Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
QINTON
(getauft am
20.06.2009)
Mitte Juni 2009 entwickelte sich direkt
über Mitteleuropa aus einer Westwindwetterlage ein ausgeprägter Höhentrog.
Dabei war das Tief PETER mit Zentrum über Skandinavien einige Tage wetterbestimmend,
bevor seine Kaltfront Deutschland von Nordwesten her überquerte. Beim
überströmen der Alpen durch die kalten Luftmassen, entstand am 19.06.2009 über
dem südlichen Alpenraum das neue Tiefdruckgebiet QINTON.
Die Luftmassengrenze zwischen der subtropischen
Luft über Italien mit bis zu 33°C in der Poebene und der von Norden
heranziehenden Kaltfront verlief an diesem Tag direkt entlang der Alpen, so
dass sich hier zum Teil kräftige Gewitter bilden konnten, in Österreich wurde
so bis zu 50mm Niederschlag in nur wenigen Stunden gemessen.
Innerhalb der nächsten Tage wanderte QINTON
langsam weiter nach Süden über Italien hinweg. An seiner Westflanke wehte in
der Höhe ein stetiger Nordwind, der kalte Luft heranführte und die Grundlage
für weitere Gewitter mit Hagel und Starkregen bildete. Am 21. Juni entluden
sich diese vor allem über Mittelitalien sowie Kroatien, während am 22.06. die
Gewittercluster bis in den Norden Griechenlands vordrangen. Jetzt besaß QINTON
auch gut ausgebildete Frontensysteme. Die Kaltfront erstreckte sich von QINTON´s Zentrum über der Adria, nach Griechenland und
bogenförmig weiter bis nach Tripolis in Nordafrika. Die Grenze der Warmluft,
die QINTON aus Südosteuropa in Richtung Mitteleuropa transportierte verlief an
diesem Tag von der Dalmatinischen Küste über die Hohe Tatra bis Tula südlich Moskau. Diese Warmfront verstärkte sich immer
mehr und führt eine dichte Wolkenfront mit Regen über Polen hinweg an die
Ostgrenze von Deutschland. Die Bodenfront konnte zwar vorerst nicht über die
Neiße nach Westen vordringen, dennoch wurde Deutschland vom Wetter her
zweigeteilt. Südöstlich einer Linie Cottbus – Thüringer Wald – Mannheim
erreichte tagelang kaum ein Sonnenstrahl die Erde, während der Nordwesten von
Hochdruckgebiet CORINA über der Nordsee mit Sonne satt verwöhnt wurde. So
schien in den längsten Nächten des Jahres am 23.06. in Kiel die Sonne 16,5
Stunden. Trotzdem erreichte hier die Höchsttemperatur in der Kaltluft nur 21°C,
noch kälter war es nur im Dauerregen Bayerns, bei maximal 11°C in weiten
Gebieten südlich der Donau. Mit der Stauwirkung der Alpen wurden dabei
verbreitet unwetterartige Niederschläge gemessen, die Spitzenwerte lagen in
österreichischen Tulln und Lunz bei 86mm in 24h. An diesem Dienstag wurde
auch der geringste Kerndruck von QINTON mit unter 1005hPa südlich von Bukarest
gemeldet.
2 Tage später am 25.06. hatte sich die
Warmfront von Tief QINTON abgespalten und wanderte eigenständig weiter, sodass
die Regengebiete auch den Westen Deutschlands erreichten. Das Zentrum des
Wirbels lag inzwischen stark abgeschwächt über Rumänien, führte in diesem Raum
aber immer noch zu örtlichen Gewittern. Die nächsten 4 Tage verlagerte sich
QINTON mit nur geringfügigen Änderungen, so dass er schließlich am 29. Juni
über dem Schwarzen Meer das letzte mal auf der mitteleuropäischen
Wetterkarte zu sehen war.
Geschrieben von Thomas Schubert am 28.08.2009
Kartenausschnitt: 24.06.2009
Pate: Magdalena und Benedikt Fritsche