Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet POLYKARP

(Getauft am 09.09.2013)

 

In der Nacht zum 09.09. entstand im Bodenniveau über Zentraleuropa entlang des zum Tiefdruckwirbel OBAMA gehörenden Frontensystems ein Wellentief, welches anhand der Analysekarte für 00 Uhr UTC, also 02 Uhr MESZ, auf den Namen POLYKARP getauft wurde. Das Tief POLYKARP lag mit einen Kerndruck von unter 1015 hPa über dem deutsch-tschechischen Grenzgebiet. Östlich von Dänemark ging eine vom Kern ausgehende Warmfront in die zum Wirbel OBAMA gehörende Kaltfront über. Des Weiteren verlief eine nach Süden führende Kaltfront, welche ebenfalls vom Tiefdruckkern ausging, bis über die Alpen, wo sie sich mit der Warmfront eines nahe Genua liegenden anderen unbenannten Tiefs verband. Außerdem erstreckte sich eine vom Kern ausgehende Warmfront nach Südwesten bis etwa Belgrad. Bereits in der Nacht kam es aufgrund von Aufgleitvorgängen entlang der westlichen Ausläufer des Tiefs POLYKARP zu einsetzenden Niederschlägen, die besonders in der Schweiz und im Osten Deutschlands recht ergiebig ausfielen. Am Morgen des 09.09., um 06 Uhr UTC, wurde im Stadtgebiet von Zürich eine Niederschlagsmenge der vergangenen 12 Stunden von 15 l/m2 gemessen. Die Messstation auf dem Napf meldete 22 l/m2 und Locarno bis zu 53 l/m2 Regen, die dort in einem Zeitraum von sogar nur 6 Stunden fielen. Das Niederschlagsgebiet setzte sich in einem breiten Streifen von der Schweiz über Bayern bis nach Mitteldeutschland fort, sodass auch hier oftmals Regenmengen von über 20 l/m2 gemessen wurden. Im gleichen Zeitraum wie in der Schweiz registrierten Messstationen in Magdeburg 21 l/m2, bei Leipzig 29 l/m2 und in Augsburg 33 l/m2 Regen.

Zum 10.09. verlagerte sich die Zyklone POLYKARP nach Norden und lag mit ihrem Zentrum gegen 00 Uhr UTC und einem Kerndruck von etwa 1010 hPa über dem Norden Dänemarks nahe Aalborg. Vom Kern zog eine Okklusionsfront - eine Mischfront, die Eigenschaften von sowohl Warm- als auch Kaltfront aufweist - über die Ostsee und Polen hinweg nach Südosten bis nach Bukarest, wo sie ihren Okklusionspunkt hatte und sich anschließend in eine Warm- und eine Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront zog vom Okklusionspunkt weiter nach Südosten bis zur türkischen Ostküste, während die Kaltfront einen Bogen über Sofia nach Westen beschrieb und über dem Balkan in das Frontensystem eines anderen, über dem Mittelmeer liegenden Tiefs überging. Das Tief POLYKARP wurde weiterhin durch eine Warmfront mit dem Wirbel OBAMA verbunden, die westlich des Kerns beginnend und dem Küstenverlauf Norwegens folgend sich nahe des nördlichen Wendekreis mit dessen Kaltfront verband. In den vergangenen 24 Stunden hatte sich das sehr markant ausgebildete Niederschlagsband mit den Ausläufern des Tiefdrucksystems POLYKARP nach Nordosten verlagert und überstrich dabei ein weites Gebiet von Polen über Ungarn bis nach Rumänien, hatte dabei aber an Intensität verloren. Bis 06 Uhr UTC wurden innerhalb der zurückliegenden 24 Stunden in Bratislava 5 l/m2 und im polnischen Łeba 11 l/m2 Regen gemessen, am Plattensee, dem Balaton, kamen bis zu 15 l/m2 zusammen. Stärker fielen die Niederschläge im Norden Deutschlands sowie in Dänemark aus. Im gleichen Zeitraum wurden am Hamburger Flughafen 22 l/m2, im Brandenburgischen Marnitz 23 l/m2 und in Aalborg 37 l/m2 registriert. Schon im Laufe des Vormittags hatte sich das Niederschlagsgebiet, was sich in der Nacht in einem Band von Dänemark bis nach Rumänien erstreckte, weitestgehend aufgelöst. In Auflösung begriffen war auch Tief POLYKARP, welcher zunehmend in die Zirkulation des sich von Westen nähernden Tiefdruckwirbels NANDOR aufgenommen wurde.

Bereits in der Nacht zum 11.09. konnte das einstige Tiefdruckgebiet POLYKARP nicht mehr als eigenständiger Wirbel auf der Berliner Wetterkarte analysiert und verzeichnet werden.

 

 

Geschrieben am 16.09.2013 von Christian Ulmer

Berliner Wetterkarte: 10.09.2013

Pate: Polykarp Stolzlechner