Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet QENDRESA
(getauft am 03.11.2014)
Im Laufe des 03.11.2014 bildete sich auf
der Vorderseite eines Langwellentroges über Westeuropa, das heißt einem nach
Süden vorstoßendem, ausgedehnten Gebiet kalter Luft, im Bodenniveau an einer
Wellenstörung der Kaltfront des Tiefdrucksystems PIA ein Wirbel aus, der in der
Prognose für den 04.11. auf den Namen QENDRESA getauft wurde.
Am Tauftag besaß das Tiefdruckgebiet
QENDRESA einen Kerndruck von etwa 1000 hPa und befand sich um 00 Uhr UTC, also
01 Uhr MEZ, über Aragonien. Die Kaltfront verlief über Lissabon und dem
Nordatlantik, wo diese östlich der Azoren in die Warmfront eines unbenannten
Tiefdruckgebietes überging. Die Warmfront verlief nach Nordosten und schloss
sich etwa über Bordeaux an das Frontensystem des Tiefs PIA an.
Am 05.11. spaltete sich der Tiefdruckwirbel
QENDRESA in zwei Tiefdruckgebiete auf, wobei der Kerndruck beider Druckgebilde
ca. 1000 hPa betrug. Das Zentrum des Tiefs QENDRESA I befand sich dabei über
Marseille. Die zugehörige Kaltfront erstreckte sich bogenförmig nach Süden über
Algerien und dem Nordatlantik, wo diese in eine Warmfront eines anderen Tiefs
überging. Die Warmfront des Wirbels QENDRESA verlief hingegen nach Norden und
ging etwa über München in die Kaltfront der Zyklone QENDRESA II über, dessen
Kern über Hamburg lag. Die Warmfront dieses Teiltiefs erstreckte sich nach
Norden und verband sich über Gotland mit der Kaltfront des Wirbels PIA III.
Hamburg meldete um 06 Uhr UTC des Folgetages eine 24-stündige
Niederschlagssumme von 2,7 mm. In München brachte das System QENDRESA im
gleichen Zeitraum 4,8 mm Regen. Dort wurde eine Maximaltemperatur von 10,0°C
registriert, wobei diese am Tag davor noch 21,6°C betrug.
Die Tiefdruckwirbel QENDRESA I und II
blieben bis zum Folgetag nahezu stationär, ihr Kerndruck stieg dabei jeweils um
5 hPa an. Vom Kern des Tiefs QENDRESA I verlief eine kurze Okklusionsfront, das
heißt eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, nach Nordosten.
Eine Okklusion entsteht, wenn die etwas langsamere Warmfront von der
schnelleren Kaltfront eingeholt wird. Der Punkt, an dem die Kaltfront die
Warmfront erreicht und sich mit ihr vereinigt, nennt sich Okklusionspunkt. Von
diesem aus erstreckte sich die Kaltfront nach Süden und ging über Tunesien in
eine Warmfront über. Die Warmfront erstreckte sich nach Nordosten bis zu den Alpen,
wo sie in die Kaltfront des Tiefs QENDRESA II überging. Vom Zentrum der Zyklone
QENDRESA II verlief die Warmfront nach Nordosten und ging nördlich von Moskau
in eine Kaltfront eines anderen Tiefdruckgebietes über. Durch den Einfluss von
Tief QENDRESA II sank die Höchsttemperatur in Prag innerhalb von 24 Stunden von
12°C auf 8°C. Ebenso fiel die Höchsttemperatur in Mailand im gleichen Zeitraum
von 16°C auf 14°C. Dort wurden außerdem 0,4 mm Niederschlag registriert.
