Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet QETSIYAH

(getauft am 17.12.2018)

 

Im Laufe des 16.12. entwickelte sich entlang einer Front des bei Schottland liegenden Tiefdrucksystems OSWALDE ein neuer Tiefdruckwirbel, der in der Analyse des 17.12. auf den Namen QETSIYAH getauft wurde. Am Tauftag um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, befand sich das Zentrum des Wirbels QETSIYAH, von dem sowohl eine Warm- als auch eine Kaltfront ausgingen, mit einem Druck von etwas unter 1015 hPa vor Italien südlich von Genua. Während sich die Warmfront vom Kern aus in südöstlicher Richtung entlang der italienischen Westküste bis über die nordafrikanische Küste erstreckte, reichte die Kaltfront über Sardinien und Gibraltar nach Westen bis über den Atlantik. Hebungsprozesse im Kernbereich des Wirbels sowie entlang dessen Fronten hatten die Entwicklung eines ausgeprägten Niederschlagsbandes zur Folge, das sich in der Nacht zum 17.12. zunächst auf Teile Mittelitaliens auswirkte. Dabei kam es zu teils schauerartigen Regenfällen, die innerhalb von zwölf Stunden bis 06 Uhr UTC in Rimini 18,0 mm, bei Civitavecchia 20,0 mm und an der Wetterstation Vigna Di Valle nahe Rom bis zu 47,0 mm Niederschlag brachten. Mit nahezu unveränderter Intensität verlagerte sich der regenreiche Tiefdruckwirbel im Tagesverlauf nach Osten. Seine Ausläufer trafen neben Italien alsbald auch auf Griechenland und den Süden der Balkanhalbinsel und brachten vor allem den Küstenregionen teils ergiebige Niederschläge. Innerhalb von 24 Stunden wurden in Požarane in Nordmazedonien 14,2 mm und im albanischen Kuçova 16,4 mm registriert, während auf den griechischen Inseln Korfu und Kefalonia 25,6 mm und 45,2 mm Regen gemessen wurde. Im selben Zeitraum führten in Italien teils gewittrige Schauer bei Brindisi 32,0 mm Regen und auf dem 1663 m hohen Monte Scuro 37,0 mm starken Regen mit sich.

Zum 18.12. war das Zentrum der Zyklone QETSIYAH nach Osten gezogen und befand sich gegen 00 Uhr UTC mit einem Druck von weiterhin knapp 1010 hPa über dem Ionischen Meer unweit der griechischen Westküste. Teile seiner Warmfront waren in den vergangenen 24 Stunden von der ihr nacheilenden Kaltfront eingeholt worden, sodass sich entlang derer eine Okklusionsfront hatte ausbilden können, die oftmals durch kräftige und anhaltende Regenfälle geprägt ist. Diese Mischfront reichte vom Kern nach Südosten bis zu ihrem Okklusionspunkt, der Stelle in der Warm- und Kaltfront ineinander übergehen, nahe Athen. Von dort zog sich die Warmfront anschließend über die türkische Südküste nach Osten. Die ihr nachfolgende Kaltfront verlief in einem Bogen nach Südwesten über das Mittelmeer bis über den Norden Afrikas. Die Niederschläge weiteten sich von Griechenland auf den nordöstlichen Mittelmeerraum, die Türkei und Zypern aus und brachten dort örtlich Niederschlagsmengen von weit über 20 mm mit sich: Binnen 24 Stunden fielen in Rhodos 37,8 mm, bei Souda auf Kreta 42,1 mm und auf der Insel Skiathos bis zu 70,0 mm Regen. Auf der zur Türkei gehörenden Ägäisinsel Gökçeada wurden 39,6 mm, im südtürkischen Anamur 49,1 und bei Marmaris, im Südwesten der Türkei, 82,8 mm registriert. Über Zypern brachten die teils gewittrigen Schauer zumeist Mengen zwischen 10,9 mm in Lefka, 23,0 mm in Yialousa / Yeni Erenköy und 30,5 mm in Tymbou. Wie unterschiedlich die Niederschlagsmengen während der einzelnen Schauer und Gewitter ausgeprägt sein können, zeigen die Stationsmeldungen aus dem Großraum Istanbuls: Während 24-stündig am Flughafen Atatürk 11,8 mm fielen, wurden an der Messtation Sarıyer 54,0 mm und am Flughafen Havalimanı gar bis zu 80,6 mm gemessen.

