Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
QUEENIE
(getauft
am 21.11.2016)
Am
21.11.2016 wurde die Entstehung eines Tiefs im Laufe des Folgetages über der
Mittelmeerseite der Meerenge von Gibraltar auf der Vorderseite eines
ausgedehnten Troges, d.h. eines Kaltluftvorstoßes nach Süden in der mittleren
Troposphäre, vorhergesagt und dieses auf den Namen QUEENIE getauft. Das Tief
QUEENIE entstand dabei aufgrund der wellenförmigen Deformation der Kaltfront
der Zyklone PETRINE bei deren Überströmung der Pyrenäen.
Die fortschreitende
Zyklogenese konnte bereits gegen 06 Uhr UTC, also 07 Uhr MEZ, am 22.11.
beobachtet werden, wobei der Kern des Tiefs QUEENIE sich nun östlich der
Meerenge von Gibraltar über dem Mittelmeer befand. Der Kern wies dabei einen
Druck von minimal knapp unter 1005 hPa auf. Im Laufe des Tages entstanden noch
weitere Kerne, die zwar dem Wirbel QUEENIE zuzuordnen waren, sich aber bis auf
einen, welcher sich nach Marokko verlagerte, nicht stabil etablieren konnten.
Das Frontensystem bestand aus einer sich bis zu den
französischen Alpen erstreckenden Warmfront, die dort in die Kaltfront
des Tiefs PETRINE überging, sowie aus einer Kaltfront, welche bogenförmig vom
Kern über den Atlantik hinausreichte.
Am
23.11.2016 um 00 Uhr UTC befand sich der Wirbel QUEENIE südwestlich der
Balearen vor der spanischen Ostküste. Bei unverändertem Kerndruck von 1005 hPa
reichte das Frontensystem in Form einer Warmfront über Barcelona und die
Pyrenäen sowie über Toulouse, Köln und Hamburg bis zur deutschen Ostseeküste
bei Rügen, wo sie sich mit der Kaltfront des Tiefs PETRINE verband. Weiterhin
führte vom Kern eine Kaltfront südwärts über den Norden Marokkos. Im
Einflussbereich des Tiefs QUEENIE wurden in Frankreich, unter anderem am Mont Aigoual, Orkanböen der Stärke 12 auf der Beaufortskala
registriert, wobei dort Windgeschwindigkeiten von über 165 km/h auftraten. Im
spanischen Bilbao fielen zudem innerhalb von 24 Stunden bis zum 06 Uhr
UTC-Beobachtungstermin des Folgetages 56,2 l/m² Niederschlag in Form von langanhaltendem Regen. Auch in Santander und in San
Sebastian wurden noch hohe Regenmengen von
46,7 l/m² bzw. 54,1 l/m² gemessen.
Eine
stärkere nordwärts gerichtete Verlagerung des Tiefdruckgebiets QUEENIE wurde
durch das Hoch THOMAS über den Britischen Inseln verhindert. Dadurch konnte der
Wirbel QUEENIE am 24.11.2016 mit seinem Kern und unverändertem Druck con etwa
1005 hPa über der Biskaya bei Bordeaux analysiert werden. Die Warmfront
beschrieb nun einen nach Osten reichenden Bogen entlang der Biskaya und der
Bretagne, vorbei an London und Amsterdam, ehe sie bei Wolfsburg abermals in die
Kaltfront des Tiefs PETRINE überging. Die Kaltfront überquerte das Mittelmeer
und verlief entlang der tunesisch algerischen Grenze südwärts über die Sahara, bevor
sie den Analysebereich der Berliner Wetterkarte verließ. Die schon durch das
Tief PETRINE verursachten Niederschläge und damit einhergegangen
Überschwemmungen wurden in Ligurien und Südwest-Frankreich durch den Einfluss
des Tiefs QUEENIE nochmals intensiviert. Innerhalb von nur 24 Stunden fielen an
der Station des Monte Settepani 310 l/m² an Regen bis
00 Uhr UTC des Folgetages. Davon wurden allein 174 l/m² 12-stündig bis 18 Uhr
UTC und weitere 119 l/m² in den anschließenden 6 Stunden gemessen. In
Frankreich wurden derweil vor allem im Süden des Landes ebenfalls hohe Summen
registriert, wie beispielsweise 145 l/m² in Sospel,
74 l/m² in Le Luc oder 64 l/m² in Cannes.
Im
Tagesverlauf entwickelte sich entlang der Kaltfront über Algerien ein weiteres
Tiefdruckzentrum aus, wodurch am Folgetag das Tief QUEENIE zwei Kerne aufwies.
Weiterhin durch das Hoch THOMAS blockiert, verlagerte sich das ursprüngliche
Zentrum der Zyklone QUEENIE retrograd in südwestlicher Richtung und hatte in
den ersten Stunden des 25.11.2016 schließlich die Küstenregion Portugals auf
Höhe von Porto erreicht. Von dort verlief eine Okklusion bis zur Bretagne.