Bis zum 07.11. zog das Tiefdruckgebiet
QENDRESA I bei gleichgebliebenem Kerndruck nach Südosten und lag somit über dem
westlichen Sizilien. Vom Kern aus erstreckte sich die Kaltfront leicht
bogenförmig nach Süden. Die Warmfront verlief nach Norden bis zur polnischen
Ostsee, wo diese in die Kaltfront der Zyklone QENDRESA II überging. Von deren
Kern aus, der sich über dem Rigaer Meerbusen mit einem Druck von 1010 hPa
befand, führte eine kurze Okklusionsfront in einem Bogen über die Ostsee. Vom
Okklusionspunkt südöstlich von Helsinki erstreckte sich die Warmfront nach
Südosten und ging etwa über Moskau in die Kaltfront eines anderen unbenannten
Tiefs über. Riga meldete um 06 Uhr UTC des Folgetages eine 24-stündige
Niederschlagssumme von 12 mm. Durch den Einfluss von Tief QENDRESA I fiel auf
Malta im gleichen Zeitraum 30 mm Niederschlag und die höchste Temperatur wies
einen Wert von 18°C auf, während diese am Vortag noch 25°C betrug.
Die Tiefdruckwirbel QENDRESA I und II
verlagerten sich bis zum Folgetag nur wenig nach Osten. Die Zyklone QENDRESA I befand
sich somit über dem östlichen Sizilien mit einem Kerndruck von 1000 hPa. Vom
Kern aus verlief die Okklusionsfront in einem Bogen nach Nordwesten bis östlich
von Sardinien. Von diesem Punkt aus zog sich die Kaltfront in einem Bogen an
der ostgriechischen Küste nach Süden. Die Warmfront verlief nach Nordosten und
verband sich über Wien mit der Kaltfront des Tiefdruckgebietes QENDRESA II mit
Zentrum über St. Petersburg. Der Kerndruck dieser Zyklone verringerte sich im
Vergleich zum Vortag auf 1005 hPa. Die Warmfront erstreckte sich nach Osten und
reichte bis außerhalb des Analysebereichs. In St. Petersburg wurden innerhalb
der folgenden 24 Stunden 5 mm Niederschlag registriert. An der Westküste
Siziliens, im Kernbereich des Tiefdruckwirbels QENDRESA I wurde um 06 Uhr UTC
Gewitter gemeldet.
Das Tiefdruckgebiet QENDRESA I befand sich
um 00 Uhr UTC des 09.11. über dem Mittelmeer südwestlich von Griechenland.
Dabei konnte dem Tief kein Frontensystem zugeordnet werden. Der Kerndruck des
Wirbels erhöhte sich dabei auf 1010 hPa. Das Zentrum des Tiefs QENDRESA II lag
über dem Rybinsker Stausee und der Kerndruck betrug 1015 hPa. Vom Kern aus
verlief die Okklusionsfront leicht bogenförmig nach Südosten und reichte bis
etwa Saratow. Von diesem Punkt aus erstreckte sich die kurze Warmfront gebogen
nach Südwesten. Die Kaltfront verlief in der gleichen Form nach Südwesten und
ging in die Warmfront eines unbenannten Tiefdruckgebietes nahe den Karpaten
über. Entlang der Kaltfront meldete Moskau um 06 UTC des darauffolgenden Tages
eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 7 mm, die Maximaltemperatur fiel
derweil um 3°C ab. Außerdem erhöhte sich durch die Warmfront die
Tageshöchsttemperatur in Wolgograd von 2°C am Vortag auf 8°C.
Bis
zum 10.11. füllte sich das Tief QENDRESA I weiter auf und konnte dadurch im
weiteren Verlauf nicht mehr verzeichnet werden. Das Tiefdruckgebiet QENDRESA,
welches das Tief QENDRESA II vom Tag zuvor darstellte, verlagerte sich nur
geringfügig nach Nordosten. Vom Kern aus zog sich bogenförmig die Okklusionsfront
entlang der Wolga und reichte bis nach Kasan. Von dort aus nahm sie den
Charakter einer Kaltfront an, welche wiederum in eine rückläufige Warmfront
überging. Letztere erstreckte sich in einem großen Bogen bis nach Dänemark.
Die
Zyklone QENDRESA zog im Laufe dieses Tages weiter nach Nordosten und verließ
somit bis zum Folgetag den Analysebereich der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben
am 23.11.2014 von Barbara Szénási
Berliner
Wetterkarte: 08.11.2014
Pate:
Daniel Miesling