfluss auf das Wettergeschehen in
Europa nehmen sollte und daher in der Analyse auf den Namen PIA getauft wurde.
Der
Tiefdruckwirbel PIA verstärkte sich rasch und lag am 17. Dezember um 01 Uhr MEZ
mit knapp 965 hPa mit seinem Kern zentral über dem Nordatlantik. Vom Tiefzentrum
ging in nordöstliche Richtung eine bogenförmige Okklusionsfront aus. Bei einer
Okklusion handelt es sich um eine Mischfront, die Kalt- und
Warmfronteigenschaften aufweist und dadurch entsteht, dass die schneller
ziehende Kaltfront die Warmfront einholt. Der sogenannte Okklusionspunkt ist
der Ort, an dem diese beiden Fronten zusammenlaufen. Die von diesem Punkt ausgehende
Warmfront verlief über den zentralen Nordatlantik nach Süden und näherte sich
im Tagesverlauf Westeuropa, wodurch sich in Irland in der herangeführten warmen
Subpolarluft verbreitet wolkenreiches Wetter einstellte. Infolgedessen stieg die
Temperatur tagsüber in Dublin und in Cork im Vergleich zum Vortag um 4,6°C bzw.
3,3°C an, nämlich auf 12°C und 11,1°C. Die Kaltfront befand sich etwas weiter westlich
und verlief südwestwärts über den Atlantik.
Zum
18. Dezember verlagerte sich das Tiefdruckgebiet PIA weiter nordostwärts. Es
lag mit gleichbleibendem Kerndruck um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum südlich von
Reykjavík, wodurch Island, Großbritannien und Westeuropa in seinen
Einflussbereich gelangten. Vom
Kern aus verlief eine bogenförmige Okklusionsfront nach Osten, die jedoch in
Reykjavík bis 07 Uhr MEZ nur eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 1 mm
brachte. Vom Okklusionspunkt, der ungefähr über den Färöer-Inseln lag, gingen Warm-
und Kaltfront aus. Die Warmfront verlief südwärts über Schottland und
England bis über den Ärmelkanal. In ihrem Einflussbereich konnten vor allem in
der Westhälfte Großbritanniens bis 07 Uhr MEZ zwölfstündig verbreitet 15 mm, in
Belmullet sogar 29 mm gemessen werden. Unter den
dichten Regenwolken stieg die Temperatur in Edinburgh und Glasgow um 2 bzw. 3°C
vom Vortag auf 11°C und 12°C. Die Kaltfront erstreckte sich von den Färöer-Inseln
bis Nordirland. Durch sie konnte auf Islay im Laufe
des Tages sowohl leichter Schneefall als auch gefrierender Regen beobachtet
werden. Gefrierender Regen ist in der Meteorologie die Bezeichnung für Regen
oder Sprühregen, der aus einer warmen Luftschicht in eine kältere fällt und
dabei augenblicklich zu Eiskörnern gefriert. Wenn die unterkühlten
Wassertropfen auf den Erdboden oder auf Gegenstände mit Temperaturen unter 0°C
auftreffen, bildet sich Glatteis.
Bis
zum Folgetag zog die Zyklone PIA mit einem Kerndruck von unter 975 hPa weiter nach
Norden und befand sich um 01 Uhr MEZ etwa über Island. Dabei war sie fast
vollständig okkludiert. Die Okklusionsfront verlief von Island aus über das
Europäische Nordmeer, die Nordsee, die Benelux-Staaten und Frankreich bis über Spanien,
wo sie in eine Kaltfront überging und bis über den Atlantik führte. Infolgedessen
war der Himmel in Brüssel und Paris den ganzen Tag meist stark bewölkt und aus
den dichten Wolken fiel Dauerregen. Dies führte zu einem milden Dezembertag in
Brüssel und Paris mit einer Höchsttemperatur von 9,5°C und 10,5°C.
Im
Verlauf zog das Tiefdrucksystem PIA mit seinen Ausläufern nach Südosten und lag
am 20. Dezember um 01 Uhr MEZ vollständig okkludiert südlich von Island. Im
Einflussbereich seiner Okklusionsfront, die von Island über die Nordsee,
Dänemark und Deutschland bis über die Alpen verlief, schien die Sonne aufgrund
der dichten Wolkenfelder in Deutschland kaum. Am wärmsten war es in den
nordwestlichen Gebieten des Landes mit Höchsttemperaturwerten um 7°C, wo bis 19
Uhr MEZ in der maritim erwärmten Subpolarluft örtlich eine zwölfstündige Niederschlagsmenge
von 3 bis 5 mm registriert werden konnte.
So
verlagerte sich der Wirbel PIA auch weiterhin nach Südosten und befand sich am
21. Dezember um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum, in dem der Luftdruck ca. 990 hPa
betrug, über Schottland. Seine Okklusionsfront erstreckte sich von den Färöer-Inseln
über Dänemark und Polen bis zu den Karpaten. In der erwärmten Subpolarluft, die
die Front mit sich führte, ging die Temperatur in der Nacht zum 21. Dezember
unter den tiefen Regenwolken in Berlin-Dahlem und Prag auf 3,9 sowie 2,3°C
zurück und tagsüber erwärmte sich die Luft bis zu 7,0 und 7,3°C. In Wien war es
etwas kälter, hier wurde eine Tiefsttemperatur von 0,1°C sowie eine
Tageshöchsttemperatur von 1,8°C registriert.
Bis
zum 22. Dezember verlagerte sich das Tief PIA kaum und lag mit seinem Zentrum
weiterhin über Schottland. Die kurze, rückläufige Okklusionsfront verlief vom
Nordatlantik über Schottland bis zur westlichen Nordsee und brachte bis 07 Uhr
MEZ in Glasgow und Edinburgh noch 0,2 und 8 mm Niederschlag innerhalb von 24
Stunden. Durch die Verstärkung des Tiefs TETE westlich von Irland zog das Tief
PIA weiter nach Südosten. Sein Einflussbereich wurde durch ein unbenanntes Hoch
östlich von Island bzw. durch den Wirbel STINA über Litauen begrenzt. Entlang
seiner Okklusionsfront, die sich am 23. Dezember von den Färöer-Inseln bis
Rumänien erstreckte, fielen in Tannenberg im Erzgebirgskreis und in Bad Sachsa im Harz 24-stündig bis 07 Uhr MEZ 23,2 und 23,7 mm.
In Berlin-Schönefeld konnten 6,8 mm Niederschlag gemessen werden. Während es in
Deutschland unter den dichten Wolken relativ mild war, sank die Temperatur in
südschwedischen Malmö und Stockholm auf 0,4°C bzw. -5,1°C, im Norden Schwedens
und Finnlands örtlich sogar auf -30°C.
Aufgrund
der in immer größeres Gebiet vordringenden Kaltluft kam es zur Verdrängung der
warmen Luftmassen in Bodennähe. Demzufolge schwächte sich das Tiefdruckgebiet
PIA zum nächsten Tag weiter ab. Es lag am 24. Dezember um 01 Uhr MEZ mit seinem
Kern und etwa 1010 hPa über Warschau. Seine bogenförmige Okklusionsfront verlief vom Nordwesten Deutschlands
bis Rumänien. Obwohl in Warschau die Höchsttemperatur am Vortag bei 4,5°C lag,
konnten aufgrund des Zuflusses erwärmter Subpolarluft am 24. Dezember nur noch maximal
1,4°C gemessen werden. An diesem Tag war der Wirbel PIA nach neun Tagen
Lebensdauer zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner
Wetterkarte verzeichnet.