Unter einer Okklusion wird dabei eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront
verstanden, die im sogenannten Okklusionspunkt aufgrund der höheren
Verlagerungsgeschwindigkeit von Kaltfronten und der damit erfolgenden
Vermischung mit der vorlaufenden Warmfront entsteht, wodurch sie die
Eigenschaften beider Frontenarten in sich vereint. Vom Okklusionspunkt über der
nördlichen Biskaya verlief die Warmfront ostwärts bis etwa Frankfurt am Main,
wo sie in die Kaltfront des weiterhin vorlaufenden Tiefs PETRINE überging. Die
Kaltfront verlief über Nantes nach Monaco, wo sich das Zentrum des Tiefs
QUEENIE befand. Daran anschließend führte die Kaltfront in südlicher Richtung
Korsika, Sardinien sowie Tunis passierend, über die Sahara, wo sie den
Analysebereich abermals in südlicher Richtung verließ. In Süditalien setzten
nun auch zum Teil kräftige Regenschauer ein, in Brindisi fielen dabei in 3
Stunden bis 12 Uhr UTC
99 l/m² und über Sizilien wurden vereinzelt Gewitter beobachtet. Am Monte Settepani blieben die Niederschläge weiterhin vorhanden, aber
in deutlich geringerem Umfang. Innerhalb von 24 Stunden waren bis um 00 Uhr UTC
des 26.11. nochmals 43,8 l/m² gefallen. Dies entspricht innerhalb von vier
Tagen zwischen dem 22. und dem 25. einem Gesamtniederschlag von 467 l/m². Die
durchschnittliche Jahresniederschlagssumme für Berlin-Dahlem betrug zum
Vergleich zwischen 1971 und 2000 rund 579 l/m².
Während
sich der erste Kern des Tiefs QUEENIE kaum verlagerte und am 26.11.2016
weiterhin vor der portugiesischen Küste lag, hatte sich der zweite Kern von
Genua nordostwärts auf Nantes zuziehend aufgelöst. Vom Zentrum des Wirbels
QUEENIE bei Porto verlief eine Okklusion in einem weiten Bogen in Richtung der
Azoren, anschließend über die Bretagne und Paris in südwestlicher Richtung, ehe
sie über der Adria bei Venedig in die Warmfront eines unbenannten Tiefs
überging. Die Niederschläge beruhigten sich nun merklich. Im spanischen Málaga,
wo tags zuvor noch 68,7 l/m² gefallen waren, wurden nun nur noch 45,1 l/m²
gemessen. Am Monte Settepani trat sogar 24-stündig
gar kein Niederschlag mehr auf. Im Stauungsgebiet der Pyrenäen am Cap Beár konnten innerhalb von 12 Stunden bei teilweise starken
Gewittern nochmals 73 l/m² bis 06 Uhr UTC des Folgetages registriert werden.
Am
27.11.2016 hatte das Tiefdruckgebiet QUEENIE schließlich die Südwestspitze
Portugals erreicht. Bei einem weiterhin unveränderten Kerndruck von etwas unter
1005 hPa hatte nun jedoch langsam der Auflösungsprozess eingesetzt. Dadurch
schwächte sich zunächst das ausgedehnte Frontensystem ab, welches nur noch aus
einer Höhenokklusion bestand, die vom Kern ausgehend bogenförmig in nördlicher
Richtung verlief und westlich der Biskaya endete. Das Tief QUEENIE brachte
dabei nochmals ergiebige Regenfälle in Teilen Spaniens und Marokkos. Im
marokkanischen Larache wurden 36 l/m² innerhalb von
24 Stunden bis 06 Uhr UTC am Folgetag gemessen, in Taza
bei anhaltenden Gewittern noch 29 l/m² und in Spanien am Flughafen von Reus in nur 12 Stunden bis 18 Uhr UTC des 27.11. 49 l/m².
Den Spitzenwert erreichte aber Valencia mit 101 l/m² in nur 6 Stunden bis 00
Uhr UTC des 28.11.2016.
Der 28.11.
war auch zugleich der letzte Tag, an dem die Zyklone QUEENIE auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden konnte. Der Kern hatte sich auf nur wenig unter
1010 hPa abgeschwächt und befand sich nun über den Küsten Marokkos und
Algeriens. Das tags zuvor schon nur schwach ausgeprägte Frontensystem hatte
sich nun zur Gänze aufgelöst. Das Tief QUEENIE wurde in der Folge bei weiterer
ostwärts gerichteter Verlagerung über das Mittelmeer von einem ungetauften Tief
aufgenommen und konnte somit nicht mehr namentlich verzeichnet werden.
Geschrieben
am 12.02.2017 von Patrick Ilmer
Berliner
Wetterkarte: 24.11.2016
Pate: Team
von Radio Fritz