Am 19.12. befand sich der Kern des Wirbels QETSIYAH mit einem Kerndruck von knapp 1015 hPa um 00 Uhr UTC bereits über der Westhälfte der Türkei. Im Binnenland erstreckte sich eine kurze, etwa 300 km lange Okklusionsfront von West nach Ost, wo sie ihren Okklusionspunkt nahe Konya hatte. Von dort reichte die Warmfront nach Südosten bis über den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte hinaus und die Kaltfront nach Süden und Südosten über Zypern und Alexandria weiter ins Landesinnere Ägyptens. Der Schwerpunkt der Niederschläge konzentrierte sich weiter auf die Vorderseite des Wirbels, in dessen Bereich feuchte Luftmassen vom Mittelmeer nun in den Süden und Osten der Türkei sowie im weiteren Verlauf auch nach Syrien und Israel geführt wurden. Ein weiterer Niederschlagsschwerpunkt lag über dem Bosporus beziehungsweise über dem westlichen Schwarzen Meer, in dessen Bereich sich im Tagesverlauf am Rand des Tiefdruckwirbels QETSIYAH ein neues, jedoch nur schwach ausgeprägtes, kurzlebiges Tief ausbildete. So fielen an der Station im Istanbuler Stadtteil Sarıyer 24-stündige Regenmengen von bis zu 20,7 mm, in Alanya im Süden der Türkei waren es 44,0 mm und in Adıyaman gar 49,6 mm. Etwas geringer fielen die Niederschläge hingegen auf Zypern aus, in dessen Richtung sich der Wirbel zunehmend verlagerte: Lefke meldete 4,8 mm, Tymbou 11,7 mm und Gialousa 12,8 mm. Nach Auftreffen der Niederschläge auf die Küsten Syriens und Israels verloren diese zwar allgemein an Intensität, konnten jedoch lokal weiterhin recht ergiebig ausfallen: So wurden in der Innenstadt von Jerusalem binnen 24 Stunden 17,4 mm, am Flughafen von Damaskus 25,0 mm und im israelischen Safed 38,3 mm gemessen. An der Messtation im syrischen Latakia konnten Gewitter mit bis zu 46,0 mm Niederschlag beobachtet werden, die zudem von Hagel begleitet wurden.

Gegen 00 Uhr UTC des 20.12. lag der Kern des Tiefs QETSIYAH mit nahezu unverändertem Druck über Zypern. Eine Okklusionsfront zog sich nördlich des Kerns zunächst über die Nordküste Zyperns und anschließend weiter in Richtung des türkischen Gaziantep, wo sie sich mit der Okklusionsfront des tags zuvor entstandenen Schwarzmeerwirbels verband. Im Laufe des Tages schwächte sich der Tiefdruckwirbel QETSIYAH zunehmend ab. Seine Reste verließen in der Nacht zum 21.12. den von der Berliner Wetterkarte erfassten Analysebereich, sodass er ab dem 22.12. nicht mehr namentlich auf jener verzeichnet werden konnte. Über Syrien und dem Irak hatten sich seine Niederschläge ebenfalls im Wesentlichen aufgelöst. Letzte größere Regenmengen waren zuvor noch in Latakia mit 6,0 mm, im jordanischen Irbid mit 7,0 mm und im Stadtzentrum von Jerusalem mit 14,9 mm gemessen worden. Im israelischen Bet Dagan brachte anhaltender Regen noch bis zu 25,0 mm, ehe auch hier die Niederschläge in der Nacht zum 22.12. nachließen.