Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet QUEEN
(getauft am 08.02.2010)
Im Laufe des
04.02.2010 entwickelte sich am Rande eines ausgeprägten Langwellentroges in der
mittleren Troposphäre (500 hPa Höhe) ein Tiefdruckgebiet, welches sich bis zum
Boden durchsetzte und auf den Namen QUEEN getauft wurde. Zum Zeitpunkt der
Taufe lag die Zyklone mit einem Kerndruck von ca. 1000 hPa über der Iberischen
Halbinsel. In seinem Einflussbereich fielen teils ergiebige Regenmengen, wie
z.B. in Gerona mit 43 l/m². In den folgenden 24 Stunden verlagerte sich der
Wirbel QUEEN unter leichter Verstärkung entlang der Höhenströmung weiter nach
Osten und befand sich mit einem Kerndruck von unter 995 hPa östlich von
Sardinien. Die Niederschlagsgebiete der Zyklone griffen im Tagesverlauf auch
auf Deutschland über, wo sie bei leichtem Frost überwiegend als Schnee fielen.
Die Neuschneemenge lag verbreitet bei unter 5 cm. In Südwestdeutschland auch
örtlich darüber, z.B. in Freiburg im Breisgau mit 7 cm. Wobei in der Region am
Vortag keine Schneedecke gemessen worden war. Bis zum 11.02.2010 blieb die
Zyklone QUEEN unter weiterer leichter Verstärkung quasi stationär über dem
südlichen Italien liegen. Aufgrund von großräumigen Aufgleitpozessen an der
Ostflanke des Tiefdruckgebietes kam es vor allem im Osten und Norden
Deutschlands zu lang anhaltenden teils auch ergiebigen Schneefällen, sodass die
Schneedecke merklich anwuchs. Wie in Schönhagen an der Ostsee von 32 cm auf 50
cm, Kiel 24 cm auf 36 cm oder Hamburg 16 cm auf 24 cm. Bis zum 12.02.2010 hatte
sich über dem Mittelmeer in der mittleren Atmosphäre ein deutlicher
Kaltlufttropfen entwickelt. Am Boden war dieser Kaltlufttropfen durch eine
ausgedehnte Tiefdruckrinne mit zwei Zentren (QUEEN I und QUEEN II) über Italien
und dem Baltikum deutlich zu erkennen. Damit blieb die Großwetterlage für
Deutschland unverändert, sodass es zu weiteren ergiebigen Schneefällen in
weiten Teilen Deutschlands kam. Damit verbunden war ein weiterer Anstieg der
Schneedecke. So stieg z.B. die Schneedecke in Berlin-Dahlem auf 37 cm, im
südlichen Brandenburg wurden örtlich sogar 42 cm gemessen. Dies ist auch für
Berlin / Brandenburg eine ungewöhnlich hohe Schneedecke. Im Laufe des folgenden
Tages verlagerten sich die beiden Teiltiefs entlang der Höhenströmung nach
Osten, bzw. nach Norden. So lag QUEEN I
über dem südlichen Baltikum und QUEEN II über Polen. Damit verbunden war eine
weiterhin andauernde Advektion und Hebung relativ feuchter Luftmassen aus dem
Mittelmeerraum, die über Deutschland weiterhin zu anhaltenden Schneefällen führten.
So wurden begünstigt durch die anhaltenden Schneehöhen neue Rekorde in der
Gesamtschneehöhe aufgestellt, wie z.B. in Greiswald, wo mit 60 cm Schneedecke
der alte Rekordwert aus dem Winter 1978/1979 um 2 cm überboten wurde. Auch im restlichen
Mecklenburg-Vorpommern wurden ungewöhnlich hohe Schneedecken beobachtet.
Während der Tage mit lang anhaltenden Schneefällen lag die Temperatur in
Deutschland verbreitet bei leichtem Frost, nachts wurden bei zeitweiligem
Aufklaren auch strenge Fröste registriert, wie in Oberstdorf mit -19 °C. Bis
zum 14.02. verlagerte sich das Tiefdruckgebiet QUEEN weiter nach Osten und lag
mit einem Kerndruck von 1005 hPa über der westlichen Ukraine. In seinem
Einflussbereich kam es zu teils lang anhaltenden Schneefällen sodass auch in
Osteuropa die ohnehin ungewöhnlich hohe Schneedecke weiter anstieg. Zum
Beispiel in Brest in Weißrussland auf 47 cm. Auch in Polen lag zu diesem
Zeitpunkt ungewöhnlich viel Schnee wie in Bialystok mit 55 cm oder in Warschau
mit 42 cm. In den folgenden 24 Stunden blieb der Wirbel QUEEN stationär über
der Ukraine liegen, schwächte sich jedoch merklich ab. Dennoch blieb die
Zyklone weiterhin Wetterwirksam und brachte Weißrussland, der Ukraine und Polen
weitere meist leichte Schneefälle. Bis zum 16.02.2010 löste sich das
Tiefdruckgebiet QUEEN über der westlichen Ukraine auf und wurde fortan nicht
mehr auf der Berliner Wetterkarte geführt.
In die Medien ging das
Tief QUEEN aufgrund lang anhaltender starker Schneefälle als das „Schneetief
QUEEN“ ein.
Geschrieben am 29.03.2010 von Tobias Mahnkopf
Wetterkarte: 11.02.2010
Pate: Randolf Jorberg